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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Mittelwesten, der einen ähnlichen Modus Operandi hatte«, sagte Jonesy. »Du verstehst viele der Querverweise in meinem Kopf nicht, was? Wo du herkommst, gibt es bestimmt nicht viele Dichter.«
    Darauf erwiderte Mr. Gray nichts. Jonesy bezweifelte, dass er überhaupt wusste, was ein Dichter war. Und dass es ihn interessierte.
    »Wie dem auch sei«, sagte Jonesy. »Zum Schluss gab es dann noch einen fürchterlichen Hurrikan. Das war am 31. Mai 1985. Über sechzig Menschen sind dabei umgekommen. Der Wasserturm ist umgestürzt. Er ist den Hügel runter in die Kansas Street gerollt.« Er zeigte nach rechts aus dem Auto, wo ein steiler Abhang in die Dunkelheit hinabführte.
    »Zweieinhalb Millionen Liter Wasser ergossen sich vom Upmile Hill in die Innenstadt, die mehr oder weniger weggeschwemmt wurde. Ich ging damals aufs College. Der Sturm ereignete sich, als ich gerade Abschlussprüfungen hatte. Mein Dad hat mich angerufen und mir davon erzählt, aber ich hatte natürlich schon davon gehört – im ganzen Land sprach man darüber.«
    Jonesy hielt inne, überlegte und sah sich im Büro um, das nun nicht mehr kahl und schmuddelig war, sondern schön eingerichtet (sein Unterbewusstsein hatte sowohl eine Couch von zu Hause hineingestellt als auch einen Charles-Eames-Sessel, den er im Katalog des Museum of Modern Art gesehen hatte, sehr schön, aber unbezahlbar für ihn) und eigentlich ganz angenehm war … auf jeden Fall angenehmer als die Schneesturmwelt, die der Entführer seines Körpers gegenwärtig erdulden musste.
    »Henry war damals auch auf dem College. In Harvard. Pete hat sich an der Westküste rumgetrieben und einen auf Hippie gemacht. Biber hat es mit einem Junior College in Süd-Maine probiert. Hat Kiffen und Videospiele studiert, wie er später sagte.« Einzig Duddits war hier in Derry gewesen, als der große Sturm kam … aber Jonesy stellte fest, dass er Duddits’ Namen nicht aussprechen wollte.
    Mr. Gray sagte nichts, aber Jonesy spürte deutlich seine Ungeduld. Mr. Gray interessierte sich nur für den Wasserturm. Und dafür, dass Jonesy ihn hereingelegt hatte.
    »Hör mal, Mr. Gray: Wenn überhaupt, hast du dich selber reingelegt. Ich habe hier ein paar Derry-Kisten, weiter nichts, und die habe ich reingeholt, als du damit beschäftigt warst, diesen armen Soldaten umzubringen.«
    »Die armen Soldaten sind mit Schiffen vom Himmel gekommen und haben alle meine Artgenossen, die sie finden konnten, abgeschlachtet.«
    »Mir kommen die Tränen. Ihr seid doch wohl auch nicht hier, um uns im intergalaktischen Buchklub zu begrüßen.«
    »Und wenn doch? Wäre dann irgendwas anders verlaufen?«
    »Diese Hypothesen kannst du dir schenken«, sagte Jonesy. »Nach dem, was du mit Pete und dem Typ von der Army gemacht hast, bin ich nicht mehr an einer intellektuellen Diskussion mit dir interessiert.«
    »Wir tun, was wir tun müssen.«
    »Das mag ja sein, aber wenn du von mir erwartest, dass ich dir dabei helfe, dann bist du verrückt.«
    Der Hund schaute Jonesy nun noch beklommener an. Er war offenbar nicht an Herrchen gewöhnt, die angeregte Selbstgespräche führten.
    »Der Wasserturm ist 1985 eingestürzt – vor siebzehn Jahren –, und du hast die Erinnerung daran gestohlen?«
    »Kurz gesagt: Ja, aber ich glaube nicht, dass du vor Gericht weit damit kommen würdest, denn die Erinnerungen haben von Anfang an mir gehört.«
    »Was hast du noch gestohlen?«
    »Den Teufel werde ich tun, dir das zu erzählen.«
    Es folgte ein schwerer, wütender Schlag gegen die Tür. Jonesy musste wieder an das Märchen mit den drei Schweinchen denken. Dann huste und pruste mal, Mr. Gray, und genieße die zweifelhaften Freuden des Zorns.
    Aber Mr. Gray stand anscheinend nicht mehr an der Tür.
    »Mr. Gray?«, rief Jonesy. »He, nicht schmollen, ja?«
    Jonesy vermutete, dass Mr. Gray anderweitig nach Informationen suchte. Der Wasserturm war fort, aber Derry war ja noch da, also musste die Stadt irgendwoher ihr Wasser beziehen. Wusste Jonesy, woher es kam?
    Nein. Er konnte sich vage erinnern, viel Wasser aus Flaschen getrunken zu haben, als er in diesem Sommer vom College zurückgekommen war, aber das war alles. Irgendwann kam dann wieder Wasser aus der Leitung, aber was kümmerte das einen 21-Jährigen, dessen Hauptsorge darin bestand, Mary Shratt endlich mal an die Wäsche zu dürfen. Das Wasser floss, und man trank es. Man machte sich keine Gedanken darüber, woher es kam, solange man davon nicht das große Kotzen oder die große

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