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Duddits - Dreamcatcher

Duddits - Dreamcatcher

Titel: Duddits - Dreamcatcher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen King
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Gedanken ausgelöst? Pete wusste es nicht.
    »Vielleicht weder noch«, sagte er.
    Pete merkte, dass es aufgehört hatte zu schneien. Die Welt um ihn her zeigte nur drei Farben: das Dunkelgrau des Himmels, das tiefe Grün der Tannen und das makellose Weiß des Neuschnees. Und es war mucksmäuschenstill.
    Pete legte den Kopf erst auf die eine Seite und dann auf die andere und lauschte. Ja, vollkommene Stille. Es war kein Laut mehr zu hören, und das Summen hatte ebenso aufgehört wie der Schneefall. Als er hochschaute, sah er, dass auch die blass glimmenden Lichter verschwunden waren.
    »Marcy?«, fragte er, als würde er jemand rufen. Ihm kam in den Sinn, dass Marcy vielleicht der Name der Frau war, die den Unfall verursacht hatte, aber diese Idee verwarf er gleich wieder. Diese Frau hieß Becky, das wusste er so genau, wie er damals auch den Namen der Immobilienmaklerin gewusst hatte. Marcy war jetzt nur ein Wort, und es sagte ihm nichts. Wahrscheinlich hatte er einfach nur einen Hirnkrampf. Es wäre nicht der erste gewesen.
    Er erklomm den Hügel und ging auf der anderen Seite wieder hinunter, und seine Gedanken kehrten zu dem Tag im Herbst 1978 zurück, zu dem Tag, an dem sie Duddits kennengelernt hatten.
    Er war schon fast am Anfang des geraden Straßenstücks angelangt, als sein Knie mit einem Mal einknickte, diesmal nicht blockierte, nein, es schien zu explodieren wie ein Knorren in einem Kiefernscheit, wenn das Feuer ihn erreicht.
    Pete kippte bäuchlings in den Schnee. Er hörte nicht, dass die Bud-Flaschen in der Tüte (alle bis auf zwei) zerbrachen. Dazu schrie er zu laut.

Kapitel 6
Duddits, Teil II

1
    Henry ging schnellen Schritts in Richtung ihrer Hütte los, und als Schneefall und auch Wind nachließen, fing er zu joggen an. Er war jahrelang gejoggt und fiel wie selbstverständlich in diesen Trab. Vielleicht würde er es hin und wieder etwas langsamer angehen lassen müssen, aber das glaubte er eigentlich nicht. Er war Straßenrennen gelaufen, über mehr als neun Meilen – allerdings war das auch schon ein paar Jahre her und hatten damals keine zehn Zentimeter Schnee gelegen. Aber worüber sollte er sich Sorgen machen? Dass er stürzen und sich die Hüfte brechen würde? Dass er einen Herzinfarkt erleiden könnte? Mit siebenunddreißig war ein Herzinfarkt unwahrscheinlich, und selbst wenn er in dieser Hinsicht gefährdet wäre, wäre es doch lächerlich, sich deshalb den Kopf zu zerbrechen, nicht wahr? Angesichts dessen, was er vorhatte? Also weshalb sollte er sich Sorgen machen?
    Wegen Jonesy und Biber. Das wirkte auf den ersten Blick ebenso lächerlich wie die Sorge, man würde hier mitten in der Wildnis einen fatalen Herzinfarkt erleiden – die Schwierigkeiten lagen hinter ihm, bei Pete und dieser merkwürdigen, schon halb im Koma liegenden Frau, und nicht vor ihm in ihrer Hütte … nur dass es in ihrer Hütte tatsächlich Schwierigkeiten gab, große Schwierigkeiten. Er hätte nicht sagen können, woher er das wusste; er wusste es einfach und zweifelte nicht daran. Schon bevor ihm die Tiere begegneten, die alle in die entgegengesetzte Richtung eilten und ihn kaum eines Blickes würdigten, wusste er es.
    Ein-, zweimal schaute er zum Himmel und suchte nach diesen rätselhaften Lichtern, konnte aber keine entdecken, und dann schaute er nur noch geradeaus und musste hin und wieder einen Schlenker machen, um den Tieren auszuweichen. Sie flohen nicht direkt in wilder Panik, aber ihr Blick hatte etwas Merkwürdiges, Unheimliches, das Henry noch nie gesehen hatte. Einmal musste er einen kleinen Satz machen, sonst hätten ihn zwei dahineilende Füchse förmlich über den Haufen gelaufen.
    Acht Meilen noch, sagte er sich. Das wurde sein Jogging-Mantra, anders als die, die ihm normalerweise beim Laufen durch den Kopf gingen (meistens waren es Kinderreime), aber so anders nun auch nicht – es war dasselbe Schema. Acht Meilen noch, acht Meilen noch nach Banbury Cross. Aber nicht nach Banbury Cross, sondern bis zu Mr. Clarendons alter Jagdhütte – die jetzt Bibers Jagdhütte war –, und kein Steckenpferd trug ihn dorthin. Was war denn überhaupt ein Steckenpferd? Musste wohl was Englisches sein. Und was um Himmels willen ging hier vor sich? Die Lichter, diese Flucht in Zeitlupe (du lieber Gott, was war denn das da linker Hand im Wald? War das jetzt wirklich ein Bär? ), die Frau, die einfach so auf der Straße hockte und einen Großteil ihrer Zähne und ihres Verstands eingebüßt hatte? Und dann diese

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