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Dubliner (German Edition)

Dubliner (German Edition)

Titel: Dubliner (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Joyce
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Hauses hinab. Corley wartete am Randstein, nicht weit von der Vordertreppe. Mehrere Minuten vergingen. Dann wurde die Haustür langsam und vorsichtig geöffnet. Eine Frau kam eilig dieTreppe herunter und hustete. Corley drehte sich um und ging zu ihr hin. Einige Sekunden lang war sie durch seine breite Gestalt verdeckt, dann sah man sie wieder die Stufen hinaufeilen. Die Tür schloss sich hinter ihr, und Corley ging mit schnellen Schritten in Richtung Stephen’s Green.
    Lenehan eilte in dieselbe Richtung. Es fiel ein leichter Regen. Er betrachtete das als eine Warnung, und nachdem er sich nach dem Haus, in dem die junge Frau verschwunden war, umgedreht hatte, um sich zu vergewissern, dass niemand ihn beobachtete, rannte er ungeduldig über die Straße. Aufregung und die Anstrengung des schnellen Laufs ließen ihn keuchen. Er rief:
    – Hallo, Corley!
    Corley wandte sich um, um zu sehen, wer ihn gerufen hatte, und setzte dann seinen Weg fort. Lenehan rannte hinter ihm her, mit einer Hand den um die Schultern geworfenen Regenmantel festhaltend.
    – Hallo, Corley!, schrie er noch einmal.
    Er holte seinen Freund ein und sah forschend in sein Gesicht. Er konnte dort nichts sehen.
    – Und?, sagte er. Hat’s geklappt?
    Sie hatten die Ecke am Ely Place erreicht. Noch immer ohne zu antworten bog Corley nach links in die Seitenstraße ein. Seine Gesichtszüge hatten sich in ruhigem Ernst gesammelt. Lenehan hielt Schritt mit seinem Freund und atmete schwer. Er war verstört, und in seiner Stimme schwang etwas Drohendes mit.
    – Kannst du’s mir nicht sagen!, sagte er. Hast du’s bei ihr versucht?
    Corley blieb unter der nächsten Laterne stehen und sah verbissen geradeaus. Dann hielt er mit einer ernsten Geste eine Hand in das Licht, und lächelnd öffnete er sie langsam dem erwartungsvollen Blick seines Jüngers. Eine kleine Goldmünze * glänzte auf seiner Handfläche.

D IE P ENSION
    Mrs Mooney war die Tochter eines Metzgers. Sie war eine Frau, die durchaus imstande war, Dinge für sich zu behalten: eine willensstarke Frau. Sie hatte den Gesellen ihres Vaters geheiratet und in der Nähe von Spring Gardens eine Metzgerei aufgemacht. Aber kaum war sein Schwiegervater gestorben, kam Mr Mooney allmählich auf den Hund. Er trank, plünderte die Kasse, verschuldete sich bis über die Ohren. Seine Versprechen, keinen Alkohol mehr anzurühren, waren für die Katz: Schon wenige Tage später fing er wieder an. Er stritt sich in Gegenwart von Kunden mit seiner Frau, kaufte schlechtes Fleisch ein und richtete so das Geschäft zugrunde. Eines Abends ging er mit dem Fleischerbeil auf seine Frau los, und sie musste im Haus von Nachbarn übernachten.
    Von da an lebten sie getrennt. Sie ging zum Pfarrer und erwirkte die Trennung * und das Sorgerecht für die Kinder. Da sie nicht bereit war, ihrem Mann Geld, Essen oder Unterkunft zu geben, war er gezwungen, sich als Gehilfe des Gerichtsvollziehers zu verdingen. Er war ein heruntergekommener, gebeugter kleiner Säufer mit bleichem Gesicht, bleichem Schnurrbart und dünnen bleichen Brauen über seinen kleinen Augen, die rötlich geädert und blutunterlaufen waren; und den ganzen Tag saß er in der Amtsstube des Bailiff und wartete, bis es etwas zu tun gab. Mrs Mooney, die das ihr verbliebene Geld aus der Metzgerei gezogen und damit eine Pension in der Hardwicke Street eröffnethatte, war eine stattliche, imposante Frau. Die wechselnden Bewohner ihres Hauses waren Feriengäste, die von Liverpool und der Isle of Man * herüberkamen, und gelegentlich auch Leute vom Varieté * . Die festen Mieter waren Büroangestellte aus der Stadt. Mrs Mooney führte ein kluges und straffes Regiment in ihrem Haus und wusste genau, wem sie Kredit geben konnte, wann Strenge und wann Nachgiebigkeit geboten waren. Alle jungen Männer, die bei ihr wohnten, nannten sie Die Madame .
    Mrs Mooneys junge Männer zahlten fünfzehn Shilling pro Woche für Kost und Logis (Bier oder Stout zum Abendessen nicht inbegriffen). Sie hatten gleiche Interessen und Berufe und standen aus diesem Grunde auf Du und Du miteinander. Sie diskutierten untereinander über die Chancen von Favoriten und Außenseitern. Jack Mooney, der Sohn der Madame , der bei einem Kommissionär in der Fleet Street angestellt war, stand im Ruf, ein Raubein zu sein. Er bediente sich gern einer derben Soldatensprache: Meistens kam er erst in den frühen Morgenstunden nach Hause. Wenn er seine Freunde traf, hatte er stets eine Geschichte auf Lager, und

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