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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Die heisere Stimme im Hintergrund meldete sich wieder und rief bei einigen Umstehenden böses Gelächter hervor. Lorenzo richtete sich auf und zog eine missbilligende Miene.
    »Der Schreier dort hinten hat gefragt, ob Bagnone sich von Jacopo de’ Pazzi das Schwimmen beibringen lassen will«, übersetzte Gutswalter. »Ser Lorenzo muss aufpassen, wenn er die Situation entspannen will; der Kerl hetzt ihm die Leute auf. Und er glaubt wahrscheinlich noch, er tut es Lorenzo zu Gefallen.«
    Lorenzo de’ Medici wandte sich von Stefano di Bagnone ab und trat einen Schritt zurück. Bagnone sackte zusammen, als hätte ihn Lorenzos Gegenwart aufrecht gehalten. Er begann zu schluchzen; ein zäher Speichelfaden tropfte von seinem Mund auf den Boden. Maffei zeigte sich regungslos, nur seine geschwollenen Lippen arbeiteten. Lorenzo sah ihm ins Gesicht. Maffei spuckte einen blutgefärbten Batzen Schleim auf Lorenzos Gewand und zischte einen Fluch.
    Vielleicht wäre es Lorenzo de’ Medici trotzdem gelungen, die Menge von ihrer Raserei abzubringen; wer immer in seiner Nähe war, erstarrte, sobald sein Blick auf ihn fiel. Doch seine eigenen Leute machten ihm einen Strich durch die Rechnung. Während der Anführer der Wache herumfuhr und Maffei entgeistert anstarrte, tat einer der Soldaten um Lorenzo de’ Medici einen Sprung nach vorn und schlug Maffei mit der Faust zu Boden. Der gefesselte Priester fiel zur Seite wie ein Sack und schlug hart mit dem Kopf auf das Pflaster. Bagnone heulte auf. Die Menge sog erschrocken die Luft ein. Lorenzo de’ Medici streckte den Arm aus und zerrte seinen Bewacher zurück, während er ein paar Befehle bellte. Seine Männer waren einen Augenblick lang unschlüssig und starrten einander an.
    »Er will, dass sie die beiden Priester beschützen«, keuchte Gutswalter.
    Ihr Zögern war so kurz, wie es ihre Professionalität erwarten ließ, und dauerte doch einen Moment zu lange; in diesem Moment erhob sich ein dumpfes, gestaltloses Grölen des Zorns in den Menschen um uns herum, und sie drängten einmütig vorwärts, eine Welle aus Leibern, aufgerissenen Mündern und Fäusten, die nach Gewalt lechzten, Gutswalter und ich hilflos mit ihnen nach vorn gestoßen. Maffei richtete sich benommen auf und ging sofort wieder in einem Wirbel aus Angreifern unter, die den Wachführer und seine vier Männer davonfegten. Lorenzos Anführer schrie seine Leute mit hochrotem Kopf an, und sie schlossen ihren beschützenden Ring um den Medici so eng wie möglich, dabei rücksichtslos diejenigen beiseite tretend, die stellvertretend für ihren Herrn Rache üben wollten. Stefano di Bagnone kreischte wie verrückt, bis auch über ihn die Ersten herfielen und seine Schreie unter dem Zorngebrüll erstickten. Lorenzo de’ Medici brüllte den Herandrängenden Befehle entgegen; seine Stimme ging im Toben unter, und was immer er schrie, blieb ungehört und unbeachtet.
    Gutswalter stolperte über seine Beine und fiel gegen einen der Bewacher Lorenzos, und dieser trat ihm die Füße weg; Gutswalter griff um sich und klammerte sich an mich. Ich packte ihn unter den Achseln und zerrte ihn zur Seite. Plötzlich befand ich mich fast Schulter an Schulter mit Lorenzo de’ Medici. Er starrte mit steinernem Gesicht auf das Knäuel ein paar Schritte vor sich, das sich darum balgte, den beiden Unseligen auf seinem Grund die Glieder auszureißen. Der Mann, der Gutswalter abgewehrt hatte, hob eine Faust und stieß sie mir vor die Brust. Ich taumelte gegen einen Mann, der von hinten an mich herandrängte und mir wütend ins Ohr brüllte. Einer der Leibwächter packte Lorenzo an den Schultern und drängte seinen Kopf nach unten, während sich ein zweiter so über ihn warf, dass ihn nicht einmal ein Dolchstoß aus der Nähe hätte erreichen können. Die Glocken von San Lorenzo gaben einen Missklang von sich und veränderten ihre Melodie schlagartig in ein hektisches Feuergeläut. Offenbar beobachtete jemand im Turm die Szene hier auf dem Platz, und ich fragte mich, wie sie für ihn dort oben wirken musste. Der Wimpel mit den roten Bällen schwankte bedenklich hin und her, als immer mehr Menschen herandrängten und sein Träger die Stange benutzte, um sie zurückzuschlagen. Es musste aussehen, als würde halb Florenz versuchen, Lorenzo de’ Medici umzubringen, anstatt die beiden Attentäter, von denen nichts mehr zu erblicken war. Ich renkte mir den Hals aus, um die Dächer der umliegenden Gebäude im Auge zu behalten, während ich gleichzeitig

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