Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
phantastischen Sex abzog, blieb nur ein Bündel unangenehmer Gefühle. Furcht – dass er beginnen könnte, sich zu langweilen, und sich von mir abwenden würde. Eifersucht – bevor ich Braden kennengelernt hatte, war ich nie der eifersüchtige Typ gewesen, aber jetzt fuhr ich jedes Mal die Krallen aus, wenn ich eine Frau mit ihm flirten sah. Angst um ihn – als hätte ich nicht schon genug mit mir selbst zu tun, sorgte ich mich jetzt auch noch darum, ob er glücklich und gesund war. Und diese Frage beschäftigte mich mehr als meine eigene Verfassung. Das war einfach nicht cool.
Ich mochte die Prä-Braden-Joss.
Sie war draufgängerisch und cool und unabhängig.
Die Post-Braden-Joss war ein gefühlsduseliges Weichei.
Es half auch nicht gerade, dass Braden Wort gehalten hatte. Er tauchte im Apartment auf, wann immer er konnte, und hing auch dann noch dort herum, wenn ich ihm sagte, dass Ellie beschäftigt war.
»Ich habe das Geschirr gespült, und der hinterhältige Kerl hat sich von hinten an mich herangeschlichen und mir die Arme um die Taille geschlungen. Und mich geküsst. Genau hier.« Ärgerlich deutete ich auf meinen Hals. »Kann ich nicht eine einstweilige Verfügung gegen ihn erwirken oder etwas in der Art?«
Dr. Pritchard schnaubte. »Weswegen? Weil er Sie liebt?«
Ich schüttelte verdrossen den Kopf. »Dr. Pritchard«, tadelte ich. »Auf wessen Seite stehen Sie eigentlich?«
»Auf Bradens.«
Es war Donnerstagabend, zwei Tage nach Weihnachten, und ich sprang für einen Kollegen in der Bar ein. Ellies Operation fand in drei Tagen statt.
Ich hatte eine anstrengende Woche hinter mir, während der ich Braden aus dem Weg zu gehen und Ellie bezüglich des Eingriffs zu beruhigen versucht hatte, wann immer ich sie zu Gesicht bekam. Braden aus dem Weg zu gehen hatte sich als nicht ganz leicht erwiesen. Obwohl Darren, sein Geschäftsführer im Fire , hatte kündigen müssen, weil seine Frau schwanger war und verlangte, dass er sich einen geregelten Job suchte – Braden brachte ihn als Manager in einem der Hotels unter, die einem Freund von ihm gehörten – und das hieß, dass er Darrens Nachfolger einarbeiten musste, fand Braden immer noch Zeit, herüberzukommen und mir den letzten Nerv zu rauben. Da war der Zwischenfall an der Spüle – auf den ich vielleicht überreagiert hatte, weil er mir eine Erinnerung an meine Eltern zurückbrachte –, und außerdem war er ins Bad gekommen, als ich gerade unter der Dusche stand, um mich zu fragen, wo die Fernbedienung war. Er hatte mit nacktem Oberkörper in der Küche gesessen und seinen Lunch verzehrt – mit der Begründung, er hätte sich aus Versehen Kaffee über sein Hemd geschüttet und es in die Waschmaschine stecken müssen. Ferner hatte es viele, viele Gelegenheiten gegeben, wo er mich ohne jeglichen Grund angestarrt hatte. Er fing an, mich zu zermürben, und ich war kurz davor gewesen, nachzugeben, als er plötzlich begonnen hatte, sich ein bisschen zurückzuziehen.
Natürlich hätte ich nicht wirklich nachgegeben.
Weil ich das Gesamtbild sah.
Er hatte ein paar Tage vor Weihnachten angefangen, es etwas langsamer angehen zu lassen, und beim Weihnachtsessen bei Ellies Familie tatsächlich so etwas wie gutes Benehmen an den Tag gelegt. Der einzige peinliche Moment kam, als die Geschenke ausgetauscht wurden. Wir hatten beide unsere Geschenke schon vor einiger Zeit gekauft, und sie waren wesentlich bedeutsamer als das, was sich zwei bloße Freunde schenken würden. Braden war es gelungen, mir eine signierte Ausgabe meines Lieblingsbuchs von meinem Lieblingsautor zu beschaffen. Wie er das gemacht hatte, konnte ich beim besten Willen nicht sagen. Und hatte ich das tolle Diamantarmband erwähnt? Genau. Ich hatte ihm eine Erstausgabe von seinem Lieblingsroman, Hemingways Fiesta besorgt. Es war das kostbarste Geschenk, das ich je gekauft hatte, aber es hatte sich gelohnt, allein des Lächelns wegen, das um seine Lippen spielte, als er es auspackte.
Scheiße.
Scheiße, Scheiße, verdammte Scheiße.
Vielleicht hatte ich damit gerechnet, dass er danach seine Bemühungen verdoppeln würde, aber Braden tat das genaue Gegenteil … und verschwand von der Bildfläche.
Ich fragte mich, ob das eine neue Taktik war.
Daher war ich auf der Hut, als er am Donnerstag, als ich in der Bar arbeitete, nicht mit Ellie und Adam dort aufkreuzte. In der Woche davor hatte er sie mit dorthin geschleppt, nachdem ich Extraschichten übernommen hatte, weil Ellie darauf bestanden
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