Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
Vom Netzwerk:
hinab.« Ihr Lächeln und die tiefen Grübchen, die es in ihre Wangen zauberte, ließen meinen Groll abflauen.
    »Egal, welche geschäftlichen Möglichkeiten sich hier erschließen«, sagte ich. »Lass uns zurückkehren. Lass uns sagen, wir hätten den Appenin im Frühling sehen wollen; wenngleich man uns für verrückt halten wird, so etwas als Reisegrund anzugeben. Aber was soll’s? Wir können den Treck mit den Waren wahrscheinlich einholen, lang bevor er in Krakau eintrifft. Du kannst damit im Triumphzug heimkehren.«
    »Hast du denn immer noch nicht verstanden? Es geht nicht darum, hier irgendwelche weiteren Geschäfte zu machen. Ich will das Geschäft machen; einen Abschluss, der den Stubenhockern daheim in Krakau ein für alle Mal beweisen wird, dass ich fähiger bin als jeder von ihnen, das Haus zu führen.«
    »Darauf läuft es hinaus. Ich hätte es mir denken können. Und das ist auch der Grund, weshalb du diesen elenden Wurm Tredittore noch nicht nach Hause geschickt hast.«
    Jana blickte über meine Schulter. Ich drehte mich um. Als hätte er einen geheimnisvollen Sinn dafür, wann wir uns stritten, tauchte Tredittore aus dem Stall auf. Er nickte uns zu.
    »Es ist alles bereit, Monna Jana«, sagte er ruhig, und so wie er es sagte und die Anrede gebrauchte, die auch Messer Maurizio für Jana verwandte, schwang seine übliche feine, nicht wirklich zu greifende Herablassung mit. Er neigte nochmals vor mir den Kopf, zog ein kameradschaftlich-bedauerndes Gesicht angesichts Janas erhitzter Wangen und trollte sich zum Toreingang hinaus.
    »Richtig. Er ist Auge und Ohr meiner Vettern. Er soll ihnen etwas berichten können, das ihnen ihre unverschämten Forderungen im Halse stecken bleiben lässt.«
    »Und was für ein so ganz außerordentliches Geschäft soll das sein, das sich nur in Florenz abwickeln lässt?«
    Jana sah mich unbewegt an. »Das wird sich dann schon zeigen«, sagte sie. Es war klar, dass sie mir auswich. Mein Ärger schwappte hoch.
    »Wie willst du denn das anstellen?«, rief ich erregt. »Wenn du jetzt noch keine Ahnung davon hast? In einem fremden Land, in dem jeden Moment ein Bürgerkrieg ausbrechen kann? In dem wir aus dem Norden bestenfalls als unwissende Barbaren betrachtet werden? Und noch dazu als Frau?«
    – Das hatte ich nicht sagen wollen.
    Ihre Augen verengten sich. Ich seufzte. Ich wusste, was kommen würde. »Wer hätte beinahe das Seidengeschäft in Venedig ruiniert mit seinem ach so männlichen Geschäftssinn?«, zischte sie. »Warst du das oder ich? Ich sagte von Anfang an, wir können Ser Mocenigo nicht trauen, und wenn sein Urgroßvater tausendmal der Doge gewesen ist. Er wollte niemals unsere Rechte an der Gewürzladung kaufen, er war nur immer an Pratinis Wechseln interessiert!«
    »Ist ja gut, Jana.«
    »Nichts ist gut. Es gibt Geschäfte, da braucht es den Instinkt einer Frau anstatt der Erfahrungen eines Mannes. Mocenigo hatte dich um den Finger gewickelt, und nur weil er ebenso viel über diesen leidigen Krieg zwischen Herzog Ludwig dem Reichen und Achilles von Brandenburg wusste wie du. Euer weinseliger Abend zur ›Aufwärmung alter Erinnerungen‹! Pah!«
    »Du weißt so gut wie ich, dass meine Erinnerungen an jenen Krieg alles andere als fröhlicher Natur sind.«
    »Nenn es, wie du willst. Er hat dich vollkommen getäuscht. Während er dich in Sicherheit wiegte, verhandelte er mit Pratini. Hätte ich es nicht geschafft, die venezianischen Gewürzhändler auf meine Seite zu bringen, sodass sie Mocenigo unter Druck setzten, hätte er mit Pratini abgeschlossen statt mit mir.«
    »Dafür musstest du die Gewinnspanne gewaltig senken und die Hälfte davon auch noch mit den Gewürzhändlern teilen.«
    »Na und? Besser ein kleiner Gewinn als gar keiner! Außerdem wäre es ohne deine Einmischung nicht nötig gewesen.«
    Ich konnte ihr nicht widersprechen. Ich versuchte es nicht einmal. Wir gingen auseinander, als hätten wir uns nichts mehr zu sagen.
     
    Die Straße nach Florenz führte über die Piazza Mercatale, durch ein wuchtiges Tor und über den Bisenzio, der nicht weit nördlich von Prato in den Hügeln entsprang und nicht weit südlich davon in den Arno mündete, ein träges Flüsschen eher denn ein Fluss, dessen Wasser undurchsichtig und dessen Farbe mehr grün als blau war. Vor uns die Stelle am jenseitigen Ufer, an der gestern der zerschundene Körper der Sklavin so lang unter Wasser gedrückt worden war, bis keine Luftblasen mehr aufstiegen, und wo sich noch

Weitere Kostenlose Bücher