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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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das ist nur eine Gewohnheit, keine Regel, und es gibt wirklich keine korrekte Form.»
    «Woher wissen Sie das?», fragte ich. Ich dachte, vielleicht hat sie das ja erfunden.
    «Englisch ist nicht meine Muttersprache. Wenn man eine Fremdsprache lernt, dann lernt man solche Sachen.»
    Ich hatte nicht gewusst, dass Englisch eine Fremdsprache für Dr. Adler war. Sie musste wohl Deutsche sein, aber sie hatte keinen Akzent, zumindest keinen, den ich heraushören konnte. Von Leuten, die mehr als eine Sprache sprechen, fühle ich mich immer gedemütigt. Ich beneide sie. Mit dem Wortschatz von zwei (oder mehr) Sprachen kann man nicht nur so viel mehr sagen und mit so viel mehr Menschen reden, man kann auch mehr denken. Oft habe ich das Gefühl, dass ich etwas denken will, aber ich kann die Sprache, die dem Gedanken entspricht, nicht finden, und so bleibt es nur gefühlt, nicht gedacht. Manchmal habe ich das Gefühl, auf Schwedisch zu denken, ohne überhaupt Schwedisch zu können.
    «Sie haben von Ihrem Erlebnis mit John angefangen, und dann haben Sie das Thema gewechselt. Warum haben Sie das getan, was meinen Sie?», fragte Dr. Adler.
    «Ich habe das Thema gewechselt?»
    «Es kommt mir so vor. Sie haben angefangen, über Sprache zu reden. Über den Gebrauch von Wörtern.»
    «Nun, das hängt eben alles zusammen», sagte ich, einfach weil ich es nicht mochte, wenn man mir vorwarf, das Thema gewechselt zu haben, was ich nicht mit Absicht getan hatte. Natürlich fällt dieser Tatbestand in der Praxis einer Seelenklempnerin, wo es niemanden interessiert, was man absichtlich tut, kaum ins Gewicht.
    «Wie hängt es denn zusammen?»
    Wie hängt der korrekte Sprachgebrauch damit zusammen, dass ich John Webster getäuscht und im Frick Museum eine Szene verursacht habe? Es war wie eine dieser unlösbaren Fragen beim Zulassungstest für die Universität, bei der man nicht einmal herauskriegen kann, was eigentlich gefragt ist, von einer Antwort ganz zu schweigen. Doch dann ergab es plötzlich einen Sinn für mich.
    «Bei beidem geht es um die richtige, die korrekte Art und Weise, etwas zu tun. Es gibt eine richtige und korrekte Art, Wörter zu verwenden, und es gibt eine richtige und korrekte Art, sich anderen Menschen gegenüber zu verhalten. Und ich habe mich John gegenüber falsch verhalten und fühle mich schlecht deswegen, und das kompensiere ich dadurch, dass ich zwanghaft auf die Sprache achte, die einfacher zu meistern ist als das Verhalten.»
    Ich war ziemlich beeindruckt von dieser Antwort, aber Dr. Adler blickte mich an, als würde sie noch immer darauf warten, dass ich etwas sagte. Sie sah ein wenig gedankenverloren aus, und ich fragte mich, ob sie mich überhaupt gehört hatte. Aus meiner Erfahrung wusste ich, dass dies ihre Taktik war, mich zum Weitersprechen zu bewegen, aber ich hatte das Gefühl, dass ich nun, da ich ihre Frage beantwortet hatte, irgendeine Reaktion verdient hatte.«Was halten Sie davon?», fragte ich.
    Sie sagte nichts, zuckte nur leicht die Achseln, als würde sie davon nicht allzu viel halten. Dann setzte sie sich etwas aufrechter hin und sagte:«Ich halte Sie für sehr schlau», aber sie sagte das auf eine Weise, die ganz deutlich machte, dass sie in Wirklichkeit sagte, ich würde mich für sehr schlau halten. Diese Gehässigkeit kränkte mich, deshalb schwieg ich. Ich dachte an die Wendung:«Er ist schlauer, als ihm guttut.»Als ich in der zweiten Klasse war, hatte mein Lehrer das in die Bemerkungen auf meinem Zeugnis geschrieben: James neigt manchmal dazu, schlauer zu sein, als ihm guttut . Das kam mir wie ein Rätsel vor, wie, wer hat morgens vier, mittags zwei und abends drei Beine, und ich fragte meine Mutter, was es bedeuten solle. Sie sagte, es würde bedeuten, ich rede zu viel.
    Einen Augenblick lang herrschte Schweigen, dann sagte Dr. Adler:«Nun, mehr Zeit haben wir heute nicht.»

14
    Dienstag, 29. Juli 2003
    Auf dem Weg zurück in die Galerie ging ich kurz zu Hause vorbei, um zu pinkeln und etwas zu trinken. Miró lag in der Badewanne. Im Sommer liegt er oft da, weil es kühl ist, nehme ich an. Er machte die Augen auf und sah mich abschätzig an. Eine Sekunde lang fragte ich mich, ob es wohl in Ordnung war, vor einem Hund zu urinieren, doch dann wurde mir klar, wie lächerlich das war, und ich warf Miró einen Leck-michdu-bist-bloß-ein-Hund-Blick zu. Wenn wir unter uns sind, bin ich oft gemein zu Miró. Ich sage so Sachen zu ihm wie:«Du bist nur ein Hund. Du hast keinen Reisepass oder

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