Duell der Leidenschaft
Menschen hatten, die er für seine Zwecke benutzte oder die ihm im Weg waren.
Er war es kaum wert, getötet zu werden.
Und diesen Mann sollte Sonia heiraten.
Abscheu erfüllte Kerr, als er daran dachte. Rouillard würde niemals Sonias Mut und Selbstständigkeit zu schätzen wissen, stattdessen würde er versuchen, ihren Willen zu brechen, weil sein Ego das von ihm verlangte. Er würde sie einsperren, sie benutzen und behandeln wie einen Hund, den er je nach Laune mal trat, mal streichelte. All ihre Leidenschaft würde bei einem solchen Mann verschwendet sein, denn er würde diese Leidenschaft als etwas betrachten, das beklagt oder sogar gefürchtet werden musste, weil sie eine Bedrohung für seine kümmerliche Männlichkeit darstellte.
Der Gedanke machte ihn krank. Er durfte nicht zulassen, dass es dazu kam.
»Entlassen Sie Mademoiselle Bonneval aus Ihrem Ehevertrag«, verlangte er spontan. »Im Gegenzug verspreche ich Ihnen, nach New Orleans zurückzukehren und Sie in Ruhe zu lassen.«
Rouillard hielt inne und wandte sich zu ihm um, dann
lachte er rau. »Ich vermute, ich soll mich auf Ihr Wort verlassen.«
»Ich bin genauso ein Ehrenmann, wie es mein Bruder war.«
In dem kleinen Raum herrschte Stille, während der andere Mann ihn anstarrte. Tremont, der gegen die Wand gelehnt dastand, betrachtete anscheinend gelangweilt seine Fingernägel, doch das war vielleicht nur vorgespielt.
»Sie wollen meine Braut«, sagte Rouillard schließlich.
O Gott, ja, er wollte sie unbedingt, ging es Kerr durch den Kopf, doch es wäre dumm, ihm das zu sagen. »Erlauben Sie ihr, sich häuslich niederzulassen, wenn sie das möchte. Oder schicken Sie sie mit dem nächsten Schiff zurück zu ihrem Vater. Ob mit oder ohne Eskorte, ist mir einerlei.«
»Ich soll sie gehen lassen, wenn sie in der Erwartung herkam, verheiratet zu werden?«
»Sie wäre lieber frei.«
»Und das wäre Ihnen ebenfalls lieber, und Sie würden sogar Ihre Hoffnung aufgeben, sich an mir zu rächen«, fuhr Rouillard schnaubend fort. »Ich muss schon sagen, ich bin erstaunt.«
»Ich finde, es ist ein fairer Tausch.«
»Das sagen Sie, aber da ist noch ihre Mitgift, die ich nicht außer Acht lassen möchte.«
»Dann heiraten Sie sie und behalten das Vermögen, wenn Sie sie wegschicken.«
»Eine gute Idee — zumindest wäre sie das, wenn Sie sich in einer Position befinden würden, mir befehlen zu können. Glücklicherweise ist das aber nicht der Fall.«
Dem konnte Kerr nicht widersprechen, zumindest nicht in diesem Moment. »Sie will diese Ehe nicht, das hat sie immer wieder gesagt. Warum wollen Sie sie dazu zwingen?«
»Ihre Familie zählt zu den besten in ganz New Orleans, und ich könnte eines Tages den Wunsch verspüren, dorthin
zurückzukehren. Sie ist die einzige Erbin ihres Vaters, ein wichtiger Punkt. Was die Frage angeht, was sie will, glaube ich, sie umstimmen zu können.«
»Das wird Ihnen nicht gelingen. Wenn sie sich schon so gesträubt hat, überhaupt die Reise hierher zu unternehmen, was glauben Sie, wie viel Kummer sie Ihnen hier bereiten wird.«
»Gesträubt?« Rouillard legte den Kopf schräg.
»Was glauben Sie, warum ich angeheuert wurde?«
»Das hatte ich mich tatsächlich schon gefragt. Zwischen Bonneval und mir gab es keine derartige Vereinbarung.«
»Ohne mich wäre sie gar nicht hier.« Die Worte schmeckten in Kerrs Mund so bitter wie Galle.
»Ich kann mir Ihre Gründe vorstellen, warum Sie das Angebot annahmen, sie zu begleiten. Aber verraten Sie mir doch, warum Ihnen das Wohlergehen dieser Lady so am Herzen liegt.« Rouillard warf einen Blick über die Schulter zu Tremont, dann sah er abermals Kerr an. »Wie gut kennen Sie meine Verlobte, Wallace? Was hat sich zwischen Ihnen beiden abgespielt während der Zeit vom Untergang der Linie Rock bis gestern Nachmittag?«
»Nichts, was Ihre Sorge sein müsste.« In gewisser Weise entsprach das sogar der Wahrheit. Sonias Unschuld war anscheinend für Rouillard nicht von großer Bedeutung gewesen, als er um ihre Hand anhielt. Warum sollte das Thema jetzt eine Rolle spielen?
Doch Kerr wusste nur zu gut, es spielte eine Rolle. Dass die zukünftige Ehefrau unberührt sein musste, war Teil der Vereinbarung, ohne dass es ausdrücklich erwähnt werden musste. So war es schon seit Jahrhunderten gewesen. Wenn Rouillard erfuhr, dass sie von Kerr berührt worden war und vielleicht sogar ein Kind von ihm erwartete, dann würde dieser Bastard vor Wut platzen. Frauen waren schon wegen eines
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