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Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Donn Cortez
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ziemlich hoch. Wahrscheinlich hätte ich Lippen und Zunge gegen Daumen und Finger einer Hand austauschen können, denn schließlich reicht es Ihnen, wenn ich hören und schreiben kann, damit wir miteinander kommunizieren können. Aber ich konnte der Symmetrie des Ganzen nicht widerstehen.«
    Remote lächelte ihn an. Die Zähne, die dabei zum Vorschein kamen, hatte er gar nicht erst in seine Liste aufgenommen. »Ein Spiel mit einundzwanzig Fragen, Mr. Closer. Sind wir bereit?«

    Jack verschloss Remotes Mund wieder mit dem Knebel und schaute sich noch einmal lange und gründlich im Haus um. Er glaubte nicht, noch etwas Neues zu entdecken, aber er brauchte Zeit, um nachzudenken. Manchmal war es am effektivsten, wenn man das Opfer warten ließ. Denn oft war die Vorstellungskraft schlimmer als alles, was Jack ihm antat.
    Allerdings konnte er sich kaum vorstellen, dass dieser Ansatz bei Remote funktionieren würde.
    Als Erstes holte er eine Schachtel mit Gewehrkugeln und einen Werkzeugkasten aus Remotes Vorratskammer. Damit ging er nach unten. Dann schraubte er das Gewehr von dem Roboterwrack ab und lud beide Kammern. Für den Fall, dass Remotes Drohne zurückkehrte, wollte er gewappnet sein.
    Danach steckte er den Kühlschrank aus und machte sich an die mühevolle Aufgabe, ihn durch den Korridor bis vor die Eingangstür zu schieben, um diese zu blockieren. Das würde einen entschlossenen Eindringling zwar nicht am Hereinkommen hindern, aber es würde ihn aufhalten und Lärm verursachen.
    Beim Arbeiten dachte er nach, und während er versuchte, die Situation zu analysieren, hievte er den Kühlschrank durch die Tür. Schon lange hatte er diese Technik angewandt. Wenn er beim Versuch, das Konzept für ein Kunstwerk zu entwickeln, ins Stocken geraten war, hatte er immer darauf zurückgegriffen. Er hatte sie »Beschäftigungs-Zen« genannt. Während der Körper sich anstrengte, vermochte der Geist leichter Probleme zu lösen. Vielleicht, weil dadurch das Unterbewusstsein freigesetzt oder weil durch die Anstrengung mehr Sauerstoff ins Hirn gepumpt wurde. Warum auch immer, jedenfalls funktionierte es meistens.
    Doch die Methode hatte immer dann gefruchtet, wenn er etwas erschaffen wollte. Nun tat er so ziemlich das Gegenteil.
    Jacks mächtigste Waffe als Folterknecht war die Angst. Die Angst vor dem Schmerz war wirkungsvoller als der Schmerz selbst. Remote jedoch hatte keine Angst. Wenn überhaupt, dann war er erregt. Die furchtbarsten Dinge, die Jack ihm antun konnte, hatte Remote bereits ihres Schreckens beraubt, indem er sie in Zahlen verwandelt hatte. Aus dem Reich der Alpträume hatte er sie in das der nüchternen Fakten verpflanzt. Harte, erbarmungslose Fakten zwar, aber selbst das Harte, Erbarmungslose konnte man bezwingen, wenn man willens war, ihm entgegenzutreten und zu kämpfen.
    Remote war eindeutig ein Kämpfer.
    Als Jack es mit dem Kühlschrank bis zur Hälfte des Korridors geschafft hatte, hielt er inne. Er war außer Atem, und seine Muskeln taten ihm weh. Er hatte nicht den Eindruck, der Lösung näher gekommen zu sein, er war lediglich der Erschöpfung näher. Seit er sich in den Closer verwandelt hatte, hatte er die abscheulichsten Dinge getan. Doch er wusste nicht, ob er zu der systematischen Verstümmelung fähig war, die anscheinend seinen einzigen Ausweg darstellte. Schlimmer noch: Was, wenn es nicht funktionierte? Was, wenn Remote tatsächlich verrückt genug war, alles auf der Liste zu opfern, nur um es ihm reinzuwürgen?
    Nein. Nicht, um es ihm reinzuwürgen, sondern um ihn zu besiegen.
    Jack hatte ein zweifaches Problem. Erstens war das eine Ganz-oder-gar-nicht-Angelegenheit. Jack hatte weder die Fähigkeit noch die Mittel, um irgendetwas anderes zu tun, als die Körperteile auf der Liste zu zerstören. Er konnte keinen Finger amputieren und Remote versprechen, ihn wieder anzunähen, falls er gesprächig wurde. Und wenn er die Liste durchhatte, war er auch mit seinen Möglichkeiten am Ende.
    Zweitens glaubte er nicht daran, dass es funktionieren würde. Jack durchschaute Remotes Persönlichkeit: Er lebte mehr in seinem Kopf als in seinem Körper. Aus der Not heraus hatte er gelernt, sich um seinen Körper zu kümmern, aber er war darin nicht zu Hause. Für ihn war der Leib nur ein Vehikel, um sich fortbewegen zu können, etwas, das man warten und auftanken musste. Typen wie Remote hatte Jack früher bereits kennengelernt, es waren vor allem Programmierer, die sich nicht sonderlich für Essen, Sex,

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