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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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passt Jana dort hinein? Was hat sie mit dem Bau des Waisenhauses Eures Bruders zu tun?«
    »Wenn ich es wüsste«, sagte sie offen, »würde ich es Euch sagen.«
    »Und wenn ich etwas tun könnte, um das Lächeln wieder in Euer Gesicht zu bringen…«
    »Das Einzige, was Ihr tun könntet, könnt Ihr nicht tun.«
    Ich nickte und verließ sie. Als ich an der Tür zurücksah, stand sie noch immer inmitten des großen, kargen Raumes mit der stolzen Haltung, mit der sie auch inmitten ihres kargen Lebens stand. Ich schloss die Tür leise hinter mir zu und stieg die lange Treppe hinab.
     
    Als ich Beatrice verließ, sank die Dämmerung bereits herab, und ich beeilte mich, zum Fondaco zu gelangen. Vor dem Gefängnis hatten die Wachen bereits die Fackeln entzündet, obwohl noch genügend Licht vorhanden war. Sie gaben dem bläulichen Abendlicht einen warmen Schimmer, der auf dem schmalen Platz vor dem Gefängnis vollkommen unpassend war. Die ersten Gruppen der Bittstellerinnen zogen bereits ab; andere schienen entschlossen, bis zum Einbruch der Dunkelheit dort auszuharren. Ich sah Violante Cerchi, die sichtlich mit ihrer Fassung rang und von ihren Begleiterinnen gestützt wurde. Natürlich war außerhalb des Gefängnisses nichts zu hören, aber ich war sicher, dass sie die Schmerzensschreie trotzdem vernahm. Benozzo Cerchi trat seinen dritten Gang durch die Folterkammer an. Ich verdrängte alle Gedanken, die sich an diese Erkenntnis hängen wollten, zog die Schultern hoch und machte, dass ich vorbeikam.
    Johann Kleinschmidt hatte seine Besitztümer bereits verpackt. Sie fanden in erstaunlich wenigen Truhen und einem Sack Platz und warteten in den Stallungen des Fondaco darauf, dass Kleinschmidts Schreiber und zwei Stallknechte sie den beiden Packtieren gerecht zurechtschnürten. Kleinschmidt sattelte sein Prachtpferd ab und streichelte dabei seinen Hals. Scheinbar war er eben von einem Ritt zurückgekommen.
    »Ich hatte noch ein paar Sachen bei den Humiliaten«, erklärte er und wies auf den Sattel mit den Kupferbeschlägen und einen akkurat gebündelten Haufen Lederriemen und Zaumzeug auf dem Boden. Er winkte mich heran und raunte mir dann über den Hals des Tieres verschwörerisch zu: »Ich habe eine Idee, wie ich Euch doch noch helfen kann.«
    »Und wie?«
    »Wenn ich aus Prato eine Nachricht abschicke, dass mein Schreiber krank sei und ich nicht Weiterreisen könne, muss ich selbst ja nicht in Prato bleiben, nicht wahr? Niemand zu Hause weiß doch, ob ich in Prato oder sonst wo bin. Ich kann genauso gut wieder hierher zurückreiten und Euch beistehen.«
    »Irgendwann wirst du in Richtung Augsburg aufbrechen müssen.«
    »Ja, schon, aber die Sache hier ist doch bald erledigt.« Er stutzte erschrocken. »Ich meine… ich wollte sagen…«
    »Ich kann es mir denken. Spar dir den Rest.«
    Kleinschmidt ließ den Kopf hängen und starrte die Mähne seines Pferdes unglücklich an. Sein Gesicht rötete sich. Ich seufzte leise.
    »Wann wollt ihr aufbrechen?«
    »Sobald die Tore geöffnet werden. Wir müssten dann um die Mittagszeit in Prato sein. Da kann ich noch am gleichen Tag eine Taube losschicken. Und morgen, spätestens übermorgen bin ich wieder hier bei Euch. Das ist doch ein guter Plan, oder?«
    Ich nickte und wandte mich ab. »Wir sehen uns morgen.« Er lief mir nach, als ich die Stallungen gerade verlassen hatte. »Herr Tredittore ist wieder aufgetaucht«, sagte er atemlos. »Fast hätte ich es vergessen. Er hat das Fondaco jedoch gleich danach verlassen.«
    »Ich weiß«, sagte ich, »ich habe ihn in der Stadt gefunden.«
    »Und wohin wollte er so spät noch? Er schien… Also, Entschuldigung… Er war unausstehlicher denn je. Hat nicht ein Wort zu mir gesprochen.«
    »Das kann ich mir denken.« Kleinschmidt sah mich erwartungsvoll an. »Ich habe ihn hinausgeworfen.«
    Er wusste nicht, ob er darüber lachen sollte. Nach einem Augenblick wurde ihm klar, dass ich es ernst gemeint hatte. »Warum das denn?«
    »Sagen wir, es war schon lange fällig.«
    Kleinschmidt zuckte mit den Schultern und brummte etwas Unverständliches wie jemand, der sich zu einem Thema nicht offen äußern und doch seine Zustimmung ausdrücken will. Dann schüttelte er den Kopf. »Und was wird jetzt aus ihm? Er kennt doch hier keinen. Wo soll er bleiben? Früher oder später wird er im Gefängnis landen, spätestens, wenn ihn eine Nachtpatrouille aufgreift.«
    »Allerspätestens«, sagte ich. »Man sucht nämlich schon nach ihm. Die Soldaten waren

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