Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici
ich konnte es ihren funkelnden Augen ansehen, dass dies ihre Absicht war, hätte sie es sicherlich wieder als Einmischung in ihre Geschäfte angesehen. Wie es der Kardinal aufgenommen hätte, wenn ich Tredittore mit einem wohlplatzierten Nasenstüber aus dem Sattel gestoßen hätte, konnte ich mir nur denken.
»Wenn Ihr damit fertig seid, Eure kaufmännische Umsicht zu loben, könnt Ihr dem Mann sagen, wir fühlen uns durch sein Angebot geehrt und nehmen an«, sagte Jana.
Tredittore nickte schmollend und übersetzte. Der Kardinal winkte uns gnädig zu sich heran. Der mittlere der drei Bewaffneten an der Spitze, derjenige ohne Wimpel, wendete sein Pferd und gesellte sich zu uns. Aus der Nähe besehen, wirkte er trotz seiner bunten Kleidung kriegstüchtig und kompetent. Die Augen unter dem polierten Helm waren dunkel und auf der Hut. Der junge Kardinal nickte ihm zu und stellte ihn mithilfe von Tredittores Übersetzungskünsten vor: »Condottiere Montesecco aus der päpstlichen Leibgarde. Er und seine Männer haben mich nach Florenz gebracht.« Der condottiere neigte knapp den Kopf, ohne etwas zu sagen.
»Ich freue mich, Eure Bekanntschaft zu machen, Exzellenz«, sagte ich in lateinischer Sprache. Der Kardinal neigte in höflicher Überraschung den Kopf. Ich stellte ihm Jana vor – ohne auf unsere Beziehung näher einzugehen, mochte auch er denken, ich war ihr Verwalter oder was immer – und versäumte es, Stepan Tredittore vorzustellen, was meine kleine, billige Rache für seine Überheblichkeit gegen Jana war.
»Es ist mir eine Ehre, Exzellenz«, sagte Jana in dem vorsichtigen Latein, das sie von mir gelernt hatte (besser, als ich von ihr Polnisch gelernt hatte), und der Kardinal war zum zweiten Mal angenehm überrascht. Er hielt uns eine rot behandschuhte Hand hin, deren dicksten Ring wir ehrerbietig küssten. Er hatte ein jugendlich-scharfes Gesicht, das von seinem breitkrempigen Kardinalshut beschattet wurde, und die neugierigen Augen eines Jünglings, der nur selten Gelegenheit hat, mit anderen Menschen zu sprechen.
»Wir wollen nach Florenz«, sagte er und umfasste seine Gruppe mit einer Armbewegung. »Ich kann Euch Schutz gewähren auf diesen Straßen. Sie sind heutzutage unsicherer denn je. Wenn Ihr ein anderes Ziel als Florenz habt, vergesst es. Es gibt keinen lohnenderen Ort.«
Ich antwortete, da er in Latein gesprochen und mich dabei angesehen hatte. Er vermied es, Jana anzureden, genau so, wie es seine Stellung verlangte. »Florenz ist auch unser Ziel.«
»Woher kommt Ihr?«
»Aus Prato. Und Ihr?«
»Wir haben im Freien genächtigt.« Er kicherte plötzlich so albern wie der Junge, der er in Wirklichkeit war. »In einem Zelt. So etwas habe ich vorher noch nie getan. War das nicht mutig? Es heißt, auf den Hügeln und in den Wäldern treibt sich Mordgesindel herum.«
»Wart Ihr auf der Jagd?«
»Falkenbeize. Es war herrlich. Jetzt kehre ich zurück in die Stadt. Ich habe quasi meine eigene Karfreitagsprozession.«
Ich nickte. Kardinal Riario wies verstohlen auf Jana, die die Gesichter der Höflinge um uns herum musterte und diesem und jenem freundlich zunickte.
»Ist sie…?«
»… geschäftlich unterwegs. Ich helfe ihr, wenn sie mich braucht«, sagte ich glatt.
»Ich verstehe. Ich kann eine Audienz bei Lorenzo de’ Medici erwirken, wenn das Euch und Euren Geschäften hilft.« Er wies auf die Wimpel mit den roten Bällen, und ich verstand, dass es nicht seines, sondern das Wappen der Medici-Familie war.
»Tatsächlich?«
»Ja. Ser Lorenzo steht mir sehr nahe.« Er grinste töricht. »Ich weiß natürlich, dass die Hälfte seiner Zuneigung davon bestimmt wird, dass er hofft, über mich mit dem Heiligen Vater Frieden schließen zu können. Aber man kann ihm nicht vorwerfen, dass er damit hinter dem Berg hielte – er hat es mir offen gesagt. Es kränkt mich nicht. Ich kenne mich aus in der Politik.«
Ganz bestimmt, dachte ich und betrachtete sein Jungengesicht. Du kennst dich aus damit, wie eine Schachfigur auf dem Spielbrett von Mächtigeren herumgeschoben zu werden. Und trotz deines Kardinalsornats bist du nicht mehr als ein Bauer. Neben dem König stehen andere als du.
»Ser Lorenzo hält mich, seit ich in Florenz eingetroffen bin, in Atem«, plauderte der junge Kardinal weiter. »Jagden, religiöse Spiele, Messen, ein Besuch in der Domkuppel und bei den Malern und Bildhauern, Vorlesungen von Poliziano und aus dem gewaltigen Werk von Dante Alighieri, dieses Abenteuer mit der
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