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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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zu nutzen und Euch auf ein Problem aufmerksam zu machen, das Eure Finanzen betrifft.«
    »Wir sollten in Gegenwart des armen Opferlamms dort im Tempel des Herrn eigentlich nicht von Geld reden«, sagte er. »Worum handelt es sich?«
    »Es geht darum, dass die Spende, die mit Euch vereinbart war, möglicherweise nicht bei Euch angekommen ist. Seht Ihr, die Bank, die für den Transfer benutzt wurde…«
    »Welche Spende?«
    »Erinnert Ihr Euch nicht?«
    »Durchaus nicht.« Er starrte mich an, und ich konnte sehen, dass er log. Zumindest das tat er, ohne mit der Wimper zu zucken; seine Rolle als Figur auf dem Schachbrett der Politik hatte ihn so viel gelehrt.
    »Bestimmt fällt es Euch wieder ein. Meine Gefährtin hat mit Euch…«
    »Also«, stieß er hervor und hielt mir plötzlich die Hand zum Kuss hin, »wenn Ihr oder Eure Freunde es für nötig gehalten habt, der heiligen Mutter Kirche eine Spende zu machen, dann habt Ihr eine gute Tat begangen. Ein Ablass von Euren Sünden ist Euch gewiss. Ich persönlich weiß allerdings nichts von diesem Vorgang. Ich befasse mich auch nicht mit Geld. Ich kann Euch an meinen Finanzverwalter in Rom verweisen, Messer Franceschino de’ Pazzi…«, er unterbrach sich und räusperte sich verlegen, »… nun, an ihn nicht mehr… jedenfalls – wendet Euch doch an den majordomus meines bescheidenen Heims in Rom, er wird sich mittlerweile nach einem anderen Verwalter des Geldes umgesehen haben, das ich die Ehre habe für die heilige Mutter Kirche entgegenzunehmen. Denkt aber daran, dass der Ablass nicht gilt, wenn die Spende nicht wirklich bezahlt wird.« Er versuchte ein falsches Lachen. »Gott der Herr sieht auch die Kontobewegungen dieser Welt, nicht wahr? Nun denn, der Herr sei mit Euch.«
    Ich ließ seine Hand in der Luft hängen. »Seht Ihr, das Problem liegt nicht an Eurem Finanzverwalter, sondern an der Bank hier in Florenz. Sie finden die Dokumente für den Transfer nicht mehr. Wenn Ihr mir sagen würdet, was meine Gefährtin mit Euch vereinbart hat, dann könnte ich der Bank helfen und den Transfer auf Euer Konto weiterbringen, ohne dass Ihr auf ihre Rückkehr warten müsst.«
    »Wie schade, ich weiß davon absolut nichts. Wenn Ihr eines Sündenablasses gewiss sein wollt, empfehle ich Euch eine neue Spende, die gewiss ankommen wird. Geht in Frieden, mein Sohn.« Ich konnte seine Hand nicht länger ignorieren. Ich küsste einen der Ringe und begab mich wieder in die Menge zurück, die mir unwillig Platz machte. Gutswalters Worte über die Möglichkeit, Riario unter Druck zu setzen, fielen mir ein, ich spürte jedoch kein Verlangen, einen Erpressungsversuch bei dem törichten Kerl zu unternehmen. Alles, was er zu tun hatte, um mich ins Leere laufen zu lassen, war, sich dumm zu stellen, und ich vermutete, dass er diese Kunst gut verstand. Ich war nicht wirklich wütend auf den jungen Mann, aber ich hatte das Gefühl, an den Fingern, mit denen ich seine Hand berührt hatte, etwas Schleimiges zu haben.
    Riario nahm seinen Platz außerhalb des Grüppleins der Freunde der Familie wieder ein, sein aufgesetztes Interesse an den Vorgängen um sich herum war jedoch verschwunden. Ich sah, wie seine Blicke sich immer wieder zu mir her verirrten. Als die Glocken der Kirche plötzlich zu läuten begannen, zuckte er zusammen, als habe man ihn bei einem schlechten Gedanken erwischt. Die hintere Reihe der Bewaffneten machte kehrt und stapfte zum Eingangsportal hinauf, um es zu öffnen. Die Gruppe auf den Stufen wartete geduldig, bis beide Flügel weit offen standen, dann traten die Philosophen, Künstler und Humanisten, die die Familie Medici zu ihren Freunden zählte, in die Kirche, um wie Lorenzo Abschied von dem Ermordeten zu nehmen. Riario schlüpfte hinter ihnen her und war sichtlich froh, seinem exponierten Platz zu entkommen. Ich starrte auf die leere Stelle vor dem Kirchenportal, und mein Triumph, ihn offensichtlich bei etwas ertappt zu haben, wich der Erkenntnis, dass seine plötzliche Befangenheit nicht nur mit der Tatsache zu tun hatte, dass er den Geldbetrag nicht wieder herausrücken wollte; ganz offensichtlich war auch etwas faul mit der ganzen Angelegenheit an sich.
    Das Geschiebe der Menge hinter mir unterbrach meine düsterer werdenden Gedanken. Die Bewaffneten hatten sich jetzt geteilt; eine Hälfte war hinter der ersten Gruppe ins Innere der Kirche geeilt, um Lorenzo und seine Familie vor dem zu erwartenden Ansturm abzuschirmen; die andere trat beiseite und nahm in zwei

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