Duell der Leidenschaft
die besten Fechter wagten es, sich mit einem maitre d’armes zu messen — sofern ihnen dieses Privileg überhaupt gewährt wurde. Hippolyte selbst musste einige Erfahrung im Umgang mit dem Degen haben. »Dann hatten Sie einen guten Eindruck von ihm?«
»Oh, aber gewiss doch. Er ist stark wie ein Bär und gerissen wie ein Wolf, und durch seine Körpergröße stellt die Reichweite seiner Klinge den Inbegriff des Schreckens dar.«
Sie reagierte mit einem ironischen Lächeln. »Eine lehrreiche Beschreibung, dessen bin ich mir sicher. Aber meine Frage bezog sich auf sein Wesen.«
»Oh.« Hippolyte wurde vom Hals an rot, was seinen Wangen noch mehr Farbe verlieh als zuvor. »Ich hätte nichts dagegen, ihn an meiner Seite zu haben, wenn ich nachts auf einer dunklen Straße unterwegs bin.«
»Das sind lobende Worte.«
Er zuckte beiläufig mit den Schultern, zumindest aber gab er vor, dass es beiläufig war. »Er ist eine ehrliche Haut, da sind sich alle einig.«
»Sie finden nicht, dass er wenig geheimnisvoll ist?« Für einen winzigen Moment verharrte dabei ihr Blick auf dem Fechtmeister aus Kentucky, der den Kopf soeben über die Hand ihrer Tante beugte.
»Wie bitte?«
»Wegen seiner Herkunft, meine ich.«
»Er ist gewiss kein Barbar«, meinte Hippolyte gelassen. »Er scheint über die meisten Dinge so zu denken, wie man es von einem Mann erwarten sollte. Er ist ein Geschäftsmann, unser Monsieur Wallace. Obwohl er seinen Fechtsalon vor gerade mal zwei Jahren eröffnete, hat er so viele Kunden, wie er nur in seinem Terminplan unterbringen kann. Und erst heute Morgen sah ich ihn bei Hewlett's Exchange, der von den Amerikanern bevorzugten Börse, wie Sie vielleicht wissen.«
»Und da sahen Sie ihn?«, fragte sie in einem auffordernden Tonfall. Ihr war zwar gleich, was sie von ihm zu hören bekam, doch es konnte nicht verkehrt sein, so viel wie möglich über den fraglichen Gentleman in Erfahrung zu bringen. Aber natürlich war sie nicht annähernd so neugierig wie ihre Tante.
»Es heißt, er habe die Legion verlassen, und das, nachdem er dort die meiste Zeit seiner vier Jahre in der Stadt gedient hatte. Jetzt, da sich die Lage zuspitzt und täglich mit einer Kriegserklärung gerechnet werden kann, macht er sich auf den Weg nach Vera Cruz.«
»Ist das so sonderbar?«
»Es ist schon eigenartig, da er immer so entschlossen wirkte, seine Waffe für eine gute Sache einzusetzen. Man möge verzeihen, wenn jemand auf den Gedanken kommt, die Entscheidung könnte durch eine wichtige Angelegenheit ausgelöst worden sein.«
»Zum Beispiel, weil er New Orleans verlassen muss?«, fragte sie in einem beiläufigen und scheinbar desinteressierten Tonfall, während sie weitertanzten.
»Oder weil er für irgendetwas nach Mexiko muss. Seit ich davon gehört habe, denke ich immer wieder angestrengt nach, ob mir vielleicht jemand etwas über Wallace gesagt hat, was mir entfallen ist. Wie es scheint, kam er in die Stadt, weil er einem Schurken auf der Spur war, mit dem er wohl noch eine Rechnung offen hatte.«
»Sehr interessant.«
»Natürlich kann es auch sein, dass ich da etwas durcheinanderbringe«, fügte er achselzuckend hinzu.
Es erschien ihr ratsam, für den Augenblick das Thema zu wechseln, bevor offensichtlich wurde, wie sehr sie sich dafür interessierte. »Wir hören schon seit einer Ewigkeit von einem möglichen Krieg mit Mexiko. Manche sagen, ein solcher Krieg sei unvermeidbar. Glauben Sie, es wird dazu kommen?«
»Es kann gar nicht anders kommen. Sehen Sie sich doch nur an, was geschehen ist, seit sich Texas im letzten Herbst der Union angeschlossen hat. Zuerst weigern sich die Mexikaner, unseren John Slidell als amerikanischen Gesandten anzuerkennen, und werfen ihm die angebotenen vierzig Millionen für Kalifornien und New Mexico vor die Füße. Und jetzt besetzt ihr General Ampudia mit über fünftausend Mann den Streifen Land zwischen Rio Grande und Rio de la Nueces und stellt sich General Taylor und seinen Bataillonen in den Weg, nachdem die zu einem Marsch von Fort Jessup aus gezwungen waren, um sein Vorrücken zu verhindern. Wenn es nicht zu einer Auseinandersetzung kommt, dann esse ich mein Halstuch. Sobald da ein Kampf ausbricht, wird sich der Kongress für einen Krieg aussprechen müssen.«
»Und die Legion wird in den Kampf einbezogen werden?«
»NatureIlement. Es wird eine Massenversammlung bei Hewlett's geben, um mehr Freiwillige zu rekrutieren, und ich rechne stündlich mit dem Marschbefehl. Texas
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