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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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getroffen worden waren.
    Jack legte einen Keil unter die geöffnete Tür und knebelte Remote für den Fall, dass er irgendwelche Verteidigungsmechanismen mit seiner Stimme auslösen konnte. Vorsichtig duckte er sich unter der elektrisch geladenen Platte hindurch und ging hinunter in die Bibliothek. Er überflog das Regalbrett mit den medizinischen Sachbüchern und fand, was er suchte. Er zog es heraus und musste noch nicht einmal das Inhaltsverzeichnis bemühen, denn die Stelle, die ihn interessierte, hatte Eselsohren und war mit einem selbsthaftenden Notizzettel markiert.
    Er nahm das Buch mit nach oben und setzte sich damit hin. Diesmal las er sehr gründlich, und als er fertig war, fing er noch einmal von vorn an.

16
    R emotes Wimpern flatterten, und er öffnete die Augen. »Hmmm?«
    »Kongenitale Analgesie«, sagte Jack. Er hatte den weißen Lederbürostuhl direkt vor seinen Gefangenen gestellt und saß darin.
    Remote blinzelte ein paarmal, bevor er antwortete. Er hatte ein breites, gutaussehendes Gesicht mit flacher Nase und eckigem Kinn. »Ja«, sagte er lächelnd. Offenbar war er vollkommen entspannt und überhaupt nicht verwirrt oder beunruhigt. »Wie ich sehe, haben Sie meine Bibliothek geplündert. Gut, das erspart mir so manche Erklärung – obgleich ich zugeben muss, dass ich gern den Ausdruck auf Ihrem Gesicht gesehen hätte.«
    »Tut mir leid, dass ich Sie enttäuschen muss. Vielleicht tröstet es Sie, dass Sie mich während unserer Rauferei verdammt überrascht haben.«
    Remote kicherte, als hätte ihm ein Kumpel gerade einen Witz erzählt. »Na, das ist ja immerhin etwas. Wissen Sie, das war mein erster Kampf überhaupt. Mir hat es ziemlich Spaß gemacht. Wie habe ich mich geschlagen?«
    »Sie haben verloren.«
    »Aber nicht so einfach, das müssen Sie zugeben.« Er schien stolz zu sein und sich überhaupt keine Sorgen darüber zu machen, dass er nun in der Gewalt des Mannes war, den er mit einer Metallstange hatte besinnungslos schlagen wollen. Was in Jacks Augen vollkommen logisch war.
    »Sie können also keinen Schmerz empfinden. Überhaupt keinen Schmerz.«
    »Nein, kann ich nicht«, sagte Remote frohgemut. »Habe ich nie gespürt, und offenbar werde ich ihn auch nie spüren. Eine Farbe, die ich nicht sehen, ein Klang, den ich nicht hören kann. Und ja, das war von Geburt an so.«
    Jack nickte. »Nach dem, was ich gelesen habe, sind Sie kein typischer Fall.«
    »Weil ich noch immer beide Augen besitze? Oder weil ich kein Idiot bin?« Zum ersten Mal stahl sich Bitterkeit in Remotes Stimme.
    »Beides«, gab Jack zu. Menschen, die ohne die Fähigkeit, Schmerz zu empfinden, geboren wurden, schädigten ihre Augen im Säuglingsalter oft irreparabel, indem sie mit den Fingernägeln oder anderen scharfen Gegenständen die Hornhaut zerkratzten. Viele wiesen auch einen gewissen Grad geistiger Retardierung auf.
    »Mein Gehirn funktioniert wunderbar, wie Sie feststellen durften«, sagte Remote. »Ich hatte Glück bei der Gen-Lotterie. Meinen Körper halte ich durch sorgfältige Pflege, zu der ein strikt befolgtes Trainingsprogramm gehört, in Schuss. Zweimal täglich unterziehe ich ihn einer genauen Inspektion, bei der ich keinen Quadratzentimeter auslasse. Wahrscheinlich sind Ihnen die Spiegel im Badezimmer aufgefallen. Und was meine Augen angeht – nun ja, belassen wir es dabei, dass ich während meiner Kindheit streng überwacht wurde.«
    Jack hatte Remote genau zugehört. »Sie leiden auch nicht an irgendeiner Sprachstörung.«
    Das ließ Remote einen Augenblick zögern. Wieder kroch etwas Dunkles in seinen Tonfall. »Sie haben den Artikel sehr gründlich gelesen. Ja, Kinder, die von Geburt an keinen Schmerz empfinden, beißen sich oft die Zunge ab. Das hat man mir nicht erlaubt. «
    In der Betonung, die er dem Wort verlieh, lag unüberhörbare Wut. Als wäre es ein Privileg, sich die Zunge abbeißen zu dürfen, und als wäre er zutiefst verärgert, dass man es ihm vorenthalten hatte. Jack wusste nicht recht, wie er darauf reagieren sollte. Nach einem Augenblick sagte er: »Ich habe nirgends einen Namen oder eine Adresse gefunden.«
    »Sie wissen, wer ich bin, Closer. Oder wäre Ihnen jetzt, wo wir unsere berufliche Beziehung offiziell begonnen haben, Mr. Closer lieber?«
    »Eine berufliche Beziehung, ja, Mr. Remote. Aber nicht die Partnerschaft, die Ihnen vorgeschwebt hat.«
    »Aber auch nicht das, was Sie erwartet haben, Mr. Closer.«
    »Nein. Offenbar müssen wir beide unsere Erwartungen

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