Duell der Leidenschaft
habe nicht mitgezählt, weil ich nicht zur Verfügung stehe.« Er warf die Jacke in Richtung des Stuhls.
Sonia fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, während sie ihn beobachtete. »Aber wieso denn nicht? Sie muss eine wohlhabende Frau sein, und von einem der Dienstmädchen weiß ich, dass sie kaum vierzig ist.«
Er war dabei, das Hemd aus der Hose zu ziehen, hielt aber inne, da ihm der Spott in ihrer Stimme auffiel. Der Grund, den er dafür fand, verblüffte ihn zutiefst. Sie klang nahezu eifersüchtig, vielleicht, weil sie gedacht hatte, er ziehe in Erwägung, mit der Witwe das Bett zu teilen. Als ob ihm ein solcher Gedanke auch nur in den Sinn kommen konnte, wenn sie mit ihm im gleichen Haus war ... im gleichen Land ... auf der gleichen Welt.
»Dann muss die Lady jung geheiratet haben«, gab er in ruhigem und sachlichem Tonfall zurück, während er sein Hemd zu Boden fallen ließ.
»Mit vierzehn. Ihr erster Mann war dreißig Jahre älter, und er starb prompt. Ihr gefiel es, reiche Männer zu heiraten, also machte sie eine Gewohnheit daraus.«
»Aber sie würde bestimmt keinen Straßenköter aus Kentucky auf diese lange Liste setzen wollen.« Die Worte hatte er bewusst so gewählt, dass Sonias Antwort ihm etwas verriet. Plötzlich war es ihm wichtig zu wissen, ob Dona Francescas Vorliebe Sonia ermutigt haben könnte, in ihm doch einen akzeptablen Ehemann zu sehen.
»Du bist kein ...«, setzte sie an, verstummte aber gleich wieder.
»O doch, das bin ich«, hielt er dagegen und lächelte zufrieden, als er seine Ledersandalen ablegen konnte. Während er seine Hose aufknöpfte, ging er barfuß auf Sonia zu und redete weiter: »Ich bin der schäbigste Straßenköter, weil es meine Absicht ist, die Tatsache auszunutzen, dass du mich als deinen Ehemann ausgegeben hast.«
»Das willst du tun?«
»O ja.« Er kniete sich vor ihr hin, dann beugte er sich vor und fuhr mit seiner heißen, feuchten Zunge über den Schnitt, den er ihr am Tag zuvor zugefügt hatte. Erst dann begann er sanft mit dem Daumen über die Stelle zu reiben. Er küsste ihr Knie, legte die Hände auf ihre Oberschenkel, schob die Daumen zwischen sie und bewegte sie langsam auf und ab, um ihre Beine sanft auseinanderzudrücken. Er hob den Kopf und sah ihr tief in die Augen. »Wenn du etwas dagegen einwenden willst, dann solltest du das besser jetzt tun. In ein paar Minuten ist es dafür zu spät.«
»Es war bereits zu spät, als du zur Tür hereinkamst«, flüsterte sie und zog ihn in die Arme.
Zweiundzwanzigstes Kapitel
Es dauerte einen weiteren Tag, ehe es ihnen gelang, sich aus Dona Francescas Gastfreundlichkeit zu befreien. Und selbst dann sahen sie sich gezwungen, sich von ihrem Sohn Don Javier nach Xalapa begleiten zu lassen, der es für unabdingbar hielt, sie in seiner Kutsche zu befördern. Dona Sonia, die Frau von Don Wallace, fühle sich so bestimmt wohler, und sie konnte ihm nur zustimmen. Da Kerr ihre Meinung teilte, erreichten sie die Gebirgsstadt in einer unübersehbaren Manier, da mehrere Reiter sie begleiteten und ein Diener in Livree am Heck der Kutsche stand.
Don Javier zeigte sich sehr zufrieden darüber, dass sie beabsichtigten, sich seine Empfehlung zu Herzen zu nehmen und per Postkutsche nach Vera Cruz zu reisen. Er konnte nicht ahnen, dass sein Ratschlag für ihre Entscheidung ohne Bedeutung war, denn es kam vor allem darauf an, dass sie ihr Ziel so schnell wie möglich erreichten. Auf Nachfragen ergab sich, dass die literas —Sänften, schwankende Konstruktionen ähnlich wie Sessel, die zwischen zwei Maultieren getragen wurden - zwischen acht und neun Tagen für die Reise benötigten, während die Postkutsche die gleiche Strecke in vier, höchstens fünf Tagen bewältigte.
Don Javiers Freude über ihre Entscheidung war so groß,
dass es fast so schien, als wolle er darauf bestehen, sie in
seiner Kutsche bis nach Vera Cruz zu bringen, weil er ihre
Gesellschaft genoss. Lediglich die traurige Erkenntnis,
dass sein edles Gefährt die Fahrt auf der holprigen Stre-
cke nicht heil überstehen würde, hielt ihn davon ab. Zum
Ausgleich bestand er aber darauf, sich um ihre Plätze in der am nächsten Morgen abfahrenden Postkutsche zu kümmern und auch ein Zimmer im kleinen Gasthaus am Ort zu reservieren. Er wäre vermutlich sogar noch über Nacht geblieben, um sie am Morgen zu verabschieden, doch es galt, verschiedene Einkäufe für seine Mutter zu erledigen, die ihm eine Liste mitgegeben hatte. Schließlich zog er sich
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