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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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um gegen Euren Onkel Alessandro vor Gericht zu ziehen. Er wollte so schnell wie möglich aus dem Kloster heraus, um keine Zeit zu verlieren. Deshalb schlug er den Mann vor, ohne ihn gründlich geprüft zu haben.«
    »Im Gegenteil, er kannte ihn recht gut. Sie hatten sich während des Noviziats befreundet, weil sie die einzigen beiden Erwachsenen unter den Novizen waren.«
    »Dann hat Euer Bruder sich in seinem Freund getäuscht.«
    »Nein, auch das nicht. Antonio wusste, dass, während er selbst aus Überzeugung nach dem Erdbeben ins Kloster eingetreten war, der andere vor den Schulden und Betrügereien, die er als Kaufmann gemacht hatte, dorthin geflohen war.«
    »Er schlug ihn trotzdem als seinen Nachfolger vor?«
    »Weil Antonio wusste, dass der Prior ihn nicht würde gehen lassen, bevor die Nachfolge im Waisenhaus geregelt war. Dem Prior lag das Waisenhaus sehr am Herzen. Wenn ich mich recht erinnere, war er selbst dort aufgewachsen. Antonio hatte gehofft, dass sein Freund durch das Noviziat geläutert worden war.«
    »Nur gehofft?«
    »Um ehrlich zu sein: nicht einmal das. Er zweifelte, aber er dachte, er hätte keine Wahl und könne nicht einen Tag länger im Kloster bleiben.«
    »Was geschah genau?«
    »Die Kinder mussten, anstatt dass ihnen jemand Lesen und Schreiben beigebracht hätte, arbeiten: Stoffe nähen für die Tuchmacher, Essenzen mischen für die Apotheker, Farben rühren für die Maler, Körbe flechten, Seile drehen – was man sich vorstellen kann und was sich den ganzen Tag über tun lässt, ohne großen Lärm zu verursachen. Später wurde Antonios Nachfolger mutiger und verlieh die Knaben zur Feldarbeit, zum Steineschleppen, zum Tuchfärben, zu Bauarbeiten für die Landhäuser der reichen Patrizier…«
    »Wie kam die Geschichte auf?«
    »Eines der Kinder fiel bei Bauarbeiten vom Gerüst und verletzte sich. Der Aufseher des Waisenhauses konnte mit ihm nicht zum Bruder Apotheker gehen, denn sonst hätte er sich verraten. Er steckte den Jungen ins Bett und hoffte, dass er wieder gesunden würde. Doch in der Nacht starb er. Er hatte sich zu viele Knochen gebrochen.«
    »Mein Gott. Der arme kleine Kerl.«
    »Der Prior war so erbost, dass er daran dachte, den Aufseher des Waisenhauses der weltlichen Gerichtsbarkeit zu überstellen. Als dieser davon erfuhr, beging er aus Angst Selbstmord. Die Mönche fanden ihn eines Morgens tot in seiner Zelle; er war mit dem Kopf gegen die Mauer gerannt, bis ihm die Knochen barsten.«
    Ich schüttelte betroffen den Kopf. »So viel Leid und Tränen und zwei Tote; das ist wirklich genug Schuld, um über dreißig Jahre daran zu tragen. Hätte nicht auch der Prior die Verantwortung gehabt, den Mann gründlich zu überprüfen, bevor er ihm die Nachfolge Eures Bruders übertrug, ganz egal, wie sehr dieser ihn auch empfohlen haben mochte?«
    »Niemand weiß, was der Prior im Stillen darüber dachte. Es ist auch unerheblich. Wichtig für Antonio ist, was er selbst empfand.«
    »Das ist richtig.«
    »Er pflegte zu sagen: Ich habe viele Torheiten in meinem Leben begangen, aber nur einen wirklichen Fehler. Torheiten kann man wieder gutmachen oder sie vergessen. Fehler sind geschehen, und niemand kann sie rückgängig machen. Man kann nur dafür Buße tun und auf den Tag warten, an dem Gott der Herr sie einem aufrechnen wird.«
    »So ist Certosa Mea Culpa Antonios Buße?«
    »Es ist ein Waisenhaus. Antonio will es von seinem eigenen Geld erbauen lassen und eine Stiftung einrichten, die unter anderem dafür sorgt, dass so etwas wie in Certosa nicht wieder passieren kann.« Ich dachte darüber nach, was Rudolf Gutswalter mir erzählt hatte, aber wenn er es wusste, würde Pratini auch seine Schwester eingeweiht haben. »Ihr wisst, dass Euer Bruder nicht mehr viel Zeit hat?«, fragte ich sanft. Beatrice nickte ernst.
    »Ich nehme an, Umberto Velluti sollte das Haus bauen.«
    »So ist es.«
    »Wäre er dazu in der Lage gewesen? Selbst Euer Bruder war der Ansicht, dass seine Fähigkeiten mit dem Alter verkümmert waren.«
    »Das mag schon sein, doch Antonio sagte, man müsse ihm eine Chance geben, sein Leben mit einer Aufgabe abzuschließen und somit in Würde zu beenden. Nach dem, was ich von Euch gehört habe, nehme ich an, Messer Velluti sah sich selbst dazu nicht mehr in der Lage. Er bat Benedetto di Maiano um Hilfe.«
    »Woraus schließt Ihr das?«
    »Aus dem Geld, das er an ihn überwiesen hat.«
    »Das war Geld, das Velluti von Jana erhalten hatte. Wie um alles in der Welt

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