Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Ansichten zu seinen Auftraggebern zählte.
Damit blieb immer noch ein weites Feld an Möglichkeiten, aber Jack wurde von der Tatsache getröstet, dass Remote seine Zielperson wahrscheinlich mit derselben Methode gefunden hatte, die Jack nun anwandte: indem er das Internet durchforstete.
Er machte sich an die Arbeit.
Nikki gelangte mit einem Nachtflug von L.A. nach Vancouver. Jack hatte ihr erste Klasse gebucht, obwohl sie gemeint hatte, dass dies nicht nötig war. Aber er hatte darauf bestanden. »Dann kannst du besser schlafen«, hatte er gesagt. »Und schließlich mangelt es uns nicht an Geld.« Jack hatte ein Gemälde aus der Sammlung des Patrons versteigert, und es war innerhalb von Stunden für knapp unter zweihunderttausend Dollar weggegangen. Eigentlich hatte er es nicht verkaufen wollen, aber zur Umsetzung seiner Pläne brauchte er auf der Stelle einen ziemlichen Batzen Kohle. Zwar hatte Nikki seit achtundzwanzig Stunden nicht mehr geschlafen, aber sie fühlte sich weniger müde als vielmehr unter Strom. Das war gut so. Von nun an ging alles Schlag auf Schlag, und wahrscheinlich würde sie für weitere zwölf Stunden keinen Schlaf finden.
Mit einem Taxi gelangte sie in den Ostteil der Stadt, wo sie Jack in dem Lagerhaus traf, in dem die Sammlung des Patrons untergebracht war. Er sah so müde aus, wie sie sich fühlte.
»Läuft alles nach Plan?«, fragte sie, während sie zu der offenen Tür hinaufstieg, die in das Büro führte. Nach ihrem Besuch in Kalifornien war die Luft in Vancouver feucht und kalt, und sie war froh, ins Haus zu gelangen.
»Bis jetzt. Ich glaube, ich habe herausgefunden, wer sein nächstes Opfer ist.«
Sie ließ sich auf die staubbedeckte Couch neben dem verrammelten Fenster fallen. Jack schloss die Tür und ging zu dem Tisch, auf dem sein Laptop stand. Er drehte ihn um, damit sie auf den Bildschirm sehen konnte.
»Druckerei Lage«, sagte sie. »Drohne oder primäres Opfer?«
»Drohne. Das eigentliche Opfer muss sich hier befinden.« Er drückte eine Taste, und auf dem Monitor erschien eine Schriftart, die man nur als biblisch bezeichnen konnte. »West Grail Church. In der Druckerei Lage lassen sie ihre Traktate und Aushänge drucken.«
Sie lehnte sich zurück und stöhnte. »Nicht diese Arschlöcher.«
Die West Grail Church hatte jene Art von Berühmtheit erlangt, die nur dem durch und durch Bizarren vorbehalten war. In ihr vermischten sich Elemente durchgeknallter Kulte mit der Art rechtem Fanatismus, vor dem selbst ein Mitglied des Ku-Klux-Klan zurückschreckte. Ihnen reichte es nicht, vor Abtreibungskliniken zu demonstrieren, sondern sie hatten auch Soldatenbegräbnisse, Veranstaltungen der Schwulenbewegung und sogar Comic-Conventions in ihr Repertoire aufgenommen. Anscheinend besaß ihre Religion ein zweifaches Credo. Zum einen, dass Gott jedermann hasste, zum anderen, dass es die Pflicht ihrer Kirche war, das auch jedermann wissen zu lassen. Damit erregten sie dieselbe Aufmerksamkeit wie eine Gruppe nackter, ausgewachsener Schizos mit Flüstertüten. Niemand verstand, was sie wollten, niemand war ihrer Meinung, doch man konnte sie unmöglich übersehen.
»Mein Gott, Jack, die haben es verdient, dass man sie zur Hölle schickt. Können wir ihn dieses eine Mal nicht gewähren lassen?«
»Nein. Vielleicht haben sie es verdient, aber ihre Kinder haben es nicht verdient.« Er drückte noch eine Taste, und nun zeigte der Bildschirm eine Gruppe Demonstranten, die Transparente mit Sprüchen wie AUF SCHWUCHTELN WARTET DIE HÖLLE in die Höhe hielten. In der Menge waren Kinder jeden Alters zu sehen, deren Gesichter hassverzerrt waren, während sie die Parolen brüllten, die ihnen ihre Eltern eingebleut hatten. Manche Eltern hielten Kleinkinder auf dem Arm.
Nikki seufzte. »Okay, hast ja recht. Auch wenn ich keines dieser Kinder in zehn Jahren erleben möchte. Wie geht es Goliath?«
»Immer noch sediert.« Jack gähnte. »Ich beneide ihn. Wir haben eine lange Nacht vor uns.«
»Ja. Glaubst du wirklich, dass wir das durchziehen können?«
»Das werden wir schon sehen, oder nicht?«
Tanner wusste, dass jemand kommen würde.
Sein Chef war nicht mit vielen Details herausgerückt, aber am Telefon hatte er sich aufgeregt angehört. Aufgeregter als ihn Tanner je erlebt hatte. »Sie werden versuchen, Sie abzufangen. Sehr wahrscheinlich bei der Druckerei, aber vielleicht auch bei der Kirche. An jedem Ort einer.«
»Die sind zu zweit?«
»Ja, aber sie müssen sich aufteilen, um an
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