Duddits - Dreamcatcher
brachten es schließlich sogar Duddits bei – bei ihm hörte es sich wie Sähe Scheise, anner Tah an, und es ist eines der wenigen Dinge, die Duddits sagt, die seine Eltern nicht verstehen können. Und das ist für Pete und seine Freunde natürlich ein Heidenvergnügen.
Jetzt aber, da ihnen Duddits erst in einer halben Stunde bevorsteht, wiederholt Pete einfach nur, was Henry gesagt hat: »Ja, Mann. SSAT.«
Selbe Scheiße, anderer Tag. Nur dass die Jungs im Grunde ihres Herzens nur die erste Hälfte davon glauben, denn im Grunde ihres Herzens glauben sie, dass es, Tag für Tag, immer derselbe Tag ist. Wir sind in Derry, im Jahre 1978, und es wird immer 1978 sein. Sie sagen, es werde eine Zukunft geben und sie würden das 21. Jahrhundert erleben – Henry wird Anwalt sein und Jonesy Schriftsteller, Biber wird einen Sattelzug fahren und Pete Astronaut sein mit dem NASA-Emblem auf dem Oberarm –, aber das sagen sie bloß, wie sie auch in der Kirche das Glaubensbekenntnis mitsprechen, ohne recht zu wissen, was da aus ihrem Munde kommt; und in Wirklichkeit sind sie eher an Maureen Chessmans Rock interessiert, der überhaupt schon ziemlich kurz ist und ihr noch weiter die Schenkel hinaufrutschen wird. Im Grunde ihres Herzens glauben sie, dass Maureens Rock eines Tages so weit hochrutschen wird, dass sie ihren Schlüpfer sehen können, und genauso glauben sie, dass Derry so ewig ist wie sie selbst. Sie werden immer in die Junior High gehen, und es wird immer Viertel vor drei sein, und sie werden immer gemeinsam die Kansas Street entlanggehen, um bei Jonesy in der Auffahrt Basketball zu spielen (Pete hat bei sich vor der Garage auch einen Korb, aber Jonesys gefällt ihnen besser, weil sein Vater ihn so niedrig angebracht hat, dass man dünken kann) und um sich ewig über die gleichen Themen zu unterhalten, über den Unterricht und die Lehrer und darüber, welcher Junge sich mit welchem angelegt hat und welcher sich mit welchem erst noch anlegen wird und ob Soundso den Soundso denn überhaupt plattmachen könnte, wenn er sich mit ihm anlegen würde (nur dass sie sich nie miteinander anlegen werden, denn Soundso und Soundso sind befreundet), wer in letzter Zeit was Krasses gebracht hat (dieses Jahr bisher ihr Favorit: der Siebtklässler Norm Parmeleau, jetzt auch Makkaroni-Parmeleau genannt, ein Spitzname, der jahrelang an ihm kleben wird, noch bis ins nächste Jahrhundert, über das diese Jungs zwar reden, an das sie im Grunde ihres Herzens aber nicht glauben; bei einer Wette um fünfzig Cents hatte sich Norm Parmeleau eines Tages in der Mensa beide Nasenlöcher mit Käse-Makkaroni zugestopft, sie dann wie Rotze hochgezogen und schließlich gegessen; Makkaroni-Parmeleau, der, wie so viele Jungs auf der Junior High, traurige mit wahrer Berühmtheit verwechselt hatte), wer mit wem geht (wenn ein Typ und ein Mädchen gesehen werden, wie sie nach der Schule zusammen nach Hause gehen, nimmt man an, dass sie wahrscheinlich miteinander gehen; wenn man sie Händchen halten oder knutschen sieht, gibt’s da nichts mehr zu deuteln) und wer den Superbowl gewinnen wird (die Patriots! die Boston Patriots!, aber die gewinnen nie; Fan der Patriots sein zu müssen ist schon echt scheiße). Es sind immer die gleichen Themen, und doch sind sie unerschöpflich faszinierend, während sie alle gemeinsam von derselben Schule (Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen) dieselbe Straße (den Schöpfer des Himmels und der Erde) unter dem ewig gleichen weißen Oktoberhimmel (… und das ewige Leben) und mit denselben Freunden nach Hause gehen (amen). Selbe Scheiße, selber Tag, das glauben sie im Grunde ihres Herzens, und da sind sie sich einig mit K. C. and the Sunshine Band, obwohl sie alle sagen würden: RR-DS (Rock regiert! Disco? Scheiße!): that’s the way – aha, aha – they like it … Der Wandel, die Veränderung wird plötzlich und unerwartet kommen, wie das bei Kindern in ihrem Alter immer so ist; brauchten Veränderungen die Zustimmung von Junior-Highschool-Schülern, dann würde sich nie etwas ändern.
Heute bietet ihnen auch die Jagd Gesprächsstoff, denn Mr. Clarendon wird sie zum ersten Mal auf seine Hütte mitnehmen. Sie werden drei Tage dort sein, zwei davon Schultage (diese Fahrt bekommen sie von der Schule problemlos genehmigt, und es wäre völlig unnötig, den Zweck der Reise zu verheimlichen; das südliche Maine mag mittlerweile verstädtert sein, aber hier oben im Norden, in Gottes freier Natur, ist die Jagd
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