Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
Blicks, mit dem er auf seinen Bildschirm sah, wusste ich, dass er bei Gent4Gent unterwegs war.
«Prima», sagte er.«Ich gehe dann direkt nach euch.»
«Schönes Wochenende», sagte ich.
«Dir auch.»
Wie durch ein Wunder hatte meine Mutter ihre Sonnenbrille gefunden, und wir gingen aus der Galerie und den Gang hinunter und warteten auf den Lastenaufzug, den einzigen Aufzug im Gebäude, der von freundlichen Männern betrieben wird, die ihre Macht genießen, die Leute aus den Galerien aufzuhalten und ihnen die Zeit zu stehlen.
Draußen auf der Straße wandten wir uns nach links und gingen den einen Block hinunter zum West Side Highway. An der Ampel warteten wir auf Grün und gingen dann zur Promenade am Hudson River hinüber, auf der es zu dieser Tageszeit von Rollerbladern, Radfahrern und Joggern nur so wimmelte: eine Art Happy Hour der Bewegung und Gesundheit.
Es war trotzdem nett, am Fluss entlangzugehen. Wir kamen an einem Wagen vorbei, an dem eisgekühlte Limonade angeboten wurde, und meine Mutter kaufte jedem von uns eine.«Warst du heute Mittag mit deinem Vater essen?», fragte sie mich.
«Ja», sagte ich.
«Hast du ihm von mir erzählt?»
«Ja.»
«Ich wünschte, du würdest das nicht tun, James. Er muss nicht über jede Kleinigkeit in meinem Leben Bescheid wissen. »
«Ich finde nicht, dass das eine Kleinigkeit ist», sagte ich.
«Du weißt genau, was ich meine», sagte sie.«Wo seid ihr hingegangen?»
«In den Partners’ Dining Room.»
«Großer Gott, aus diesem Mann bringt man nicht mal ein anständiges Mittagessen heraus. Lassen sie auch schon Frauen da rein?»
«Ich glaube schon», sagte ich.«Solange es Partnerinnen sind.»
«Was sie natürlich nicht sind», sagte meine Mutter.«Was hast du gegessen?»
Wie so viele Leute, die den Großteil ihrer Mahlzeiten in Restaurants zu sich nehmen, ist meine Mutter immer neugierig, was sich andere Leute in anderen Restaurants bestellen.«Penne», sagte ich.«Mit frischem Basilikum und Kirschtomaten. »
«Und, hat es geschmeckt?»
«Ja», sagte ich. Ich überlegte, ob ich ihr erzählen sollte, was mein Vater über Pasta gesagt hatte, entschloss mich aber, es zu übergehen.
«Ich habe mit Frances Sharpe bei Bottino gegessen. Wusstest du, dass ihre Tochter auf die Brown geht?»
«Nein», sagte ich.
«Doch», sagte meine Mutter.«Olivia Dark-Sharpe. Sie kommt in ihr vorletztes Studienjahr. Leider verbringt sie es in Honduras. Offenbar gibt es da ein Programm von der Brown, wo man den Einheimischen beibringt, wie man Kunsthandwerk herstellt.»
«Sollte es nicht genau umgekehrt sein?»
«Wie meinst du das?», fragte meine Mutter.
«Wieso brauchen die Menschen in Honduras denn Studenten von der Brown, die ihnen beibringen, wie man Kunsthandwerk macht?»
«Das hat Frances mir erklärt. Offenbar sind die Sachen, die sie herstellen, nicht gut. In dem Programm zeigt man ihnen, wie man kunsthandwerkliche Produkte macht, die man im Ausland verkaufen kann, wie Einkaufstaschen und parfümierte Kerzen und Seifen.»
«Ich kann mein vorletztes Jahr am College kaum erwarten. »
«Sei nicht so frech, James. Frances sagt, dass Olivia die Brown vergöttert.»
«Vergöttert?»
«Jawohl: vergöttert. Was ist denn so falsch daran?»
«Ich weiß nicht. Ich finde es nur etwas seltsam, ein College zu vergöttern.»
«Manchmal bist du einfach unausstehlich, James. Du weigerst dich, auch nur die geringste Begeisterung für irgendwas zu zeigen oder wenigstens bei anderen zu tolerieren. Das regt mich auf, und es ist unreif.»
«Das ist gar nicht wahr», sagte ich.«Ich kann mich für viele Dinge begeistern.»
«Zum Beispiel?»
«Na ja, zum Beispiel für dieses Haus, das ich dir gestern Abend gezeigt habe.»
«Welches Haus?»
«Das Haus in Kansas. Mit der Veranda, auf der man schlafen kann.»
«Tja, das zählt wohl kaum, da es für dein Leben von keinerlei Bedeutung ist. Für was in deinem Leben kannst du dich begeistern? Was vergötterst du?»
«Ich vergöttere Trollope», sagte ich.«Und Denton Welch und Eric Rohmer.»
«Wer ist Denton Welch?»
«Ein genialer Schriftsteller. Er war Engländer und wollte eigentlich Maler werden, aber als er 18 oder so war, und mit dem Fahrrad unterwegs, wurde er von einem Auto überfahren und war seitdem behindert und konnte nicht mehr malen, also fing er mit dem Schreiben an.»
«Das klingt makaber. Obwohl ich ja Menschen bewundere, die das Beste aus ihrem Schicksal machen.»
«Er war ein erstaunlicher Schriftsteller.
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