Duell der Leidenschaft
Sonia in einem entschiedenen Tonfall, als sie sich in die Diskussion einmischte. »Auch wenn wir uns geehrt fühlen, dass Sie uns so bereitwillig in Ihrem Haus aufgenommen haben, erfordert eine Angelegenheit von besonderer Dringlichkeit, dass wir die Weiterreise antreten.«
»Aber was kann denn so dringlich sein? Sagen Sie es mir bitte, vielleicht kann ich Ihnen helfen, diese Angelegenheit zu erledigen.«
»Ist Ihnen zufällig ein amerikanischer Gentleman namens Rouillard bekannt?«
Die Lady reagierte mit sichtlichem Unbehagen und wechselte einen schnellen Blick mit ihrem Sohn. »Es könnte sein, dass ich den Namen gehört habe.«
Kerr beobachtete sie wachsam. »Darf ich fragen, in welchem Zusammenhang?«
»Er hat viele Verbindungen zur Regierung, jedenfalls für einen Ausländer.«
»Er ist ein Schurke«, sagte ihr Sohn, wischte sich den Schnauzbart mit der Serviette ab, als würde er damit auch Rouillard erledigen.
»Javier, bitte!«
»Er schleicht sich bei allen ein, er berät und schmiedet gleichzeitig seine eigenen Pläne. Ihn sollte man zerquetschen wie die niederen Kreaturen, denen er ähnelt.«
Seine Mutter schaute verlegen Sonia an. »Es heißt, dieser Rouillard stehe dem Schurken General Santa Ana nahe, müssen Sie wissen. Zwar stammt der General aus Xalapa, doch Javier hat immer der Politik seines Rivalen Präsident Bustmente den Vorzug gegeben. Wir wissen eigentlich kaum etwas über diesen Gentleman aus New Orleans, nur die Dinge, die über ihn erzählt werden.«
»Und das ist auch schon mehr als genug«, sagte ihr Sohn in einem verächtlichen Tonfall und sah Kerr an. »Sie sind nicht mit ihm verwandt oder? «
»Beileibe nicht«, antwortete Kerr.
»Hervorragend.« Der Mexikaner machte eine beiläufige Geste. »Man möchte schließlich nicht den Verwandten eines Gastes beleidigen.«
»Das ist ausgeschlossen. Hinzu kommt, dass wir uns noch nie in unserem Leben begegnet sind.«
»Na, bitte«, meinte Dona Francesca und betrachtete ihn, als wolle sie ihn mit ihren Blicken liebkosen. »Ich wusste, Sie sind ein Mann der Vernunft.«
Die Cousine, die mit leuchtenden Augen die Unterhaltung verfolgt hatte, äußerte auf einmal in einem faszinierten Ton: »Ich glaube, Senor Wallace ist auf Senor Rouillard genauso schlecht zu sprechen wie Javier auf Santa Ana.«
»Soll das wahr sein?« Dona Francesca musterte ihn aufmerksam.
»Wir sind keine Freunde«, räumte Kerr ein.
»Dann werden Sie ihm vielleicht sein Zuhause in Mexiko nehmen? Und möglicherweise auch sein Leben?«
»Dona Francesca, bitte!«, protestierte der Priester, wenngleich es mehr nach einem förmlichen Protest klang, den man von einem Geistlichen erwartete.
Es wäre eine Dummheit, ihr die Wahrheit zu sagen, überlegte Kerr. »Ich bezweifle, dass es dazu kommen wird.«
»Aber Sie könnten es.« Die Augen seiner Gastgeberin leuchteten förmlich, und sie klammerte sich mit beiden Händen an seinem Arm fest.
»Aber gewiss könnte er es«, erklärte die Cousine im Brustton der Überzeugung. »Er ist ein Fechtmeister. Sieh dir doch nur seine Hände an.«
Abrupt machte sich Stille breit, und alle sahen Kerr an. Unwillkürlich ballte er die Hände zu Fäusten, damit man die Schwielen an den Innenflächen und an den Seiten seiner Finger nicht sehen konnte.
»Haben Sie Ihren Mann getötet, Senor?«
Die Frage kam von Dona Francescas jüngerem Sohn, einem blassen dünnen Jungen in schwarzen Samt gekleidet. Die Frage bezog sich auf den Tod, der bei einem Duell eintrat, und konnte auf jeden Gentleman angewendet werden, der gezwungen war, seine Ehre zu verteidigen. Kerr hätte antworten können, ohne ins Detail zu gehen, doch er weigerte sich, seine Berufung zu leugnen. »Ja, das habe ich«, sagte er. »Und es könnte sein, dass ich gezwungen werde, es wieder zu tun, da mein Beruf der des Fechtmeisters ist. Aber es ist nichts, womit man prahlt.«
»Natürlich nicht«, meinte Dona Francesca und sah ihren Sohn missbilligend an. »Und es ist auch kein Thema für ein Abendessen.« Sie wandte sich wieder Kerr zu. »Aber nun, da es schon mal angesprochen wurde, müssen Sie uns sagen, wie das ist.«
»Sie würden sich langweilen, davon bin ich überzeugt«, antwortete er und überlegte krampfhaft, wie er sie ablenken konnte. »Ein besseres Thema wäre wohl der Krieg, der zwischen unseren Ländern erklärt wurde.«
Betroffenheit machte sich an der Tafel breit, die Gäste sahen sich bestürzt an. Es überraschte nicht, dass Dona Francesca als Erste
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