Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
Abtreibung entschlossen.
Nach einer Notlandung in der mexikanischen Wüste reisen die
beiden Männer gemeinsam nach Guatemala, um Johannes zu besuchen. Sie finden ihn tot vor: Er hat sich erhängt. Auf der Überfahrt nach Europa lernt Faber die junge Sabeth kennen, die ihn an
Hanna erinnert. Die beiden verlieben sich ineinander und unternehmen eine gemeinsame Europareise, auf der sich herausstellt, dass Sabeth tatsächlich die Tochter der seit vielen Jahren in Athen lebenden Hanna ist. Sabeth hält Johannes für ihren Vater; Faber ist nur
zu gern bereit, diesen Glauben zu teilen, und die beiden verbringen eine Nacht miteinander. Tage später wird Sabeth am Strand von
einer Schlange gebissen, weicht vor dem ihr zur Hilfe eilenden Faber zurück und schlägt mit dem Kopf auf. Im Athener Krankenhaus
wird ein Gegengift verabreicht; da Faber aber nicht von dem Sturz
berichtet, bleibt eine Gehirnblutung unerkannt, an der Sabeth stirbt.
Mittlerweile hat Faber von Hanna erfahren, was er eigentlich schon
wusste: Er selbst ist Sabeths Vater. Allen Versuchen der Selbstrechtfertigung zum Trotz fühlt Faber sich schuldig. Wieder auf Reisen,
entschließt er sich zu einer neuen Lebensweise. Ein Zusammenleben
mit Hanna erwägend, kehrt er nach Athen zurück.
Mit seinen zahlreichen Hinweisen auf die griechische Antike
kann der Roman nicht nur wegen der Inzestthematik als moderne
Variante des Ödipusmythos gelesen werden. Wie Ödipus, der meint, seinem Schicksal entgehen zu können, ist auch Faber, der das ganze
Leben für kalkulierbar hält, Überheblichkeit vorzuwerfen. Einig
sind die beiden Figuren schließlich auch in ihrer erlebten Schuldhaftigkeit, vor der sie das Wissen um die eigene Unwissenheit nicht bewahren kann.
Struktur Frisch macht seinen Protagonisten zum Erzähler der eigenen Geschichte. Der Roman besteht aus den Aufzeichnungen Fabers, in denen sich ein rückblickender Bericht mit aktuellen Tagebuchaufzeichnungen vermischt. Die Reflexionen Fabers sind dabei
von selbstentlarvender Subjektivität - noch in der Rückschau verharrt er in alten Denkmustern und hadert mit dem Unerkärlichen.
Der Bericht endet unmittelbar vor einer Magenoperation, der Faber sich unterziehen muss - der tragische Held des Romans scheint
diese nicht zu überleben.
Wirkung Seit seinem Erscheinen ist der Roman ein großer Publikumserfolg von ungebrochener thematischer Aktualität. Der Text
gehört zu den beliebtesten Stoffen für die (Schul-)Unterrichtslektüre
und wurde 1991 von Volker Schlöndorff verfilmt.
kirgisischer Schriftsteller 1 *12.12.1928 in Scheker 1 tio.6.2008
in Nürnberg 1 ab 1984 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und
Künste in Paris 1 1994 Gewinner des Österreichischen Staatspreises 1
1998 Aleksandr-Men-Preis
Tschingis Aitmatow, der zunächst an einer landwirtschaftlichen
Hochschule studierte, arbeitete ab 1951 journalistisch und verfasste
erste Erzählungen. 1956-58 studierte er am Moskauer Gorki-Institut für Literatur. 1957 wurde er in den sowjetischen Schriftstellerverband aufgenommen, 1984 Mitglied der Akademie der Wissenschaften und Künste in Paris. Für die UdSSR (ab 1990) und Kirgisien (ab
1994) war er als Botschafter tätig. Unter Michael Gorbatschow war
er Mitglied des Präsidialrats und des Obersten Sowjets sowie Volksdeputierter. 1994 wurde Aitmatow mit dem Österreichischen Staatspreis geehrt, 1998 mit dem Aleksandr-Men-Preis »für die Ökumene
der Kulturen«. Er starb 2008 im Alter von 79 Jahren.
Mit der Veröffentlichung seiner Erzählung Dshamilja (1958; im
selben Jahr erschien die Erzählung Aug in Auge) sorgte Aitmatow
bei Lesern und Kritikern weltweit für Aufsehen. In der UdSSR war
er seither hoch anerkannt und wurde mit zahlreichen Preisen (Leninpreis für Literatur und Kunst 1963, Staatspreise 1968, 1983) für
seine Werke ausgezeichnet. Über die größte Lesergemeinde außerhalb Kirgisiens und des riesigen postsowjetischen Gebietes verfügt
Aitmatow in Deutschland.
In seiner Literatur (u. a. die Kurzromane Wirf die Fesseln ab,
Gülsary!, 1966, und Der weiße Dampfer, 1970) finden Dramen und
Tragödien des kirgisischen Volkes und der gesamten Menschheit,
der modernen Zivilisation und ihrer Sehnsüchte, der Religion und
der bedrohten Lebensgrundlagen der Welt (u. a. in den Romanen
Der Richtplatz, 1986, und Der Schneeleopard, 2006) ihren Ausdruck.
Aitmatows Protagonisten sind häufig vom Streben nach einer menschenwürdigen Kultur getrieben, so wie
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