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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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nachdenklich. »Monna Jana ist noch nicht befragt worden«, sagte er dann.
    »Woher wollt Ihr das wissen?«
    »Ich habe Monna Cerchi gefragt. Sie weiß, wer Jana ist. Sie gibt ihr die Schuld an allem. Wenn es nach ihr ginge…«
    »Ihr habt nach Jana gefragt?«
    »Ich musste doch wissen, ob sie mich nicht vielleicht angeschwärzt hat. Schließlich sucht man auch nach mir.«
    Ich sah ihn an und hatte zum ersten Mal das Gefühl, dass er mich über seine wahren Beweggründe belog. Vielleicht war er sich Janas Verderben so sicher, dass er sich ein wenig Mitleid leisten konnte. Oder er wollte seinen Auftraggebern möglichst umfassend berichten.
    Oder er versuchte herauszubekommen, ob die signoria mittlerweile von Janas Schuld nicht mehr überzeugt war und nach dem Menschen suchte, der die Briefe gefälscht hatte.
    - die Fälschungen, die es nicht gab.
    »Sobald sie Cerchi ein drittes Mal in die Befragungskammer führen…«
    »… gibt er sich als Kain zu erkennen und gesteht den Mord an Abel, wenn es sein muss«, sagte Tredittore leichthin.
    »Das ist übermorgen.«
    »So ist es.« Er nickte. »Was wollt Ihr jetzt tun?«
    »Ihr begleitet mich morgen zur Bank von Francesco Nori.«
    »Wozu denn das?«
    »Ich habe Grund zur Annahme, dass Jana ihre Geldgeschäfte über Nori abwickelte – und zwar lange, bevor wir Florenz erreichten. Wozu sonst sollte Nori zu den Empfängern ihrer Briefe gehört haben? Ist es so oder nicht?«
    Er zögerte eine Weile mit der Antwort. »Ihr habt Recht«, bekannte er dann. »Weshalb die Frage? Ich dachte, Ihr wüsstet über ihre Geschäfte eingehend Bescheid.«
    »Ihr wisst genau, dass es nicht so ist.«
    Tredittore zuckte mit den Schultern und erlaubte sich ein halbes Grinsen. »Wenn ich Euch in Noris Bankhaus behilflich sein kann…«
    »Sicher könnt Ihr das. Ihr seid legitimer Vertreter des Hauses Dlugosz. Ich brauche Euch, damit ich Einsicht in die Dokumente erhalte. Ich will herausfinden, an wen Jana Geld weitergeleitet hat, und wenn wir alle Bankhäuser in Florenz dazu abklappern müssen.«
    Er zuckte nochmals mit den Schultern. »Kein Problem«, erklärte er. Dann schwieg er nachdenklich, bis wir das Fondaco erreichten.

 
     
    5. BUCH
    Verhaftungen
     
    29. April 1478
     
     
     
     
     
     
     
    Wie dann, wenn sich die Nebeldecke lichtet,
    Der Blick nur nach und nach erkennen kann,
    Was durch die Schwaden erst blieb ungesichtet.
    DANTE ALIGHIERI,
    Hölle XXXI

 
    1.
     
    J
    ohann Kleinschmidt hatte am Abend seine üblichen Vorbehalte gegen meinen Plan vorgebracht, wenngleich schwächer als sonst. Statt dankbar zu sein, hegte ich den hässlichen Verdacht, dass sein Interesse an Jana und mir zu erlöschen begann; doch als ich ihn am Morgen aufwecken ging, stand er zu meinem Erstaunen bereits fertig angekleidet an seinem Schreibpult. Er lächelte mich unbeholfen an und hielt eine kurze Liste hoch.
    »Ich habe bereits alle Bankhäuser aufgezeichnet, deren Geschäftsfelder sich auch außerhalb von Florenz erstrecken«, erklärte er. »Die anderen zu untersuchen macht keinen Sinn. Sie hätten keinen auf eine Bank in Bologna gezogenen Wechsel akzeptiert, nicht mal auf eine Bank der Fugger.«
    »Sehr umsichtig.«
    »Ja, nicht wahr? Das erspart uns einige Zeit.«
    Ich nahm die Liste entgegen und las den ersten Namen. »Das Bankhaus Nori«, sagte ich. »Welch ein Zufall.«
    »Ich nehme an, Ihr wollt damit anfangen?«
    Ich konnte es mir nicht verkneifen zu sagen: »Ich hatte gestern Abend den Eindruck, dass du von diesem Einfall so wenig begeistert warst wie von allen anderen.«
    »Na ja… Es ist doch nur, weil Ihr Euch ständig in Gefahr begebt, verhaftet zu werden. Und ich habe nachgedacht…«
    »… und festgestellt, dass kein Bankier, der seine fünf Sinne beieinander hat, zu den Behörden laufen würde, wenn über seine Konten Gelder an die Pazzi-Fraktion transferiert wurden«, vollendete ich trocken.
    »Das auch, natürlich…«, er sah verlegen zu Boden und druckste herum. Schließlich hob er den Kopf, begegnete meinem Blick und richtete die Augen gleich wieder auf etwas anderes. Sie fanden die Platte seines Schreibpults und blieben daran hängen. Ich spürte, wie ein ungeduldiges Zucken von meinen Füßen Besitz ergriff. Er seufzte.
    »Wisst Ihr«, begann er mühsam, »ich kann mir schon denken, dass ich Euch enttäusche, aber ich habe Angst, um Euch und um mich. Ich bin ein Händler, kein Kämpfer. Ihr seid Marias Vater… also, Ihr habt bestimmt einen schrecklichen Eindruck von

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