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Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici

Titel: Dübell, Richard - Eine Messe für die Medici Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Administrator
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wohl«, sagte Kleinschmidt bedrückt.
    Ich marschierte ein paar Schritte davon und schlug mich dann in eine Seitengasse, wo ich in der Nähe eines offenen Hauseingangs stehen blieb. Kleinschmidt folgte mir. Das Haus, vor dem wir standen, hatte eines der umlaufenden Simse. Ich setzte mich darauf. Aus dem Hauseingang ertönten Schritte, und eine Frau kam in Begleitung zweier Zofen daraus hervor. Sie war festlich gekleidet; selbst die Zofen glänzten mit ihren frisch gewaschenen Gesichtern. Sie trugen verdeckte Körbe. Ich fragte mich, wohin sie in dieser festlichen Aufmachung gehen würde. Die Frau nickte grüßend, warf uns noch einen misstrauischen Blick über die Schulter zu und schlug die Richtung zum Fluss ein.
    »Hast du schon einmal jemanden beobachtet?«, fragte ich Kleinschmidt.
    »Ich? Nein. Wie käme ich denn dazu?«
    »Aber ich habe es getan. Und ich schätze, unser Freund Velluti braucht auch ein wenig Beobachtung.«
    »Weshalb?«
    »Hast du nicht die Furcht in seinen Augen gesehen, als der Schinderkarren herannahte?«
    »Ich habe nicht zu ihm hinaufgesehen.«
    »Allein mit deiner Bemerkung, Jana sei der Mitverschwörung angeklagt und säße im Gefängnis, hast du ihm solche Angst eingejagt, dass er uns aus seinem Haus werfen ließ und sich jetzt darin verbarrikadiert. Ich weiß nicht genau, was er dachte, als er den Karren sah, aber jedenfalls war es nichts Erfreuliches.«
    »Na ja, wenn er auch an der Verschwörung beteiligt war und bloß noch nicht entdeckt worden ist, fürchtet er sich natürlich.«
    Ich starrte ihn an. »Wenn er daran beteiligt war«, sagte ich schließlich langsam, »und Jana deshalb an ihn herangetreten ist…«
    »… dann können wir von seiner Seite keine neuen Auskünfte und vor allem keine Hilfe erwarten.« Kleinschmidt presste verlegen die Lippen zusammen. Er machte ein Gesicht, als wäre es ihm peinlich, mich ständig auf dieselben Umstände hinweisen zu müssen. »Ich muss Euch sagen… Es sieht doch wirklich alles danach aus, dass er ebenso wie alle anderen Geschäftspartner Janas mit Jacopo de’ Pazzi gemeinsame Sache machen wollte.«
    »So wie Francesco Nori, der bei der Verteidigung von Lorenzo de’ Medici umgekommen ist«, höhnte ich.
    »Darauf habe ich mir schon einen Reim gemacht.« Er unterbrach sich, als ein erwachsener Mann mit einem Jüngling durch den Hauseingang schritt. Das Gesicht des Knaben war ein unverbrauchtes Abbild von dem des älteren Mannes; Vater und Sohn. Sie grüßten uns und folgten dem Weg, den die Frau zuvor eingeschlagen hatte. Mit ein paar Augenblicken Verspätung folgte ihnen ein Trupp frisch gestriegelter Burschen, die einen Zuber auf einem Brett zwischen sich balancierten. Aus dem Zuber roch es nach Pferdemist. Die Männer verzogen gleichzeitig die Gesichter wegen des Geruchs und grinsten von einem Ohr zum anderen.
    »Jedermann weiß, dass Ser Lorenzos Freigebigkeit gegenüber den Künstlern, seine großen Feste und seine reichen Almosen seine Finanzen erschöpft haben… Nori als seinem Bankier musste es doch in der Seele wehtun, zuzusehen, wie das Vermögen verschwendet wurde, das Lorenzos Vater Piero und sein Großvater Cosimo erarbeitet haben. Also versuchte er, ihn aufzuhalten.«
    »Und hat sich im letzten Moment vor sein Opfer geworfen.«
    »Vielleicht haben ihn die anderen Verschwörer absichtlich beiseite geräumt, weil er ihren weiteren Plänen im Weg war? Ich meine… wer hat das alles schon so genau mitbekommen in der Kirche?«
    Ich verzichtete darauf, ihm mitzuteilen, dass ich es genau mitbekommen hatte. Wenn ich es recht bedachte, war ich mir selbst nicht so sicher, was sich genau zugetragen hatte. Ich hatte etwas gesehen; was in Wahrheit dahinter gesteckt hatte, vermochte ich nicht zu sagen. Ich wusste nichts von zu vielen Dingen, die hier geschahen und geschehen waren. Jana wusste mehr, doch mit ihr zu sprechen war unmöglich.
    Ich überlegte nicht zum ersten Mal, meinen Schwiegersohn zu bitten, das Risiko einzugehen und sie im Gefängnis aufzusuchen. Nach allem, was wir wussten, suchten die Behörden lediglich nach mir. Vielleicht war das Risiko nicht einmal besonders groß. Aber mit Kleinschmidt hätte sie nicht gesprochen, und außerdem war er im Stande und ritt sie mit ein paar dümmlichen Bemerkungen noch tiefer hinein.
    »Es ist etwas faul mit Velluti«, knurrte ich nach einer Pause. »Aber ein Verschwörer ist er nicht. Er hätte sonst die Stadt verlassen, solange es noch ging.«
    »Es kann doch sein, dass er hofft,

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