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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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verwenden!«
    »Die sitzen doch alle im Gefängnis«, rief Kleinschmidt. »Wahrscheinlich seid Ihr mittlerweile der einzige Verdächtige, der noch frei herumläuft.«
    »Wir wissen gar nicht, ob sie alle an der Verschwörung beteiligt waren. Wie ich Jana kenne, hat sie nicht nur auf einer Hochzeit getanzt.« Ich war plötzlich so erregt, dass ich die Decke abwarf und aufsprang. »Schnell, Tredittore, sagt uns die Namen.«
    Tredittore sah mich schafsdumm an und kratzte sich am Kopf.
    »Könnt Ihr Euch vielleicht nicht mehr erinnern?«, schrie ich.
    »Na ja, ich… Wisst Ihr… Nein!«
    »Was? Der Ostersamstag ist gerade mal zwei Tage her! Habt Ihr Euer Hirn gestern Nacht mit ausgekotzt?«
    »Herr Bernward«, versuchte mich mein Schwiegersohn zu beruhigen.
    »Dieser unfähige Idiot!«, wütete ich. »Wie kann man die Namen von einem halben Dutzend Männer vergessen, denen man eigenhändig Briefe zugestellt hat! Noch dazu, wenn man vor Ärger darüber halb erstickt.«
    »Das ist es ja!«, rief Tredittore aufgebracht. »Ich war so zornig, dass ich nicht einmal aufgepasst habe, zu welchen Straßen mich die Leute gewiesen haben; geschweige denn, mir die verdammten Namen zu merken.«
    Ich starrte ihn an, und er starrte zurück, bis er den Blick senken musste und zu blinzeln begann. Auf seinen Wangen brannten zwei rote Flecken. Ich atmete tief ein.
    »Kommt, setzt Euch«, sagte ich barsch. »Wir müssen die Namen wieder herausfinden. Das ist unsere einzige Möglichkeit.«
    »Ich weiß nicht, ob das alles so großen Sinn macht«, begann Kleinschmidt. Ich fuhr zu ihm herum, und er schloss erschrocken den Mund.
    »Also los, an welchen Namen könnt Ihr Euch erinnern?«
    Tredittore seufzte. Schließlich ließ er sich auf das Lager fallen; mein Schwiegersohn rückte beiseite und machte ihm Platz.
    »Benozzo Cerchi.«
    »Gewaltige Leistung!«, versetzte ich ätzend. »Diesen Namen hätte sich ein Esel gemerkt.«
    »Ich gebe mir alle Mühe!«
    »Also Cerchi. Und ein Kerl namens Paolo Boscoli; Janas Brief an ihn hing an der verdammten Tafel.«
    »Wenn ich ein paar Namen aufzähle, und Ihr sagt mir, ob sie Euch bekannt vorkommen?«, schlug Kleinschmidt vor. Tredittore sah ihn an und zögerte. Als er sich zu mir umwandte und den Mund aufmachte, schnitt ich ihm das Wort ab.
    »Na los schon!«, rief ich. »Keine Diskussionen mehr.«
    Kleinschmidt legte die Stirn in Falten und begann mit einer Aufzählung von Namen, die mir allesamt so gut wie nichts sagten: Aldobrandini, Martelli, Mozzi, Davanzati, Filipetri, Alberti…
    Schließlich und unter Mühen brachte Stepan Tredittore die Namen zusammen: Benozzo Cerchi, Paolo Boscoli, Francesco Nori, Umberto Velluti, Bieco Alepri. Den letzten Namen produzierte er ohne die Hilfe Kleinschmidts.
    »Den habe ich mir gemerkt, weil Bieco ›der Schielende‹ heißt«, erklärte er. »Erstaunlich, welche Namen Eltern ihren Sprösslingen geben.«
    »Boscoli und Cerchi können wir vergessen; von Cerchi wissen wir, dass er verhaftet wurde, und Boscoli wird es nicht besser ergangen sein.«
    »Francesco Nori ist einer der besten Freunde von Lorenzo de’ Medici und der Leiter seiner größten Bankfiliale in Florenz«, sagte Kleinschmidt. »Velluti kenne ich eigentlich nur dem Namen nach; und Alepri ist ein bekannter Notar.«
    »Na bitte«, erklärte ich und fühlte wieder etwas Hoffnung.
    »Francesco Nori; wenn er nicht ein gutes Wort für Jana bei der signoria einlegen kann, wer dann?«
    »Wenn er uns überhaupt zuhört«, brummte Kleinschmidt. Ich ignorierte ihn.
    »Das ist doch der Beweis, dass Jana nicht mit dem Ziel hierher gekommen ist, die Familie der Medici zu stürzen – es ging ihr nur um Geschäfte, das war alles. Die Sache mit dem Aufstand war lediglich eine von vielen Möglichkeiten. Wenn wir Glück haben, können wir sie als Missverständnis hinstellen.«
    Kleinschmidt betrachtete mich zweifelnd. Ich fragte Tredittore: »Wir haben also Nori, Velluti und Alepri. Findet Ihr noch zu den jeweiligen Häusern?«
    »Hmmm… Wenn Euer Schwiegersohn mir dabei behilflich ist. Ich bin einfach so voller Ärger durch die Gassen gelaufen, dass es mir schwerfällt, mich an den richtigen Weg zu erinnern.« Er grinste entschuldigend. Johann Kleinschmidt zuckte mit den Schultern.
    »Wenn Ihr erst einmal vor dem Haus steht, werdet Ihr es schon wiedererkennen.«
    »Natürlich«, sagte Tredittore herablassend. »Es ist nur der Weg, den ich nicht behalten habe, das ist alles.«
     
    Das Unwetter war weitergezogen

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