Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
hoch, nur Declan nicht. Er wachte benommen auf und fiel praktisch auf seine Füße.
Elodie betrat das Wohnzimmer als Erste, aber ich konnte ihren Gesichtsausdruck nicht deuten. Hinter ihr sah ich Clark, der den Arm um Ellies Schulter gelegt hatte, und ich schwöre bei Gott, dass ich all meine Willenskraft aufbieten musste, um nicht in Tränen auszubrechen.
»Was ist?« Adam eilte auf sie zu, und Clark gab Ellie augenblicklich frei.
Ellie ließ sich gegen Adam sinken und rang sich ein zittriges Lächeln ab. »Setzen wir uns doch. Dann erkläre ich euch alles.«
»Ich koche uns Tee.« Elodie nickte und verließ das Zimmer, während wir anderen unsere Plätze wieder einnahmen. Wir kauerten uns auf den äußersten Rand unserer Sitze.
Ellie seufzte tief. »Die gute Nachricht lautet, dass mein Tumor eigentlich eine große Zyste mit zwei kleineren Tumoren darin ist. Sie sitzt oben rechts auf der Oberfläche meines Gehirns, deswegen können sie sie vollständig entfernen. Dr. Dunham glaubt, dass die Tumore höchstwahrscheinlich gutartig sind. Er meint, die Zyste hätte sich schon vor langer Zeit gebildet, wäre langsam größer geworden und müsste jetzt aus naheliegenden Gründen weggeschnitten werden. Ich werde in zwei Wochen operiert, und dann schicken sie den Tumor ein, um eine Biopsie machen zu lassen.« Ellie lächelte, wobei ihre Lippen ein wenig zitterten. »Ich habe ein bisschen Angst vor der Operation, aber Dr. Dunham ist sehr zuversichtlich. Er sagt, das Risiko liegt bei diesem Eingriff bei zwei Prozent, und die Möglichkeit, dass es sich um einen Krebstumor handelt, wäre äußerst gering.«
Wie auf ein Stichwort hin stießen wir alle vernehmlich den Atem aus. Eine Welle der Erleichterung überflutete uns so heftig, dass sie uns fast von unseren Stühlen riss. Braden war als Erster bei Ellie, er schwang sie hoch und drückte sie an sich, bis sie sich beklagte, dass sie keine Luft mehr bekam, während Clark dem immer noch schläfrigen Declan erklärte, dass Ellie aller Wahrscheinlichkeit nach wieder ganz gesund werden würde. Braden stellte seine kleine Schwester endlich mit einem schmatzenden Kuss auf die Stirn wieder auf die Füße, und ehe sie Atem schöpfen konnte, hatte Adam sie schon an sich gezogen und küsste sie vor den Augen aller auf den Mund. Und zwar richtig. Ganz schön mutig.
»Das wurde aber auch Zeit«, seufzte Clark.
Das brachte Ellie zum Lachen. Offenbar begriff sie erst jetzt, dass ich die ganze Zeit recht gehabt hatte. Sie und Adam hatten sich während der letzten Monate alles andere als unauffällig verhalten.
»Was ist denn so komisch?«, fragte Elodie, die gerade wieder in den Raum kam.
Ich nutzte die Gelegenheit, um Ellie in die Arme zu nehmen. »Das waren die schlimmsten vierundzwanzig Stunden seit langer Zeit, meine Beste.«
Sie machte sich los, um mich anzusehen. »Es tut mir leid, dass du meinetwegen so viel durchgemacht hast.«
»Warum entschuldigst du dich? Es ist nicht deine Schuld. Mir tut es nur leid, dass du all das ertragen musst.« Ich seufzte schwer, betrachtete dann den Tee und den Kaffee, den Elodie gebracht hatte, und warf ihr einen entschuldigenden Blick zu. »Ich glaube, das ist jetzt nicht stark genug.«
Sie blickte mich erstaunt an. »Hast du denn etwas Stärkeres im Haus?«
»Nicht wirklich.« Ich sah Ellie an. »Aber ein paar Häuser weiter von hier ist ein Pub, in dem wir noch nie waren. Vielleicht ist es an der Zeit, ihm einen Besuch abzustatten. Ich glaube, es besteht die Möglichkeit, dass wir da etwas Stärkeres bekommen.«
»Stark klingt gut«, befand Ellie.
»Finde ich auch«, stimmte Clark zu.
»Wir haben die Kinder dabei«, protestierte Elodie.
Ich nahm meine Tasche vom Couchtisch. »In Begleitung von Erwachsenen dürfen sie in ein Pub. Sie können eine Cola trinken.«
Elodie wirkte immer noch nicht überzeugt.
Ich lächelte aufmunternd. »Nur ein Drink. Zur Feier des Tages.«
»Clark kann etwas trinken. Ich fahre«, gab Elodie nach, und wir holten unsere Sachen und brachen auf.
Elodie und Clark schoben erst die Kinder zur Tür hinaus. Adam legte einen Arm um Ellie, die sich an ihn schmiegte und für jemanden, dem in ein paar Wochen eine schwere Operation bevorstand, erstaunlich glücklich aussah. Andererseits waren wir alle vierundzwanzig Stunden lang davon überzeugt gewesen, dass sie Krebs hatte, nur um dann herauszufinden, dass dem wahrscheinlich nicht so war … und natürlich hatte sie Adam endlich da, wo sie ihn haben
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