Duell der Leidenschaft
Männern einen Befehl zu, dann ließ er sein Pferd kehrtmachen und trieb es mit seinen Sporen zur Eile an.
Sonia wehrte sich gegen Tremonts Griff und wurde vom harten Galopp des Tiers durchgeschüttelt, während sie versuchte, einen Blick zurückzuwerfen. Zuerst konnte sie vier oder fünf der Männer sehen, die sich bei der offen stehenden Tür der Postkutsche aufhielten.
Dann entdeckte sie Kerr, der reglos und blutend auf der Erde lag.
Dreiundzwanzigstes Kapitel
Ein tiefes, leidendes Stöhnen weckte Kerr, der eine Zeit lang brauchte, ehe ihm klar wurde, dass er selbst derjenige war, der gestöhnt hatte.
Teufel auch! Sein Kopf schmerzte, als würden Heerscharen von Hufschmieden gleichzeitig mit ihrem Hammer auf einen Amboss schlagen. Sein Rücken schmerzte, seine Augen ebenfalls. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn ihm auch seine Zähne wehgetan hätten.
Bilder zuckten vor seinem geistigen Auge vorüber, die das Geschehen in der umgekehrten Reihenfolge zeigten. Eine langsame Fahrt auf einem Karren mit quietschenden Holzrädern, bei der er unter einer nach Hund riechenden Decke lag. Erde in seinem Mund und den Augen. Ein Mann mit einer silbernen Pistole. Eine Postkutsche mit aufgerissener Tür. Sonia, von Wut erfasst, aber mit Angst in den Augen.
Sonia ...
Er schoss auf seinem Feldbett so schnell hoch, dass ihm schwindelig wurde. Eine Kette, die von der Wand bis zu seinem Fußgelenk verlief, hielt ihn zurück, sodass er auf Händen und Knien auf dem Boden landete. Er ließ sich nach hinten sinken, bis er sich in einer sitzenden Position gegen das Bett lehnen konnte, dann rieb er sich mit den Handballen die Augen.
O Gott, wo war sie nur? Was tat man ihr an? Tremont hatte gesagt, er werde sie zu Rouillard bringen. War das die Wahrheit, oder wollte er sie für sich selbst haben?
Tremont und Rouillard.
Dass die beiden gemeinsame Sache machen könnten, wollte er kaum glauben. Nach ein paar Tagen auf See mit ihm hatte er von Tremont einen besseren Eindruck gehabt. Die Waffen an Bord der Lime Rock ... er und Rouillard mussten den Handel gemeinsam in die Wege geleitet haben. Eine Lieferung war nun verloren, aber vielleicht war es nicht die erste gewesen — und womöglich würde sie nicht die letzte bleiben.
Tremont würde Sonia nicht wehtun, dessen war Kerr sich ganz sicher. Aber das würde für Rouillard wohl kaum gelten. Ein Mann, der herausgefunden hatte, dass seine zukünftige Braut mit seinem ärgsten Feind unter einer Decke steckte, war bestimmt nicht in der Laune, sie mit offenen Armen zu empfangen.
Er dankte Gott dafür.
Aber vielleicht war gar kein Dank angebracht.
Die Kopfschmerzen waren so heftig, dass Kerr nicht entscheiden konnte, was schlimmer war: wenn Rouillard Sonia an seine Brust drückte, sie küsste und in aller Eile heiratete, oder wenn er sie verprügelte.
Ein Schauer lief ihm über die Haut, als unbändige Wut ihn erfasste. Er würde ihn in Stücke reißen, wenn er Sonia etwas antat. Nichts würde ihn zurückhalten, weder steinerne Mauern noch Gitterstäbe, auch keine Fesseln und nicht einmal die Unverletzbarkeit des von einem Priester gesprochenen Ehegelübdes. Sollte Rouillard ihr auch nur ein Haar krümmen, dann war er ein toter Mann.
Dabei war es seine Schuld, dachte Kerr und stöhnte wieder leise. Wenn sie in Gefahr war, weil sie vor ihrer Hochzeit mit einem Mann das Bett geteilt hatte, dann war das allein ihm anzulasten. Er hätte sie nie anfassen dürfen, sondern sich von ihr fernhalten müssen.
Doch wie hätte ihm das gelingen sollen? Sie war in ihrer Leidenschaft so reizend. Ihre Haut fühlte sich unter seinen Ringern samtweich an, auf seinen Lippen schmeckte sie süß und warm. Ihr Lächeln, als sie in der Postkutsche rittlings auf ihm saß, war zärtlich und verrucht zugleich gewesen. Er hätte sich am liebsten für alle Zeit in ihr vergraben, um die seidige Hitze ihres Innersten zu fühlen und den rasenden Schlag ihres Herzens zu zählen. Und erst ihre Brüste ... die zarte Haut, der köstliche Geschmack ihrer Brustwarzen, die sich versteiften, wenn seine Zunge sie berührte - die bloße Erinnerung ließ ihm das Wasser im Mund zusammenlaufen. Sonia in der Postkutsche zu lieben war der Gipfel der Dummheit gewesen, doch für nichts auf der Welt wollte er auch nur eine Sekunde davon hergeben.
Zu Beginn hatte er sie geliebt, weil sie ihn darum gebeten hatte und weil er glaubte, so einen Grund für Rouillard zu finden, damit der ihn zum Duell herausforderte - einen Grund, den
Weitere Kostenlose Bücher