Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
Finger richtig um die Zügel seines Pferdes krümmen kann, weil so viele Ringe an ihnen stecken. Also, es war nicht Jana, es war keine geschäftliche Sache, und es war keine Spende. Was hat dieser Transfer dann zu bedeuten?«
»Woher soll ich das wissen?«, murmelte er trotzig. Seine Augen sagten deutlich, dass er sich wünschte, mit mir darüber reden zu können, aber sein Stolz war zu sehr durch den Fußtritt und durch meine Zeugenschaft dieses Vorfalls verletzt. Ich hatte einen Fehler gemacht. Ich war der einzige Mensch, den er halbwegs anerkannte, und statt ihn zu verhöhnen, hätte ich mich auf seine Seite stellen sollen. Ich hatte jedoch nicht genügend Zeit, auf seinen Hochmut einzugehen. Ich packte ihn am Ärmel.
»Ihr habt Janas Unterschrift beim Bankhaus Pratini gefälscht und den Transfer an Kardinal Riario veranlasst. Wenn Ihr nicht alles so hundertprozentig hättet machen wollen und auf die Unterschrift verzichtet hättet, wäre es mir niemals aufgefallen. Ihr wolltet den Kardinal bestechen, Euch einen Gefallen zu tun, und das mit Janas Geld. Ihr habt gedacht, Euch das Leben als Günstling am Hof des Kardinals in Rom erkaufen zu können.«
»Lasst mich los«, sagte er und spähte ängstlich zu den Wachen auf der Kirchentreppe hinüber. Er machte jedoch keine Anstalten, meine Hand abzuschütteln.
»Ich habe mit Riario gesprochen. Er tut so, als wüsste er nichts von einer Transaktion. Ich nehme an, das ist Euch mittlerweile auch aufgegangen, als Ihr ihn vorhin sprechen wolltet. Hat er Euch überhaupt empfangen? Wenn ich daran denke, wie er sich über Euch geäußert hat, vermute ich, dass dies nicht der Fall ist.«
»Ihr könnt mir nicht mit der Verhaftung drohen«, jaulte er. »Glaubt Ihr, es interessiert jemanden in Florenz, ob aus dem Vermögen einer wegen der Verschwörung verhafteten Fremden eine unrechtmäßige Transaktion getätigt wurde?«
»Es interessiert alle in Florenz, wenn sich herausstellt, dass mit dieser Transaktion eine finanzielle Unterstützung der Verschwörung geplant war und dass der kluge Kardinal Riario diesen Transfer nur deshalb zugelassen hat, damit er Beweise hat, wenn er den Spender vor der signoria anklagt.«
Er wurde weiß. »Das könnt Ihr niemals so darstellen.«
»Ich nicht. Aber Kardinal Riario kann, wenn ich ihm schildere, was für Konsequenzen es für ihn hätte, wenn man den Behörden lange genug Zeit lässt, sich ihren eigenen Reim auf diese Sache zu machen. Er hat Euch schon einen Fußtritt geben lassen. Nächstes Mal wird er dafür sorgen, dass man Euch eine Schlinge um den Hals legt, und ich werde ihm ins Ohr flüstern, welchen Knoten er knüpfen soll.«
Ich hatte das Gefühl, Tredittore nahm mich zum ersten Mal richtig wahr. Er musterte mich von Kopf bis Fuß. Ich hielt ihn immer noch am Arm fest; wenn ich es nicht getan hätte, wäre er vermutlich in die Knie gesunken.
»Es hatte überhaupt nichts mit der Verschwörung zu tun«, flüsterte er. »Ich wusste doch gar nichts davon. Ich traf den Kardinal am Samstag vor dem Mittag im Dom. Er ließ mich vorsprechen, und ich fragte ihn, ob er nicht jemanden brauchen könne, der seine Geschäfte regle und einen Batzen Geld mit in diese Partnerschaft brächte. Er sagte, er sei sehr interessiert. Ich dachte doch, er meint es ernst! Und Jana hatte mich die ganze Zeit über so gedemütigt…«
»Ich dachte, Ihr sitzt am längeren Hebel«, unterbrach ich ihn spöttisch. »Eure Berichte an Janas Vettern in Krakau hätten doch sicherlich dazu geführt, dass man sie spätestens bei ihrer Rückkehr an den Herd verbannt und aus dem Geschäftsleben verdrängt hätte.«
»Meine Berichte, ja!«, stieß er hervor. »Was hätte ich denn von großen Fehlern berichten können? Sie hat sich doch überall glänzend aus der Affäre gezogen! Ganz egal, was ich auch geschrieben hätte – sobald sie in Krakau angekommen wäre, hätte sie ihre verblödeten Vettern ohne große Schwierigkeit bezwungen. Die Kerle ruhen sich doch auf den Lorbeeren aus, die von Karol Dlugosz und von Jana errungen worden sind. Wenn ich geahnt hätte, wie gut sie ist, hätte ich doch niemals… Was mir meine Auftraggeber in Krakau sagten, hörte sich ganz anders an. Und dann – sie mochte mich schon nicht, als sie mich zum ersten Mal sah. Was hätte ich denn anderes tun sollen als das, was ich getan habe? Sobald sie das Geschäft in Krakau übernommen hätte, wäre ich in der Gasse gelandet! Da musste ich doch zusehen, dass ich einen neuen Mentor fand.
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