Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
Vom Netzwerk:
da!«
    Dann hielt sie sich die Augen zu und lehnte den Kopf an den Vorderreifen des umgestürzten Scouts. Sie hörte auf zu schreien und stöhnte nur noch, wie ein Tier in einer Falle, das nicht mehr hoffte, sich befreien zu können.

5
    Für eine ungewisse Zeitspanne (wahrscheinlich aber höchstens fünf Minuten lang, wenn es ihnen auch länger vorkam) sahen sie den strahlend hellen Lichtern am Himmel zu – wie sie kreisten, dahinglitten, nach links und rechts auswichen und Bocksprünge miteinander zu vollführen schienen. Irgendwann fiel Henry auf, dass es nur noch fünf waren und kein knappes Dutzend mehr, und dann waren es nur noch drei. Die Frau, die neben ihm das Gesicht an den Reifen lehnte, furzte wieder, und da wurde Henry klar, dass sie hier mitten in der Wildnis standen und ein irgendwie durch den Sturm ausgelöstes Himmelsphänomen begafften, das zwar ganz interessant war, ihnen aber auch nicht dabei half, an einen warmen und trockenen Ort zu gelangen. Er konnte sich an den letzten Blick auf den Tageskilometerzähler ganz genau erinnern: 12,7. Sie waren noch fast zehn Meilen von ihrer Hütte entfernt, unter idealen Wetterbedingungen auch schon ein anständiger Fußmarsch, und um sie her brauste ein Sturm, dem nicht mehr viel zum Blizzard fehlte. Noch dazu, dachte er, bin ich hier der Einzige, der gehen kann.
    »Pete.«
    »Das ist was, hm?«, hauchte Pete. »Das sind echte Ufos, genau wie in Akte X. Was soll man …«
    »Pete.« Er fasste Pete am Kinn und drehte sein Gesicht vom Himmel weg zu sich her. Dort oben verblassten die letzten beiden Lichter. »Das ist irgendein elektrisches Phänomen, weiter nichts.«
    »Meinst du?« Pete wirkte absurderweise enttäuscht.
    »Ja – das hat irgendwas mit dem Sturm zu tun. Aber auch wenn das die erste Angriffswelle der Schmetterlingsaliens vom Planeten Alnitak sein sollte, kann uns das egal sein, wenn wir uns hier draußen in Eis am Stiel verwandeln. Du musst mir jetzt helfen. Du musst deinen kleinen Trick anwenden. Kannst du das?«
    »Ich weiß nicht«, sagte Pete und warf noch einen letzten Blick gen Himmel. Es war jetzt nur noch ein Licht zu sehen, und das war so blass, dass man es nicht erkannt hätte, hätte man nicht danach gesucht. »Ma’am? Ma’am, sie sind gleich weg. Beruhigen Sie sich, ja?«
    Sie erwiderte nichts, stand einfach nur mit dem Gesicht an den Reifen gelehnt da. Die Bänder an ihrer Mütze flatterten im Wind. Pete seufzte und drehte sich wieder zu Henry um. »Was willst du?«
    »Du kennst doch die Holzfällerschuppen an dieser Straße?« Es gab acht oder neun davon, und sie bestanden lediglich aus vier Pfosten und einem rostigen Wellblechdach. Die Holzfäller bewahrten darin über den Winter Holzklötze und Ausrüstungsgegenstände auf.
    »Klar«, sagte Pete.
    »Wo ist der nächste? Kannst du mir das sagen?«
    Pete schloss die Augen, hob einen Finger und bewegte ihn vor und zurück. Dazu machte er mit der Zungenspitze am Gaumen ein leises tickendes Geräusch. Das machte Pete schon seit der Highschool so. Er machte es noch nicht so lange, wie Biber Bleistifte annagte und Zahnstocher kaute oder wie Jonesy für Horrorfilme und Mordgeschichten schwärmte, aber doch schon ziemlich lange. Und normalerweise klappte es. Henry wartete ab und hoffte, es würde auch diesmal klappen.
    Die Frau, die anscheinend trotz des brausenden Winds das leise, rhythmische Ticken aufgeschnappt hatte, hob den Kopf und sah sich um. Von dem Reifen hatte sie eine große dunkle Schmierspur auf der Stirn.
    Schließlich schlug Pete wieder die Augen auf. »Gleich da vorn«, sagte er und wies in Richtung ihrer Hütte. »Geh um die Kurve, dann kommt ein Hügel. Auf der anderen Seite des Hügels kommt ein gerades Stück. Und am Ende dieses geraden Stücks steht einer dieser Schuppen. Er steht links neben der Straße. Das Dach ist zum Teil eingestürzt. Ein Mann namens Stevenson hatte da mal Nasenbluten.«
    »Tatsächlich?«
    »Ach, Mann, was weiß denn ich …« Pete schaute weg, als genierte er sich.
    Henry erinnerte sich vage an diesen Schuppen … und vielleicht war es gut, dass das Dach teilweise eingestürzt war. Wenn es in die richtige Richtung gefallen war, hatte es den wandlosen Unterstand vielleicht in einen Wetterschutz verwandelt.
    »Wie weit?«
    »Eine halbe Meile. Vielleicht auch eine Dreiviertelmeile.«
    »Und du bist dir sicher?«
    »Ja.«
    »Kannst du mit deinem Knie so weit gehen?«
    »Ich denke schon. Aber sie?«
    »Sie hat keine Wahl«, sagte Henry. Er legte

Weitere Kostenlose Bücher