Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
gedacht?», fragte Dr. Adler noch einmal.
«Ich weiß nicht», sagte ich.«Sie ist mir einfach in den Sinn gekommen.»
Dr. Adler sah mich mit einem Ja-schon-aber- wieso -ist-sie-Ihnen-in-den-Sinn-gekommen-Blick an. Und ich spürte, dass es in Ordnung war, an die Dame mit dem Papagei zu denken und nicht darüber nachzudenken, wieso ich an sie dachte, wenn ich wusste, wieso ich an sie dachte, und ich wollte Dr. Adler sagen, dass ihr, wenn sie diese Dinge erklärt haben wollte, etwas anderes entging. Ich dachte, es reicht aus, dass ich das gedacht habe, ich muss es nicht noch sagen. Ich muss es nicht mit anderen teilen. Die meisten Menschen glauben, dass die Dinge erst dann wirklich sind, wenn man sie ausgesprochen hat, dass etwas nur dadurch Gültigkeit erlangt, dass es in Worte gefasst wird, nicht dadurch, dass man es denkt. Aus diesem Grund, nehme ich an, wollen die Menschen immer, dass andere Menschen ihnen sagen:«Ich liebe dich.»Ich glaube genau das Gegenteil - dass Gedanken dann am wahrhaftigsten sind, wenn man sie denkt, dass man sie, wenn man sie in Worte fasst, verfälscht und verblassen lässt, dass es am besten für sie ist, in der dunklen, klimatisierten Flughafenkapelle des Geistes zu bleiben, dass sie, wenn man sie hinaus an die Luft und ans Licht lässt, einem Einfluss ausgesetzt werden, der sie verändert, wie ein Film, der versehentlich belichtet wird. Und so sagte ich, statt auf ihre Frage zu antworten:«Ich habe gestern etwas sehr Falsches getan.»
Sie schaute ein wenig überrumpelt drein, doch es gelang ihr, sich wieder zu fangen, und sie sagte:«Oh - was denn?»
Ich erzählte ihr, was ich mit John gemacht und wie er darauf reagiert hatte.
Einen Augenblick lang sagte sie nichts. Ich wusste, dass sie noch immer an die Papageienfrau und an den 11. September dachte, und dass sie versuchte herauszufinden, wie das mit John zusammenhing und was sie mich fragen sollte, um mich dazu zu bringen, eine Verbindung zwischen beidem herzustellen. Das war auch so etwas, was mich langsam an der Therapie nervte: Dass immer überall Zusammenhänge vermutet wurden, und je mehr Zusammenhänge man herstellen konnte, umso besser schnitt man ab. Das erinnerte mich an eine dieser komischen Aufgaben, die man in der Grundschule lösen musste, wo man zwischen gleichen Gegenständen in verschiedenen Spalten Linien ziehen musste, und am Ende hatte man viel zu viele Linien, und alles war in einem riesigen, wirren Durcheinander mit allem verbunden.
«Wieso, glauben Sie, haben Sie das getan?», fragte sie.
«Ich denke, ich wollte beweisen, dass ich dieser andere Mensch sein könnte. Ein Mensch, der John gefallen würde. Und ich glaubte, wenn ich mir diesen Menschen ausdenken und John davon überzeugen könnte, dass es diesen Menschen gab, dann wäre ich auf gewisse Weise dieser Mensch. Oder hätte die Fähigkeit dazu, dieser Mensch zu sein. Ich weiß, das hört sich dumm an, aber für mich ergab es einen Sinn. Ich war mir nicht im Klaren darüber, dass ich John damit täuschte.»
«Sie interessieren sich also für John?»
«Was meinen Sie damit, ich interessiere mich für ihn?»
«Ich denke, Sie wissen, was ich meine.»
Ich schwieg. Ich dachte, ich wünschte mir, ich hätte nicht davon angefangen und wir würden noch über die verschwundene Dame sprechen.
«Was wollten Sie, was sollte gestern Abend mit John geschehen? », fragte sie.
«Das weiß ich nicht», sagte ich.«Ich weiß wirklich nicht, was geschieht, wenn zwei Menschen, die sich füreinander interessieren - oder heißt es, für den anderen? Das kann ich nie auseinanderhalten.»
«Ich denke nicht, dass das wichtig ist», sagte sie.
«Natürlich ist es wichtig», sagte ich.«Das eine ist richtig, und das andere ist falsch, und wenn man sich nicht ausreichend Mühe gibt, es richtig zu machen, dann -»
«Dann was?»
«Dann verrät man die Welt. Denn es sind diese kleinen Dinge, wie der richtige Gebrauch der Sprache, die dafür sorgen, dass die Welt läuft. Ich meine, gut läuft. Wenn wir in diesen Dingen nachlassen, wird alles im Chaos versinken. Fehler wie dieser sind wie kleine Risse im Fundament, und man glaubt, sie wären nicht wichtig, aber sie akkumulieren sich, Ihre Fehler und die Fehler aller anderen, und dann sind sie sehr wohl wichtig.»
«Manchmal gibt es aber keine Regeln. Wie in diesem Fall - ich glaube, füreinander wird üblicherweise gebraucht, wenn es wechselseitig gilt, und für den anderen , wenn es nur einseitig gilt, aber ich glaube,
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