Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
dass du jeden einzelnen Tag mit Braden so nehmen kannst, wie er kommt. Du musst ihn nicht vor dir beschützen. Er ist ein großer Junge, er weiß mit Sicherheit mehr über dich als ich und – Wunder über Wunder – er will trotzdem immer noch mit dir zusammen sein.«
»Wie lustig. Du redest wirklich wie Dr. Pritchard.«
»Ganz im Ernst, Joss, ich glaube, du musst aufhören, dieses Katz-und-Maus-Spiel mit ihm zu spielen.«
»Ich spiele doch gar nicht mit ihm.« Ich musterte sie eindringlich und las etwas in ihrem Gesicht, das mir Unbehagen einflößte. »Was? Was ist los? Was verheimlichst du mir?«
Sie zögerte eine Minute lang, fast so, als wäre sie nicht sicher, ob sie aussprechen sollte, was ihr durch den Kopf ging. Plötzlich beschlich mich eine böse Vorahnung.
»Adam und ich sind heute zum Lunch ausgegangen.«
»Ich weiß. Ich war hier und habe ein Manuskript angestarrt, das ich seit Tagen nicht mehr angerührt habe.«
»Ja …« Ellie konnte mir nicht in die Augen sehen. »Wir haben uns mit Braden getroffen, und er hat den neuen Geschäftsführer von Fire mitgebracht.«
»Und?«
Ihr Blick flackerte, und ich erstarrte angesichts der Besorgnis, die ich darin erkannte. »Der neue Geschäftsführer ist eine Frau. Isla. Isla ist eine eins achtzig große bildhübsche Blondine und darüber hinaus auch noch schlagfertig und witzig.«
Ich meinte zu spüren, wie mein Herz mir in den Magen sackte.
»Joss, sie schienen sich ausgesprochen gut zu verstehen.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich wollte es erst nicht glauben, aber sie haben geflirtet, und Braden war … er verhielt sich ihr gegenüber sehr aufmerksam. Sie wirkten … ziemlich vertraut.«
Eifersucht ist etwas Furchtbares. Der Schmerz ist fast so verzehrend wie der eines gebrochenen Herzens, und ich musste es wissen, weil ich beides zugleich empfand. Ich kam mir vor, als hätte mir jemand mit bloßen Händen die Brust aufgerissen, Herz und Lunge entfernt und durch ein Bündel Steine ersetzt. In meinem Kopf drehte sich alles, während ich den Weihnachtsbaum anstarrte. Deshalb hatte er sich also in der letzten Zeit nicht mehr blicken lassen.
»Joss?« Ellie berührte mich am Arm.
Ich sah sie an, fest entschlossen, nicht zu weinen, und lächelte traurig. »Demnach hatte ich also die ganze Zeit recht, schätze ich.«
Ellie begann den Kopf zu schütteln.
»Nein, das ist gut.« Ich stand auf; ich musste jetzt allein sein. »Ich habe mich von ihm getrennt, weil er es verdient, eine nette, normale Frau zu finden. Und jetzt muss ich mich deswegen nicht mehr schuldig fühlen, denn ich hatte recht. Er liebt mich nicht. Man flirtet nicht heftig mit einer anderen, wenn man gerade die Liebe seines Lebens verloren hat, stimmt’s? Aber das ist gut so.« Ich steuerte auf die Wohnzimmertür zu und hörte, wie Ellie von der Couch aufsprang.
»Nein!«, zischte sie. »So war das nicht, und deswegen habe ich dir das auch nicht erzählt.« Sie folgte mir in den Flur, aber ich hörte ihr kaum zu, weil so viel Blut in meinen Ohren rauschte. »Joss, ich habe es dir erzählt, damit du mit diesem ganzen Unsinn aufhörst und einfach wieder mit ihm zusammen bist. Hör zu, ich könnte …«
In diesem Moment schlug ich ihr die Tür vor der Nase zu.
»Joss!« Sie hämmerte dagegen.
»Nacht, Els.«
»Scheiße«, hörte ich sie murmeln, dann verklangen ihre Schritte.
Ich versuchte es. Ich versuchte es wirklich. Aber als ich mich in meinem Bett zusammenrollte, konnte ich die Tränen nicht länger zurückhalten.
Kapitel 24
E llie wird morgen operiert.«
Dr. Pritchard nickte. »Sind Sie nervös?«
Ich nickte. Mir drehte sich der Magen um. »Ihr Chirurg hat einen ausgezeichneten Ruf, und er meint, für eine Hirnoperation wäre dieser Eingriff relativ unkompliziert, aber ich habe trotzdem Angst.«
»Das ist normal.«
Ich stieß langsam den Atem aus, was mit einem leichten Lächeln endete. »Ich habe für Ende Januar einen Flug nach Virginia gebucht. Wenn sich Ellie zwei Wochen zu Hause erholt hat, fliege ich dorthin.«
Dr. Pritchards Brauen schossen bis zum Haaransatz hoch. »Oh? Was hat Sie dazu veranlasst?«
Ellies Tapferkeit und der Umstand, dass Braden eine andere hat. »Braden hat jemanden kennengelernt, so wie ich es ihm gewünscht habe. Aber eigentlich ist Ellie diejenige, die mir den Mut dazu gegeben hat. Sie hat bislang alles so tapfer ertragen, und gestern Nacht haben wir zusammen gesessen und geredet, und obwohl sie diese schwere Operation vor sich hat, hat
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