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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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Film?», fragte ich.
    «Großartig», sagte Gillian.«Zumindest der Teil, den wir gesehen haben. Aber irgendjemand hat den Feueralarm im Kino ausgelöst, und wir mussten gehen. Sie haben uns Freikarten gegeben.»
    «Wie kann man nur auf die Idee kommen, sich an einem Freitagabend in New York so einen Film anzuschauen», sagte ich.«Das ist doch die reinste Hölle.»
    «Nicht jeder ist so lahmarschig wie du, James», sagte Gillian.
    «Zankt euch nicht, Kinder», sagte Herr Schultz.«Das höre ich daheim schon zur Genüge.»Rainer Maria war verheiratet und hatte ein paar beängstigend blonde Kinder. Kirsten, seine Frau, unterrichtete skandinavische Sprachen an der Columbia (ich bin sicher, die Nachfrage war gewaltig) und schrieb eine Krimireihe, deren Hauptfigur ein transsexueller schwedischer Detektiv (weiblich → männlich) war. Kirsten hatte eine Affäre mit ihrem ehemaligen Therapeuten. Sie und Rainer Maria führten eine«offene»Ehe. (Das alles weiß ich, weil Gillian es mir erzählt hat.)
    «Rate mal», sagte ich zu Gillian.
    «Was?», fragte sie.
    «Dad lässt dieses Wochenende eine Schönheitsoperation machen.»
    «Cool. Was lässt er denn machen?»
    «Er lässt sich die Falten unter den Augen wegmachen.»
    «Das wurde auch Zeit», sagte Gillian.«Er sah ja schon langsam aus wie Walter Matthau. Heißt das, dass er dieses Wochenende nicht zum Haus fährt?»
    «Ja», sagte ich.
    Sie wandte sich an Rainer Maria.«Willst du morgen an den Strand fahren, Liebster?»
    «Nein», sagte er.«Ich kann den Strand nicht ausstehen. Und bitte nenn mich nicht Liebster.»
    «Fährst du raus?», fragte Gillian mich.
    «Nein», sagte ich.«Ich besuche morgen Nanette.»
    «Du bist echt verrückt.»
    «Leck mich», sagte ich.
    «Kinder, Kinder», sagte Rainer Maria.
    «Findest du das etwa nicht verrückt?», fragte Gillian Rainer Maria.«Ein 18-Jähriger, der seine Großmutter besucht?»
    «Nein», sagte Rainer Maria.«Ihr Amerikaner besitzt so wenig Sinn für die Familie. In Deutschland ist das anders. Wir lieben unsere Großeltern.»
    «Ich sage ja nicht, dass man sie nicht lieben soll», sagte Gillian.«Ich finde es nur verrückt, sie zu besuchen. Es wird dir echt guttun, aufs College zu gehen, James. Du musst wirklich aus diesem Haus hier raus.»
    «Ich habe beschlossen, nicht aufs College zu gehen», sagte ich.
    «Was? Wann?»
    «Heute.»
    «Was meinst du damit, du gehst nicht aufs College? Was willst du denn machen?»
    «Ich überlege mir, in den Mittleren Westen zu ziehen.»
    «In den Mittleren Westen? Welchen Mittleren Westen?»
    «Den der Vereinigten Staaten. In die Präriestaaten.»
    «Die Präriestaaten ? Du hast wohl einmal zu oft Meine Antonia gelesen.»
    «Sei still, Gillian. Ich finde, das ist ein sehr guter Plan für dich, James», sagte Rainer Maria.«Das College in den Vereinigten Staaten ist eine Farce.»
    «Hallo!», sagte Gillian.«Du unterrichtest an einem College. »
    «Wenn jeder an die Arbeit, die er macht, glauben müsste, meine liebe Gillian, dann ginge in dieser Welt nicht viel voran», sagte Rainer Maria.
    «Hast du Mom schon davon erzählt?»
    «Ich habe es ihr gegenüber erwähnt.»
    «Wie meinst du das, du hast es erwähnt? Wie kannst du, einen Monat bevor du aufs College gehen sollst, erwähnen, dass du nicht gehst?»
    «Ich habe es eben erwähnt. Sie hat wohl gedacht, ich mache Witze.»
    «Das hat sie ganz sicher. Was ist bloß los mit dir? Warum willst du nicht aufs College gehen?»
    «Ich halte es für Zeitverschwendung, und ich würde die Leute dort nicht leiden können. Mit solchen Leuten will ich nicht zusammen sein.»
    «Mit was für Leuten?»
    «Leuten wie dir.»
    «Ich finde, das hört sich sehr vernünftig an, James», sagte Rainer Maria.
    Gillian schlug nach ihm.«Was soll das denn heißen? Er hat gerade gesagt, dass er nicht mit Leuten wie mir zusammen sein will.»
    «Ich meinte das mit der Zeitverschwendung, und ich glaube nicht, dass James die Leute dort mögen würde, und das geht nicht gegen dich, meine Liebe.»
    Gillian trank ihr Bier aus und stand auf.«Ich habe Hunger», sagte sie.«Lass uns was essen gehen.»
    «In Ordnung», sagte Rainer Maria.«Aber irgendwo, wo es ruhig ist. Und billig.»
    «Lass uns zu Primo gehen.»
    «Bei Primo ist es weder ruhig noch billig», sagte R. M.
    Ich stand auf.«Ich gehe schlafen.»
    «Ja, du solltest dich besser ausruhen», sagte Gillian.«Du hast morgen einen aufregenden Tag vor dir.»
    «Kannst du mit Miró rausgehen?»
    «Nein», sagte

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