Duell auf offener Straße
anbieten.
Tja, so einfach könnte doch das Leben sein. Ich glaube nicht, dass sich Probleme nur durch die Anwendung der Lerntheorie lösen lassen. Entweder bin ich jetzt ein komplizierter Typ oder ich habe recht und es ist eben doch nicht so leicht. Vielleicht ist es auch beides.
Nehmen Sie zehn Menschen mit ihren leinenaggressiven Hunden und tragen Sie ihnen auf, den Hund für richtiges Verhalten mit Futter zu belohnen und falsches Verhalten über eine Einwirkung zu unterbrechen. Sie werden unterschiedliche Ergebnisse erzielen. Das liegt natürlich zum einen an den verschiedenen Hunden, der Höhe ihrer Motivation, ihrem Interesse an Futter, aber auch an der jeweiligen Möglichkeit zur sozialen Einflussnahme ihrer Menschen. Anders ausgedrückt: Lernverhalten von Hunden ist unter anderem davon abhängig, wer belohnt oder verleidet. Oder freuen Sie sich immer gleich über ein Lob, egal, wer es ausgesprochen hat? Akzeptieren Sie jedes Verbot, egal, von wem es kommt? Wahrscheinlich nicht.
Für Menschen und Hunde ist es entscheidend, wie sie sich selbst, ihr soziales Gegenüber und die gemeinsame Beziehung einschätzen. Verstärkung und Bestrafung sind eine Art sozialer Rückmeldung und Bewertung des jeweiligen Verhaltens. Wenn wir belohnen oder bestrafen, drücken wir damit aus, was wir von der vorhergegangenen Handlung unseres Hundes halten. Doch wie wichtig ist ihm unsere Bewertung? Bisher sind wir der Frage nachgegangen, welche Bedeutung Ihr Hund für Sie hat, nun aber lautet die Frage: Wer bin ich für meinen Hund?
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Wie würde der Hund seinen Menschen beschreiben?
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Aus meiner Sicht begünstigen die folgenden vier Faktoren das Annehmen von Lob und Strafe und bestimmen darüber auch die notwendige Intensität: Beliebtheit, hoher Status, Sozialkompetenz, Fachkompetenz!
Beliebtheit
Wenn man jemanden gern hat, so ist einem dessen Meinung wichtig. Man versucht, die größtmögliche Nähe und Anerkennung von diesem Sozialpartner zu bekommen. Mit diesem Menschen werden schöne Momente verknüpft. Das kann ein Hundehalter sein, der viel Spannung und Spaß in die Beziehung bringt, die Gruppe durch seine Ausgelassenheit und gute Laune entspannt oder durch Abenteuer und Action belebt. Dazu gehören zum Beispiel sowohl das wilde Spielen als auch das Verlassen der typischen Wege auf einem Spaziergang und immer wieder neue Ideen für die gemeinsame Beschäftigung zu finden. Aber auch ein Mensch, der sich fürsorglich um seinen Hund kümmert, Bedürfnisse wahrnimmt und sie erfüllt, über Ruhe und Kuscheln die Gruppe entspannt sowie zuverlässig füttert, kann attraktiv für einen Hund und dadurch sehr beliebt sein.
Status und Durchsetzungsvermögen
Wer von innen geleitete Entscheidungen trifft und keine Probleme in der Selbstdarstellung hat, sich sicher in der Interaktion mit anderen fühlt, kann eine Gruppe gut steuern. Es ist eine Kunst, eigene Bedürfnisse und Grenzen klar zu kommunizieren und diese Forderungen auch umzusetzen. Solche Menschen können sehr beeindruckend sein und ihre Rückmeldung ist für andere wichtig. Die eigene Sicherheit und Klarheit im Handling vermittelt auch einem Hund Sicherheit. Die Aussagen eines solchen Menschen haben Gewicht, sind eindeutig und können von Hunden gut akzeptiert werden.
Sozialkompetenz
Wer kompetent in sozialen Angelegenheiten ist, wird gern um Rat gefragt. Die Meinung eines solchen Menschen ist einem wichtig, weil man sich ernst genommen und gut beraten fühlt. Er ist in der Lage, sich angemessen zu äußern, ohne dabei die Belange des anderen zu unterdrücken. Dazu gehört die Akzeptanz des Hundes als individuelle Persönlichkeit, die Fähigkeit, sich in ihn einzufühlen, als auch die Reflexion des eigenen Erziehungsverhaltens. Sozialkompetente Menschen haben einerseits Verständnis für den Hund und andererseits sehen sie auch die Bedürfnisse von anderen. Für Hunde stellen sie eine verbindliche Basis in der gemeinsamen Beziehung dar.
Fachkompetenz
Stellen Sie sich vor, Sie planen und bauen selbst ein Haus. Ihr Nachbar, der selbst ein furchtbares Haus gebaut hat, und ein angesehener Architekt loben Sie für Ihre Leistung. Welche Meinung ist Ihnen wichtiger? Fachwissen beeindruckt nicht nur Menschen. In der Mensch-Hund-Beziehung kann Fachwissen Missverständnisse in der Kommunikation reduzieren. Zum Beispiel, wenn sich ein Mensch erklären kann, warum sich ein Hund so verhält, wird er auch nicht an falscher Stelle
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