Duden - Bücher, die man kennen muss. Klassiker der Weltliteratur
später Regimentsschreiber und
-Sekretär. Ein Jahr nach dem Ende des Dreißigjährigen Kriegs 1648
heiratete er Katarina Henninger, die Tochter eines Regimentswachtmeisters, mit der er zehn Kinder hatte. Vermutlich war er bereits zuvor zum katholischen Glauben konvertiert. Er arbeitete im Gebiet
von Gaisbach als Gutsverwalter, ab 1667 war er als Schultheiß in
Renchen tätig. In diese Zeit fällt seine schriftstellerische Tätigkeit.
Der Barockdichter Johann Jacob Christoffel von Grimmelshausen stellt in seinen satirischen Schelmenromanen die Missstände der
zeitgenössischen Gesellschaft dar. Seine Werke zeichnen sich durch
eine detaillierte Schilderung und eine lebendige Darstellung aus. Vor
allem der Dreißigjährige Krieg (1618-48) prägte sein Leben. Die verschiedenen Erfahrungen verarbeitete der Autor in seinen Werken
auf realistisch-humoristische Weise.
Neben dem Roman Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch
wurde Grimmelshausen auch durch die Werke Trutz Simplex oder:
Ausführliche und wunderseltzame Lebensbeschreibung Der Ertzbetrügerin und Landstörtzerin Courasche (1670) sowie Der seltsame
Springinsfeld (1670) berühmt.
Der Abentheurliche Simplicissimus Teutsch 0A1668(1669;
587 Seiten) 1 Form Roman 1 Epoche Barock
Unter dem Pseudonym German Schleifheim von Sulsfort erschien
1668 (vordatiert auf 1669) der erfolgreichste deutsche Roman des
17. Jahrhunderts: Der Abentheurliche Simplicissimus - ein Buch vom
und über den Dreißigjährigen Krieg.
Inhalt Grimmelshausen schildert das Leben des Romanhelden Simplicius Simplicissimus. Am Beginn erlebt er als zehnjähriger Knabe in der Zeit des Dreißigjährigen Krieges den tragischen
Überfall auf den Bauernhof seines angeblichen Vaters im Spessart.
Er flieht in den Wald und erfährt in der Einsiedelei eines Eremiten,
der sich später als sein wirklicher Vater herausstellt, eine christliche
Erziehung. In die Welt entlassen, wird er in Hanau zum Narren des
schwedischen Stadtkommandanten, bevor umherstreifende Kroaten ihn entführen. Wenig später schließt er sich den kaiserlichen
Truppen an, bis ihn der kommandierende Obrist zu einem Hofmeister gibt, der sich seiner annimmt und mit dessen Sohn, Ulrich Nerzbruder, Simplicius Freundschaft schließt. Im Kriegsgetümmel wird
Simplicius zum »Jäger von Soest«; als Soldat und Kaufmann zieht
er durch die Welt, reist u. a. nach Paris, Wien, Moskau und gerät bis
nach Korea und Japan. Von dort gelangt er nach Konstantinopel, wo
er als Galeerensklave dienen muss, wird von venezianischen Schiffen gerettet und lässt sich nach einer letzten Pilgerreise nach Rom
schließlich wieder im Schwarzwald nieder. Dort hält er Rückschau
und erzählt sein Leben. Zuletzt formuliert Simplicius sein berühmt
gewordenes »Adieu Welt« und zieht sich als Eremit in die Einsamkeit zurück.
Aufbau Der Roman, der der Tradition des spanischen Schelmenromans folgt, besteht aus zahlreichen Episoden, an deren Beginn der
Erzähler jeweils eine kurze Inhaltsübersicht über das sich anschließende Kapitel gibt. Allerdings kommt der Autor über das bloße Prin zip der Reihung hinaus, indem er den Erzähler in das Geschehen
einbindet und dadurch dem Prozess der Selbsterkenntnis bzw. der
inneren Umkehr mehr Aussagekraft verleiht. Das ständige Auf und
Ab seiner Erfahrungen steht für das Schicksalsprinzip (Fortuna), in
dem sich das Lebensgefühl dieser Epoche widerspiegelt.
Als stilistische Klammer für das Kompendium an Ideen wählte
Grimmelshausen die satirische Darstellung. Sie bildet den Rahmen,
in dem sich allegorischer und realistischer Ausdruck, hoher und niederer Sprachduktus adäquat miteinander verbinden.
Wirkung Bereits im Frühjahr 1669 erschien eine zweite Ausgabe,
vermehrt um die Continuatio. Der anhaltende Erfolg bewirkte eine
recht komplizierte Folge von insgesamt sechs, zum Teil unautorisierten Fassungen. In den folgenden Jahrhunderten zählte das Werk zu
den wenigen Barockromanen, die auch außerhalb der Wissenschaft
auf ein reges Interesse stießen. Seit der Romantik haben sich zahlreiche Dichter von dem Buch inspirieren lassen.
Im 20. Jahrhundert adaptierten u. a. Bertolt Brecht in seinem
Drama Mutter Courage und ihre Kinder (Uraufführung: 1941) sowie
Günter Grass in der Erzählung Das Treffen in Telgte (1979) den Stoff.
Mehrere Künstler fertigten Illustrationen an, Karl Amadeus Hartmann (1905-63) komponierte die Oper Simplicius Simplicissimus
(1936 entstanden;
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