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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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Museum kommt. Plötzlich endete der Bürgersteig einfach, ohne jeden ersichtlichen Grund, und ich musste auf dem Seitenstreifen neben der Fahrbahn gehen, auf dem man ganz offensichtlich besser nicht gehen sollte, denn ich wurde fast überfahren. Die Autofahrer in L.A. sind nicht sehr fußgängerfreundlich; es kommt einem so vor, als hätten sie noch nie zuvor einen Fußgänger gesehen und glaubten nicht, dass er echt sei, deshalb brettern sie mit 130 an einem vorbei. Die Straße, von der ich gedacht hatte, sie würde mich zum Getty Museum bringen, führte nur zu einer achtspurigen Autobahn, die ich, wie ich wusste, nicht überqueren konnte, obwohl ich das Museum direkt vor mir sah. Todesmutig ging ich denselben Weg wieder zurück und fand die Personalauffahrt des Getty, eine Straße, die auf der Rückseite des Hügels entlangführt, auf dem das Museum so schüchtern hockt, aber die Wachen in einem Häuschen am Anfang der Straße sagten, auf der Personalauffahrt seien nur Fahrzeuge erlaubt: Ein menschlicher Fuß darf diese Auffahrt offenbar niemals berühren. Das kam mir so albern vor, und mir war so heiß, und ich war schon so angepisst, dass ich aggressiv wurde und die Straße hochging, und im nächsten Moment stürmten die Wachen mit gezogenen Waffen aus dem Häuschen und stürzten sich regelrecht auf mich. Sie drohten damit, die Polizei zu rufen, aber ich beschwor sie, es nicht zu tun, und schließlich machten sie ein Foto von mir und ließen mich ein Formular unterschreiben, mit dem ich mich verpflichtete, das Getty Museum unter keinen Umständen je wieder zu besuchen. (Seitdem habe ich diesen Traum, dass ich irgendwann in meinem Leben einen bedeutenden Preis bekommen soll, und die Preisverleihung findet im Getty Museum statt, und ich muss den Preis ablehnen und werde gefragt, wieso, und ich sage, das liege an ihren unbedachten Vorschriften, was den Museumszugang für Fußgänger betrifft, und sie erkennen, wie dumm das ist, und bauen einen Fußgängerweg zum Museum, den sie nach mir benennen.)
    Die Lage des Travelodge war nicht sein einziger Nachteil. Um Geld zu sparen und die Kameradschaft unter den Teilnehmern zu fördern, mussten wir uns zu dritt ein Zimmer teilen, und das hieß, dass in jedes Zimmer ein Klappbett gequetscht wurde, und natürlich galt das demokratische Prinzip:«Wer zuerst kommt, mahlt zuerst», und da ich als Letzter eintraf, bekam ich das Klappbett.
    Die Erfahrung, zusammen mit zwei anderen Typen in einem Hotelzimmer zu übernachten, war so traumatisch, dass ich mich an nicht mehr viel erinnere. Ich weiß ja, dass das alles total krank und neurotisch von mir ist und dass ich wahrscheinlich den Mund halten und zur Army gehen sollte, mit Dutzenden anderer Männer in einem Raum schlafen, in einem Verschlag ohne Türen scheißen und mich bloß mal überwinden sollte, aber ich war nicht bei der Army, und ich wollte einfach nur einen Ort, an dem ich allein sein konnte. Alleinsein ist für mich ein Grundbedürfnis, wie Essen und Trinken, aber ich merke, dass andere das nicht so sehen. Meine Zimmergenossen fanden es anscheinend ganz toll, im selben Zimmer zu wohnen, sie ließen diesen idiotischen Lasst-uns-einen-Jointreinziehen-Quatsch vom Stapel, und es schien ihnen nichts auszumachen, dass sie nie allein waren. Ich fühle mich nur dann ganz ich selbst, wenn ich allein bin. Mit anderen Leuten zu kommunizieren zählt nicht zu meinen natürlichen Gaben; es belastet mich und kostet Anstrengung, und eben weil es nicht zu meinen natürlichen Gaben zählt, fühle ich mich, als wäre ich nicht ich selbst, wenn ich diese Anstrengung auf mich nehme. Was meine Familie betrifft, fühle ich mich relativ wohl, aber selbst bei ihr spüre ich manchmal diese Last, nicht allein zu sein.
    Das letzte Mal, dass ich mich mit einem solchen Gemeinschaftserlebnis konfrontiert sah, war in jenem Sommer, als ich zwölf war und ins Segelcamp gesteckt wurde. Es war der Sommer, in dem meine Eltern sich scheiden ließen, deshalb schickten sie Gillian und mich fort. Gillian war 15 und durfte eine große Europareise mit der Familie ihrer Freundin Hilary Candlewood machen, aber ich wurde ins Segelcamp nach Cape Cod verbannt. Ich glaube, meine Eltern hatten zu lange damit gewartet, etwas für mich in die Wege zu leiten, so dass die ganzen normalen Camps schon belegt waren (nicht dass die viel besser gewesen wären). Später fand ich heraus, dass Camp Zephyr nicht einmal ein normales Segelcamp war, sondern eines jener Camps, für

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