Duell auf offener Straße
schenkt, dann belohnt er seinen Hund für das aggressive Verhalten. Man könnte sagen, dass alles, was Sie erfolglos in dem Moment der Eskalation tun, das unerwünschte Verhalten des Hundes weiter verstärkt.
Positive Verstärkung in Bezug auf die Konfliktlösung
Andererseits kann der Einsatz von positiver Verstärkung auch einen Lösungsweg darstellen. So könnte man zum Beispiel dem Hund außerhalb des Konflikts beibringen, seinen Menschen anzuschauen, und diesen Blickkontakt mit Futter belohnen. Zunächst wird nun jeder Blick bestätigt, dann muss er sukzessive länger schauen. Erst wenn er das neue Verhalten über einen längeren Zeitraum zeigen kann, stellt man es unter Signalkontrolle und fügt der Handlung einen Namen zu, zum Beispiel: „Schau mal“. Im nächsten Schritt wird das neue Verhalten im Konflikt geübt. Der Hund wird auf einen anderen Hund zu geführt und erhält das Signal „Schau mal“. Wenn er dieses zeigt und auf den Menschen blickend an dem anderen Hund vorbeigeht, wird er am Ende der Situation dafür belohnt. Zu Beginn dieser Arbeit sollte der Hund immer belohnt werden. Wenn der Hund das neue Verhalten sicher zeigt, sollte er variabel bestätigt werden, also ab und zu. Man stellt bei der positiven Verstärkung die beiden Verhaltensweisen „aggressiv“ und „Schau mal“ miteinander in Konkurrenz.
Die Entscheidung, welches Verhalten gezeigt wird, liegt bei dieser Arbeit beim Hund. Der Mensch bietet dem Hund eine neue Handlungsweise an. Nimmt der Hund dieses Angebot an, so macht er es gern und aus freien Stücken, was sein Lernen enorm begünstigt.
Nimmt er es jedoch nicht an, hat der Mensch innerhalb dieser Methode keine Möglichkeiten, auf das Verhalten des Hundes Einfluss zu nehmen. Denn der Hund lernt nicht, dass er sich nicht aggressiv verhalten darf, sondern nur, stattdessen ein anderes Verhalten zu zeigen. Wenn sich die Aggression jedoch ausschließlich auf die Leine beschränkt und der Hund das antrainierte Alternativverhalten zuverlässig annimmt, ist ein Lernen durch positive Verstärkung im entspannten Rahmen möglich.
Einschränkungen und Gegenspieler der positiven Verstärkung
Wie bereits erwähnt, ist der Nachteil bei der Arbeit an einer Leinenaggression mit positiver Verstärkung, dass die Hunde keine Hemmung im Aggressionsverhalten entwickeln, sondern nur lernen, ein anderes Verhalten stattdessen zu zeigen, das dann belohnt wird. Wenn der Hund auch im Freilauf mit anderen Hunden Probleme macht, wäre die Arbeit an der Leine über Belohnung nicht sinnvoll. Spätestens im Freilauf, also im direkten Kontakt mit anderen, ist das Training in dieser Form nicht mehr aufrechtzuerhalten.
Bei der Ablenkung ist der Verstärker permanent anwesend.
Anders als bei der Gegenkonditionierung erhält der Hund das Futter erst, nachdem er sich richtig verhalten hat.
Ablenkung: Ein Weg aus dem Dilemma?
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Und da stehe ich nun, habe über Wochen ohne Ablenkung das „Schau mich an“ geübt und fühle mich vorbereitet. Der andere Hund kommt, mein Hund und ich nehmen ihn wahr. Ich sage „Schau mich an“, mein Hund guckt kurz an mir hoch und dann zum anderen Hund. Er hat sich gegen das Alternativverhalten entschieden und springt bellend in die Leine. Wie soll ich ein Verhalten belohnen, wenn der Hund es nicht zeigt? Die Lösung heißt Ablenkung. Das heißt, man verlangt dem Hund nicht ein vorher antrainiertes Alternativverhalten ab und bestätigt dies am Ende, sondern versucht, den Hund bereits vor dem Konflikt auf den Belohnungsgegenstand zu fixieren und ihn mit dem Versprechen darauf durch die Situation zu führen. Dadurch steigen die Chancen, dass der Hund ruhig bleibt. Durch die dauerhafte Anwesenheit der Belohnung hat der Hund die Möglichkeit, sich auf diese zu konzentrieren. Im Vergleich zu der Verstärkung eines Alternativverhaltens ist bei diesem Verfahren die Anwesenheit der Belohnung jedoch dauerhaft erforderlich. Der Hund lernt keine neue Verhaltensweise, sondern schaut nur auf den Ablenkungsgegenstand. Ist dieser nicht da, fällt er in alte Verhaltensweisen zurück. Deshalb ist es wichtig, die Belohnung nach und nach nur noch für das erwünschte Verhalten zu geben und die anfängliche Ablenkung wieder zu reduzieren. Doch auch bei der Arbeit mit Ablenkung kann sich der Hund gegen das Futter und für die Aggression entscheiden. Oft wird die Arbeit mit einer Ablenkung mit einer Gegenkonditionierung verwechselt. Bei Letzterer bekommt der Hund
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