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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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Reihen zum Portal hinauf Aufstellung. Das Signal war deutlich genug, und die Zuschauer drängelten vorwärts, um die Kirche betreten zu können. Ich drehte den Kopf und sah, dass die Menge hinter mir beachtlich angeschwollen war und den gesamten Platz ausfüllte. Die Glocken läuteten jetzt ständig; über ihren Lärm hinweg konnte man hören, dass auch die Glocken der anderen Kirchen der Stadt in ihre Klage einstimmten. Ich ließ mich beiseite stoßen und an den Rand der Menschenmasse schwemmen. Wenn das Geschubse nicht so diszipliniert und vor allem still vor sich gegangen wäre, hätte es ungute Gedanken an die panischen Szenen nach dem Attentat geweckt.
    Während die ersten paar Dutzend die Stufen erklommen und in die Kirche schlurften, trat ich an der nördlichen Ecke der Fassade aus der Menge heraus und stellte mich abseits. Es hatte keinen Sinn, jetzt zu versuchen, mit Lorenzo de’ Medici zu sprechen. Wenn die Menschen in der Kirche langsam weniger wurden und die Soldaten ihre Nervosität ablegten, war es eher möglich, dass ein Bittsteller oder Ratsuchender zu Lorenzo durchgelassen wurde. Doch dann öffnete sich das nördliche Seitenportal, und ich sah zu meiner Überraschung, wie die Familie Lorenzos mit der gleichen starken Bewachung wie vorhin die Kirche wieder verließ. Lorenzo de’ Medici war der Letzte; er zögerte, wandte sich auf der Schwelle nochmals kurz um und trottete dann endgültig hinter seiner Frau, seiner Schwägerin und den Kindern her. Ich fluchte erbittert in mich hinein. Wenn ich ihm jetzt hinterherlief, würden die Wachen mich schneller auf ihre Spieße nehmen, als ich »Einen Augenblick, bitte!« rufen konnte. Ich machte einen Schritt um die Ecke der Kirche herum. Noch war er in Hörweite, so dass ich ihn anrufen konnte, ohne ihm nachzusetzen. In der Kirche, neben dem Leichnam seines Bruders, hätte er mir vielleicht zugehört; hier brauchte er in der Deckung seiner Soldaten nur weiterzugehen und mich zu ignorieren. Ich blieb stehen und holte Atem; Lorenzo drehte sich um, um die Menge zu beobachten, und seine Augen trafen die meinen. Ich hob die Hand,
    – und von der Via Larga her ertönte ein schrilles Wutgeheul
    und was immer ich ihm zurufen wollte, erstickte in meinem Mund.
    Die fünf Bewaffneten, die anfangs über den Platz geeilt waren, hatten die Menschen um sich herum auch deshalb ignoriert, weil sie eine Aufgabe hatten. Die Aufgabe hatte an der Porta San Gallo auf sie gewartet und bestand aus zwei jämmerlich anzusehenden Gestalten in Priesterröcken, die gefesselt zwischen ihnen geführt wurden. Ein langer Zug aus Männern und Frauen folgte ihnen, die die Fäuste schüttelten, vor Wut schrien und fluchten und ganze Hand voll Dreck und Steine von der Straße aufklaubten und in ihre Richtung schleuderten. Die meisten Steine prasselten auf die Soldaten, die die Gefangenen eng deckten; sie ließen es mit stoischen Mienen über sich ergehen, und wenn sie sich über die Fehlwürfe ärgerten, reagierten sie es an den beiden Priestern ab, die derbe Knüffe in die Seiten erhielten, wenn sie stolperten. Ich sah aus dem Augenwinkel, dass Lorenzo de’ Medici stehen geblieben war und die Soldaten, die seine Familie umringten, mit einer Handbewegung anwies weiterzugehen. Sein Gesicht verschloss sich und wurde noch finsterer als vorher.
    »Antonio Maffei und Stefano di Bagnone«, sagte jemand halblaut an meiner Seite. »Die frevlerischen Priester. Nun hat man sie doch eingefangen.« Rudolf Gutswalter stand neben mir und nickte mir ernst zu. Er war in teuren Stoff in gedeckten Farben gekleidet und sah so aus, als gehörte er mit ebenso großer Berechtigung hierher wie jeder Florentiner.
    Eine Bewegung an unserer Seite veranlasste uns beide, uns umzusehen. Lorenzo de’ Medici stand, nur durch seine Bewacher getrennt, neben uns und starrte den Zug, der sich von der Via Larga her rasch näherte, gebannt an. Seine Augen waren zusammengekniffen und seine Brauen tief gesenkt; mit seinem kantigen Gesicht, dem totenbleichen Teint und den missfarbenen Hautflecken sah er aus wie ein bösartiger Troll. Sein Kopf ruckte zu uns herum; Rudolf Gutswalter nickte ihm respektvoll zu, und auch ich sah mich veranlasst, ihn zu grüßen. Lorenzos Augen huschten über uns hinweg zu der Menge in unserem Rücken, die noch immer in die Kirche drängte. Die letzten von ihnen hatten sich bereits abgewandt und spähten zu dem lärmenden Zug hinüber, der selbst das Glockengeläute übertönte. Lorenzo biss die Zähne

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