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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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sanft und lächelte dabei. Konnte Mr. Gray das Lächeln wahrnehmen? »Hattest du etwa erwartet, dass ich dir helfe? Also bitte, mein Lieber – ich kenne zwar die Einzelheiten nicht, kann mir aber gut vorstellen, worauf das hier hinauslaufen soll: In zwanzig Jahren ist der ganze Planet eine einzige rot überzogene Kugel, nicht wahr? Zwar ohne Loch in der Ozonschicht, dafür aber auch ohne Menschen.«
    »Komm mir nicht wie ein Klugscheißer! Wage es nicht!«
    Jonesy widerstand der Versuchung, einen weiteren Wutanfall aus Mr. Gray herauszukitzeln. Er glaubte zwar nicht, dass ihm sein unwillkommener Gast, wie wütend er auch sein mochte, die Tür einpusten konnte, aber warum sollte man es darauf ankommen lassen? Und außerdem war Jonesy emotional ausgelaugt und mit den Nerven am Ende und hatte einen widerlichen Geschmack wie von Kupfer im Mund.
    »Wie kann es sein, dass er nicht da ist?«
    Mr. Gray schlug mit der Hand mitten aufs Lenkrad. Die Hupe ertönte. Lad, der Border Collie, hob den Kopf und sah den Mann am Steuer mit großen, ängstlichen Augen an. »Du kannst mich nicht belügen! Ich habe deine Erinnerungen!«
    »Tja nun … ein paar habe ich mir geholt. Schon vergessen?«
    »Welche? Sag’s mir.«
    »Wieso sollte ich?«, fragte Jonesy. »Was springt für mich dabei raus?«
    Mr. Gray verfiel in Schweigen. Jonesy spürte, wie er auf diverse Daten Zugriff. Dann, mit einem Mal, zogen unter der Tür und durch das Lüftungsgitter Gerüche ins Zimmer. Es waren seine Lieblingsgerüche: von Popcorn, Kaffee und der Fischsuppe seiner Mutter. Augenblicklich fing sein Magen an zu knurren.
    »Die Suppe deiner Mutter kann ich dir natürlich nicht versprechen«, sagte Mr. Gray. »Aber ich werde dir was zu essen geben. Und du hast doch Hunger, nicht wahr?«
    »Da du meinen Körper lenkst und dich mit meinen Gefühlen vollstopfst, wäre es ja auch ein Wunder, wenn ich keinen Hunger hätte«, erwiderte Jonesy.
    »Es gibt südlich von hier eine Gaststätte – Dysart’s. Dir zufolge hat sie jeden Tag vierundzwanzig Stunden lang geöffnet, was besagen soll, dass sie immer geöffnet hat. Oder lügst du mich da auch an?«
    »Ich habe nie gelogen«, erwiderte Jonesy. »Du sagst es doch selber: Ich kann dich nicht belügen. Du hast die Kontrolle über mich, du hast die Datenbanken, du hast alles bis auf das, was hier drin ist.«
    »Und wo ist das? Wie kann es ein ›hier drin‹ überhaupt geben?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Jonesy ganz aufrichtig. »Und woher weiß ich, dass du mir was zu essen geben wirst?«
    »Das muss ich doch sowieso«, sagte Mr. Gray auf der anderen Seite der Tür, und Jonesy wurde klar, dass Mr. Gray ebenfalls aufrichtig war. Wenn man nicht ab und zu nachtankte, setzte irgendwann der Motor aus. »Aber wenn du meine Neugier befriedigst, gebe ich dir das zu essen, was du magst. Wenn nicht …«
    Nun zogen andere Gerüche unter der Tür hindurch: das grünliche, ekelerregende Aroma von Brokkoli und Rosenkohl.
    »Schon gut«, sagte Jonesy. »Ich erzähle dir, was ich weiß, und du gibst mir bei Dysart’s Pfannkuchen und Bacon aus. Da gibt es nämlich rund um die Uhr Frühstück. Abgemacht?«
    »Abgemacht. Wenn du die Tür aufmachst, können wir das mit Handschlag besiegeln.«
    Das entlockte Jonesy ein Lächeln. Es war Mr. Grays erster Versuch, etwas Humor zu zeigen, und dafür gar nicht mal so schlecht. Er schaute in den Rückspiegel und sah auf dem Mund, der nicht mehr seiner war, genau das gleiche Lächeln. Also ein bisschen unheimlich war das schon. »Das mit dem Händeschütteln lassen wir mal lieber«, sagte er.
    »Erzähl’s mir.«
    »Gut, aber sei gewarnt: Wenn du nicht einhältst, was du mir versprochen hast, kriegst du nie wieder die Gelegenheit, mir etwas zu versprechen.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    Der Wagen stand oben auf dem Standpipe Hill und wurde leicht durchgerüttelt, und seine Scheinwerfer sandten schneeflockige Lichtzylinder aus, und Jonesy erzählte Mr. Gray, was er wusste. Es war, dachte er, genau der richtige Ort für eine gruselige Geschichte.

8
    Die Jahre 1984 und 85 waren schlimme Jahre in Derry. Im Sommer 1984 warfen drei einheimische Jugendliche einen Schwulen in den Kanal und brachten ihn um. Im Laufe der folgenden zehn Monate wurde dann ein halbes Dutzend Kinder ermordet, anscheinend von einem Wahnsinnigen, der sich manchmal als Clown verkleidete.
    »Wer ist dieser John Wayne Gacey?«, fragte Mr. Gray. »Hat der die Kinder umgebracht?«
    »Nein, das war nur jemand aus dem

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