Dublin Street - Gefaehrliche Sehnsucht
Frau gesehen haben?«
»Ich war einfach nur verwirrt und panisch. Er war mit einer Frau zusammen, mit der ihn offenbar eine sexuelle Beziehung und eine gemeinsame Geschichte verbindet, und trotzdem hat er irgendwie angedeutet, unsere Freundschaft würde tiefer gehen als die zu ihr. Aber wie ich schon sagte, das stimmt nicht. Ich will das nicht.«
»Und das ist der einzige Grund?«
»Ja.«
»Also wollen Sie keine Beziehung mit Braden? Sexuell oder anders geartet?«
Doch. »Nein.«
»Lassen Sie uns einmal darüber reden. Über Ihre Beziehungen mit Männern haben wir noch nicht gesprochen. Sie scheinen sehr gut darin zu sein, andere Menschen aus Ihrem Leben auszuschließen, Joss. Liegt Ihre letzte Beziehung schon lange zurück?«
»Ich hatte nie eine Beziehung.«
»Sind Sie nicht mit Männern ausgegangen?«
Ich schürzte die Lippen, als ich an meine sogenannten ›wilden Jahre‹ dachte. »Wollen Sie die ganze schmutzige Geschichte hören? Okay, ich werde sie Ihnen erzählen …«
»Hast du Jo ihr Geld gebracht?«, fragte Ellie unbefangen, als sie sich neben mich auf die Couch fallen ließ.
Ich log, indem ich nickte, und um meine Schuld abzubüßen griff ich nach meiner großen Chipstüte und hielt sie ihr hin. »Möchtest du ein paar?«
»Danke, ich bin satt bis oben hin.« Sie lehnte sich in die Kissen und blickte auf den Fernseher. »Was guckst du denn da?«
»Die Bourne Verschwörung.«
»Mmm. Matt Damon.«
»Wie war das Dinner? Geht es dir jetzt besser?« Ich fühlte mich noch schuldiger, weil ich mich einfach so davongemacht hatte, statt mich um sie zu kümmern. Ich versuchte immer noch zu ergründen, was genau in diesem Moment passiert war.
Ellie warf mir einen Blick zu. »Mum hat nach dir gefragt.«
Das war nett. »Hast du sie von mir gegrüßt?«
»Ja. Und beim Essen war’s richtig stimmungsvoll. Braden war immer noch sauer auf mich.«
Ich grinste schwach und wandte mich wieder zum Fernseher. »So habe ich dich noch nie erlebt. Eine richtige kleine Giftspritze.«
»Na ja … Vicky ist eine Nutte.«
Ich sog zischend den Atem ein. Ihr für gewöhnlich so offenes Gesicht war angespannt und wirkte wie versteinert. »Du magst sie wirklich nicht. Wer ist sie?«
»Sie war eine Weile Bradens Freundin. Ich kann nicht glauben, dass er sich wieder mit ihr trifft.«
»Und …«
Als sie begriff, dass ich meinte: ›Was zum Teufel hat sie dir getan?‹, zuckte Ellie die Achseln. Ihr Gesicht verzerrte sich. »Ich bin einmal aus irgendeinem Grund zu Adam rübergegangen, und sie war da. Nackt. In seinem Bett. Er war auch nackt.«
Ich konnte es nicht fassen. »Sie haben Braden betrogen?«
»Nein.« Sie schnaubte humorlos. »Sie hat Adam gefallen, und da hat Braden sie ihm ausgeliehen.«
Was zum … »Sie ihm ausgeliehen?«
»Mmm-hmm.«
»Hat sie denn überhaupt keine Selbstachtung?«
»Hast du nicht mitbekommen, dass ich sie eine Nutte genannt habe?«
»Ich fasse es nicht, dass Braden so etwas getan hat. Seine Freundin einfach einem anderen auszuleihen!«
»Vielleicht war das eine schlechte Wortwahl. Sie war eigentlich diejenige, die Braden gesagt hat, sie wäre scharf auf Adam. Braden hatte kein Problem damit, also hat er die beiden miteinander schlafen lassen.«
Verrückt und vielleicht ein bisschen gefühlskalt, aber auf Gegenseitigkeit beruhend, und mir stand kein Urteil darüber zu. »Also hat sie doch Selbstachtung. Was ist dann an der ganzen Sache so schlimm?«, versuchte ich dem wahren Grund für Ellies Abneigung auf die Spur zu kommen. »Das Mädchen mag eben Sex.«
»Sie ist eine Nutte!«
Aha. Jetzt kannte ich den wahren Grund. Ohne jeden Zweifel.
Adam.
»Dir liegt viel an Adam, hm?«
Sie stieß langsam den Atem aus und schloss die Augen.
Ein scharfer Schmerz durchzuckte meine Brust, als ich sah, wie eine Träne unter ihren Wimpern hervorquoll und über ihre Wange kullerte.
»Ach, Süße.« Ich setzte mich auf, zog sie an mich und ließ sie stumm in meinen Pullover weinen. Nach einer Weile griff ich nach der halbleeren Packung Cookies und hielt sie ihr hin. »Hier. Ein kleiner Zuckerschock, und dann schauen wir zu, wie Jason Bourne irgendjemandem ganz fürchterlich in den Arsch tritt.«
»Können wir so tun, als wäre es Adams Arsch?«
»Bin schon dabei. Siehst du diesen Typen … das ist Adam, und Bourne versohlt gerade seinen verdorbenen kleinen Po.«
Sie kicherte neben mir, und ich fragte mich, wie jemand so stark und gleichzeitig so verletzlich sein konnte.
Kapitel 9
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