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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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zum Fenster hinaussah. Ich spürte förmlich, wie ihre Hände in den meinen kalt wurden. Sie straffte sich. Ich trat einen Schritt zurück und blickte ihr wieder in die Augen. Es standen wieder Tränen darin, aber die Fassungslosigkeit war aus ihren Zügen gewichen. Ich wusste, was immer ich in meinem Herzen für Jana empfand, ein Teil von mir würde Matteo Federighi stets beneiden um die Jahre, die er mit Beatrice gemeinsam verbracht hatte. Ich räusperte mich. »Bitte holt die Dienstboten wieder herein«, sagte ich.
    Beatrice schüttelte den Kopf. »Warum sollte ich das?«, flüsterte sie. »Hat sich etwas geändert zwischen uns?«
    »Ihr seid zu großherzig«, erklärte ich und fühlte mich miserabel.
    »Ihr hättet jeden Grund, mich auf der Stelle hinauszuwerfen.«
    »Habe ich mich denn zum Narren gemacht?«
    »Niemand macht sich zum Narren, der einem anderen sein Herz öffnet. Wenn hier ein Narr im Raum steht, dann bin ich es. Doch die Wahrheit ist: Meine Bewunderung, meine Zuneigung, meine Freundschaft – all das gehört Euch. Meine Liebe jedoch gehört einer anderen.«
    Sie sagte durch die Tränen, die ihr über die Wangen liefen: »Ich bin glücklich, dass Ihr die Liebe wiedergefunden habt, die Euch so viel bedeutete.«
    »Ich habe diese Großmut nicht verdient.«
    »Ihr habt mehr verdient als meine Großmut, und Ihr werdet von mir immer mehr bekommen als das.«
    Ich ergriff ihre Linke und drückte sie an meine Wange. Sie schloss die Augen und lächelte. »Keines meiner Geschwister ist alt genug geworden, dass ich es bewusst als Person erlebt hätte«, sagte ich rau. »Daher weiß ich nicht, wie es ist, eine Schwester zu haben. Manchmal habe ich davon geträumt, und in meinen Träumen war meine Schwester so wie Ihr.«
    »Seelenverwandtschaft hat nichts mit Blutsbanden zu tun«, erwiderte sie mühsam. Sie seufzte und holte zitternd Luft. Ihre Hand lag noch immer in meiner. Ohne lange darüber nachzudenken, nahm ich ihre Schultern und drückte sie an mich. Sie ließ die Arme steif an den Seiten herabhängen, aber sie lehnte sich an mich. Ich fühlte, wie verspannt ihr ganzer Rücken war, und ahnte, was es sie kostete, sich nicht gehen zu lassen und vor Kummer laut zu heulen. Ich hob ihr Gesicht mit beiden Händen zu mir auf und drückte einen sanften Kuss auf ihre trockenen Lippen. Sie versuchte nicht, mehr daraus zu machen. Wir schwiegen eine Weile, in der sie dem Gefühl des Kusses nachzuspüren schien. Schließlich sagte sie mit fast normaler Stimme: »Was nun?«
    Ich musste gegen meinen Willen lächeln. Sie löste sich aus meiner Umarmung und schritt langsam zum Fenster hinüber, ihren Oberkörper mit beiden Armen umklammernd. Auf der Fensterbank lag ein poliertes Holzkästchen. Sie öffnete es und entnahm ihm einen der Trick-Track-Steine.
    »Ich glaube, ich bin Euch noch eine Partie schuldig«, erklärte ich. Sie wandte sich zu mir um und nickte.
    »Wenn Ihr sie noch spielen wollt.«
    »Nicht jetzt. Doch ich werde meine Schuld einlösen.« Sie drehte den Stein zwischen den Fingern hin und her, ohne Anstalten zu machen, ihn wieder zurückzulegen. Sie wusste, dass es noch ein Thema gab, das zwischen uns stand. Ich fühlte mich wie ein Schuft, als ich es ansprach.
    »Certosa«, sagte ich.
    »Es geht niemanden etwas an. Es gibt kaum jemanden außer mir, dem Antonio die Geschichte erzählt hat.«
    »Die Umstände haben dazu geführt, dass es auch mich etwas angeht. Auf irgendeine Weise ist Jana darin verwickelt.«
    »Warum glaubt Ihr das?«
    »Weil es Eurem Bruder angelegen war, die Zeichnung des Gebäudes mit der Aufschrift zu verstecken, nachdem er bemerkt hatte, dass ich sie gesehen hatte.«
    Sie sah auf den Spielstein in ihren Händen hinunter. Vielleicht half sein Anblick bei ihrer Entscheidung. Plötzlich straffte sie sich und sagte rasch: »Die Waisenkinder von Certosa wurden zur Sklavenarbeit verkauft. Die Gewinne wirtschaftete der Aufseher des Waisenhauses in seine Tasche.«
    »Der Skandal von Galluzzo«, stieß ich hervor.
    »Certosa liegt bei Galluzzo.«
    »Ich muss sagen«, erklärte ich nach einer Pause, »dass ich das Eurem Bruder nicht zugetraut hätte.«
    »Er war nicht der Aufseher des Waisenhauses, als das geschah.«
    »Weshalb lastet dann dieses Geschehen als Schuld auf ihm?«
    »Weil er dafür verantwortlich war, dass jener Mann zum Aufseher ernannt wurde. Er selbst hatte ihn beim Prior vorgeschlagen. Antonio war sein Vorgänger.«
    »Das war zu dem Zeitpunkt, als er das Kloster verließ,

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