Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
herunterschrauben.«
»Och, ich habe noch immer große Erwartungen, Mr. Closer. Ich glaube nämlich, dass ich mich in einer weitaus besseren Lage befinde, als es den Anschein hat.«
»Sie sind mein Gefangener. Sie empfinden zwar keinen Schmerz, aber es gibt ja noch andere Optionen.«
»Das weiß ich. Die habe ich aufgelistet.«
Jack blinzelte. »Wie bitte?«
»Wir sind an einem Punkt, wo es lediglich ein mathematisches Problem ist. Wenn ich Schmerz empfinden würde, wäre Multiplikation vielleicht die geeignete, wenn auch falsche Metapher. Doch Ihnen bleibt nur noch die Subtraktion. Die Liste ist im Rechner gespeichert. Der Ordner OPTIONEN liegt auf dem Desktop.«
»Der Ordner ist verschlüsselt.«
»Natürlich ist er das. Das Passwort lautet: Closer 79CL97.«
»Ich bin nicht blöd, Mr. Remote.«
»Das wollte ich damit nicht andeuten. Wenn Sie kurz darüber nachdenken, werden Sie sehen, dass Sie nichts zu befürchten haben.«
Jack lehnte sich zurück und überlegte. Remote hatte genügend Zeit gehabt, um alles zu löschen, was nicht entdeckt werden sollte. Wenn er irgendwelche Fallen installiert hatte, die durch den Computer ausgelöst wurden – ein versteckter Gaskanister oder eine störsichere Bombe –, dann hätte er diese längst aktiviert. Er hatte recht. Remote hatte ihm alles entgegengesetzt, was er hatte, und war damit gescheitert. Die einzige Waffe, die er noch besaß, das waren Informationen. Und um Jack das zu demonstrieren, bot er ihm welche umsonst an. Es sei denn …
»Wenn ich Sie wäre«, sagte Jack, »hätte ich einen automatischen Notruf programmiert. Einen, der auch dann noch ausgelöst wird, wenn ich gefangen wäre, und zwar indem man ein bestimmtes Passwort eingibt.«
Remote grinste. Er schien das Ganze ungemein zu genießen. »Ja, das wäre sicher sehr klug gewesen, nicht wahr? Aber wenn man so etwas programmieren würde, müsste man es über Spracherkennung machen. Dann würde es reichen, das Passwort einfach auszusprechen, um den Notruf zu aktivieren. Und das habe ich ja auch gemacht.«
»Aber dann würde ein Restrisiko bleiben. Was, wenn ich so schlau wäre und Ihnen den Knebel nicht abgenommen und Ihnen befohlen hätte, alles aufzuschreiben?«
»Ha! Ach, ich glaube, dass Sie zu schlau dafür sind, Mr. Closer. Denn die einfachste und narrensicherste Möglichkeit wäre, den Notruf schlicht zu einer vorgegebenen Zeit abzuschicken. Dann müsste ich gar nichts tun. Und das ist Ihnen vollkommen bewusst.«
Jack nickte. »Dann hätte es nicht einmal einen Sinn, den Computer auszuschalten, denn der Anruf würde von außerhalb abgeschickt werden. Von irgendeinem Onlineserver, den Sie auch für Ihre Backups nutzen.«
»Ja. Sie haben mich zwar physisch in Ihrer Gewalt, Mr. Closer, aber alles, was meine Arbeit betrifft – meine Quellen, meine Aufzeichnungen, meine Verfahren und Verbindungen –, an all das kommen Sie nicht ran. Diese Dinge befinden sich in einem elektronischen Netzwerk, das ursprünglich dafür geschaffen wurde, einen nuklearen Holocaust zu überstehen. Und an das gelangen Sie nur über mich. Ich hätte diese Sachen auch vernichten können, aber dafür habe ich keine Veranlassung gesehen. Ich denke auch nicht, dass es notwendig ist, die Polizei um Hilfe zu rufen. Der Konflikt zwischen uns beiden ist noch lange nicht vorbei, er hat nur eine andere Ebene erreicht.«
Jack starrte den Mann an, der vor ihm an den Stuhl gefesselt war. In der Gewalt von jemandem, von dem er wusste, dass er Erfahrung als Folterer hatte. An einem abgeschiedenen Ort, den sicheren Tod vor Augen … und dennoch zeigte er nicht nur keine Angst, sondern gab auch noch zu, dass er auf die einzige Möglichkeit zur Rettung verzichtet hatte – weil er nicht glaubte, dass er sie nötig hatte.
Doch Jack sah in Remotes Augen weder Arroganz noch Wahnsinn. Sondern Zuversicht – und einen Hauch von ungeduldiger Spannung.
»Ich glaube Ihnen«, sagte Jack und rollte auf dem Stuhl zur Tastatur hinüber. Er klickte auf den Ordner OPTIONEN und gab das Passwort ein.
Wie versprochen, enthielt die Datei eine Liste.
1–2: Augen
3–4: Augenlider
5–6: Ohren (außen)
7: Ohren (innen)
8: Nase
9: Gesicht
10: Penis
11: Hoden
12–13: Daumen
14–21: Finger
»Zunge und Lippen habe ich weggelassen, denn Sie wollen ja, dass ich sprechen kann«, sagte Remote. »Für die Amputation größerer Gliedmaßen fehlen mir hier die nötigen Instrumente. Zudem wäre die Gefahr, mich dabei versehentlich zu töten,
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