Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Tritt in den Hintern.
Wir saßen im Wartezimmer, obwohl die Ärzte uns geraten hatten, lieber nach Hause zu gehen und in ein paar Stunden wiederzukommen. Keiner von uns wollte gehen. Ich saß neben Elodie, Hannah auf meiner anderen Seite. Clark hatte sich uns gegenüber gesetzt und beobachtete Dec, der mit seinem auf stumm geschalteten Nintendo spielte. Braden und Adam saßen neben ihm. Wir sprachen kaum ein Wort. Ich holte Kaffee für alle und Cola für die Kids, ging mit Hannah auf die Jagd nach ein paar Sandwiches und versuchte, sie über das neueste Buch auszufragen, das sie las, aber keinem von uns war wirklich nach einer Unterhaltung zumute. Dec war der Einzige, der sein Sandwich aufaß, der Rest von uns knabberte nur daran. Unsere Mägen wurden von unseren Nerven beherrscht, für etwas anderes blieb da kein Platz.
Die Zeit kommt in einem Krankenhauswartezimmer zum Stillstand. Kein Witz. Sie bleibt einfach stehen. Man schaut auf die Uhr, sie zeigt eine Minute nach zwölf, und nach einer gefühlten Stunde schaut man noch mal, und es ist erst zwei nach zwölf.
Ellie hatte mir gestern Abend die Nägel lackiert, um sich von der bevorstehenden Operation abzulenken. Als der Chirurg Stunden später zu uns kam, hatte ich den gesamten Lack abgeknibbelt.
Wir schossen von unseren Plätzen hoch, als Dr. Dunham endlich das Wartezimmer betrat. Er lächelte uns an, erschöpft, aber ganz ruhig. »Alles ist gut verlaufen. Wir haben das gesamte Gewebe entfernt und die Tumore eingeschickt. Ellie ist in den Aufwachraum gebracht worden, aber es wird noch etwas dauern, bis die Narkose nachlässt. Ich weiß, dass Sie den ganzen Tag hier waren, daher schlage ich vor, Sie fahren nach Hause und kommen heute Abend zur Besuchszeit wieder.«
Elodie schüttelte den Kopf. Ihre Augen waren sorgenvoll umwölkt. »Wir möchten sie sehen.«
»Geben Sie ihr ein bisschen Zeit«, erwiderte Dr. Dunham freundlich. »Es geht ihr gut, das versichere ich Ihnen. Sie können heute Abend wiederkommen. Aber ich muss Sie warnen, sie wird wahrscheinlich noch sehr benommen sein, und ihre rechte Gesichtshälfte ist böse geschwollen. Das ist nach einem solchen Eingriff ganz normal.«
Ich drückte Elodies Arm. »Komm. Wir geben den Kindern etwas zu essen und kommen später wieder.«
»Ja, Mum, ich habe Hunger«, beschwerte Declan sich leise.
»Okay«, willigte sie ein, klang aber immer noch nicht überzeugt.
»Danke, Dr. Dunham.« Clark streckte eine Hand aus, die der Chirurg lächelnd ergriff. Nachdem auch Adam und Braden ihm die Hand geschüttelt und Elodie und ich ihm dankbar zugelächelt hatten, überließ uns Dr. Dunham uns selbst. Die Spannung zwischen uns hatte nachgelassen, seit wir wussten, dass Ellie die Operation gut überstanden hatte, aber wir brannten immer noch darauf, sie zu sehen.
Erst als wir das Krankenhaus verließen und Braden sich an meiner Seite hielt, um mich an sich zu drücken, wurde mir klar, dass ich zum ersten Mal seit Gott weiß wie langer Zeit nicht an mein Drama mit ihm gedacht hatte. Meine Gedanken waren nur um Ellie gekreist.
Sowie er mich berührte, fiel mir Isla ein, und ich erstarrte.
Er spürte es, sein Körper spannte sich an. »Jocelyn?«, fragte er.
Ich brachte es nicht über mich, ihn anzusehen. Stattdessen nutzte ich seine Überraschung, um mich aus seinem Griff zu befreien, und beeilte mich, Hannah einzuholen.
An diesem Abend führte uns eine Schwester in den Aufwachraum, und wir durften Ellie sehen. Die Vorhänge um ihr Bett waren zugezogen, und Clark und Elodie standen vor mir, so dass ich sie zuerst nicht sehen konnte. Nachdem ihre Eltern sie leise begrüßt hatten und zurückgetreten waren, schrak ich zusammen.
Ich hatte nicht damit gerechnet, solche Angst zu bekommen.
Dr. Dunham hatte recht – ihr Kopf war ziemlich angeschwollen und auf der rechten Seite etwas schief, die Augen noch immer glasig von der Narkose. Weiße Verbände waren um ihren Schädel gewickelt, und ich spürte, wie sich mein Magen zusammenkrampfte, als ich daran dachte, dass heute ihr Gehirn zerschnitten worden war.
Sie rang sich ein mattes Lächeln ab. »Joss.« Ihre Stimme klang heiser, kaum vernehmlich.
Ich wollte weglaufen. Das war schlimm, ich weiß. Aber ich wollte vor diesem Teil der Geschichte weglaufen. Leute im Krankenhaus hatten in meinem Leben nie ein gutes Ende genommen, und sie so verwundbar und erschöpft daliegen zu sehen erinnerte mich nur daran, wie nah wir vielleicht daran gewesen waren, sie zu
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