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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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würden.«
    Kerrs Verbeugung war höflich, doch ihr fehlte es an der Tiefe wahrer Demut. »Ich ziehe meine Behauptung zurück, Madame. Ich bin mir sicher, auf diesem Gebiet haben Sie weit mehr Erfahrung vorzuweisen als ich.«
    »Unverschämter Schuft.« Sie bedachte ihn mit einem entrüsteten Blick. »Aber Sie sprachen davon, wir müssten bald auf engstem Raum Zusammenleben. Wie meinten Sie das?«
    »Nichts Skandalöses, das versichere ich Ihnen. Ich wollte Sie damit nur wissen lassen, dass die Fracht des Dampfschiffs nach Vera Cruz gelöscht und neue Ladung an Bord genommen wurde. Man wartet jetzt nur noch auf den Befehl zum Ablegen.«
    »O weh.«
    »Sind Sie sich da sicher?« Sonia konnte sich ihren grimmigen Tonfall nicht verkneifen.
    »Sehr sicher«, antwortete der Mann aus Kentucky äußerst liebenswürdig.
    »Wenn alles reibungslos verläuft, werden wir morgen Nachmittag an Bord gehen, und am Morgen darauf wird das Schiff auslaufen.«
    »Wie freundlich von Ihnen, uns das wissen zu lassen.«
    Vermutlich genoss er es, ihr diese Nachricht zu überbringen, weil er wusste, mit welchem Widerwillen Sonia sie aufnahm. Dennoch musste sie ihm zugutehalten, dass er die Ankündigung nicht an die große Glocke hängte, sondern es ihr mehr beiläufig sagte. Es änderte aber nichts an dem Mienenspiel rund um seine Mundwinkel, das ihr Blut zum Kochen brachte.
    »Da ich von Ihrem Vater nichts Gegenteiliges gehört habe, werde ich zur verabredeten Zeit auf der Lime Rock eintreffen. Wenn ich Ihnen mit dem Gepäck helfen kann, so werden Sie mich das sicherlich wissen lassen.«
    »Das wird bestimmt nicht nötig sein.«
    »Wie Sie wünschen. Mit dem Ablegen werde ich meine Posten antreten. Sobald die Reise beginnt, werde ich zu Ihnen kommen.«
    Er sprach ruhig und ohne irgendwelche Betonung, dennoch konnte sie sich gut vorstellen, dass er dankbar war, von ihrem Vater nicht abgelehnt worden sein. Aber sie würde ihm nicht den Gefallen tun, ihn erkennen zu lassen, dass sie es wusste. Also schwieg sie einfach.
    »Wir freuen uns schon darauf, Sie dort zu sehen«, antwortete ihre Tante für sie in einem viel höflicheren Tonfall, als es nötig gewesen wäre. »Zweifellos wird die Reise so langweilig und ereignislos verlaufen, wie man es sich nur wünschen kann. Aber sollte das nicht der Fall, dann können wir beruhigt sein, dass Sie in unserer Nähe sind.«
    »Ich werde alles tun, um nicht das Vertrauen zu enttäuschen, das Sie in mich setzen, Madame.«
    Kerr Wallace’ Verbeugung mangelte es an wahrer Eleganz, dennoch war sie höflich und zurückhaltend — ganz im Gegensatz zum zynischen Leuchten in seinen Augen, in das sich Vorfreude zu mischen schien. Ein Leuchten, das sehr beängstigend wirkte.
    Einen Moment lang fühlte sie sich an ihren Auftritt als zänkisches Weib wenige Tage zuvor erinnert, ebenso an die Situation kurz darauf, als sie Monsieur Wallace auf der Straße angesprochen hatte und der Regen ihre Schminke verlaufen ließ. Wie peinlich war ihr doch ihr Spiegelbild erschienen, als sie sich nach der Heimkehr im Spiegel betrachtete. Heute Abend hatte sie mit diesem Erscheinungsbild nichts mehr gemein. Zweifellos würde ihn der Eindruck, den sie bei ihm in ihrem Ballkleid hinterließ, jenes andere Bild vergessen lassen.
    Und selbst wenn nicht, wäre es ihr auch egal gewesen. Sie würde nicht auf der Lime Rock sein, wenn die ablegte, sie benötigte nicht Monsieur Wallace’ Begleitung, und es konnte ihr gleich sein, wie er über sie dachte.
    Sie würde woanders sein, wenn das Dampfschiff sich auf den Weg nach Vera Cruz machte und dem Fluss in Richtung Golfküste folgte. Sollte der Mann aus Kentucky darin Genugtuung finden, wenn ihm das gelang.

Viertes Kapitel
    Kerr saß auf einem Stuhl in einer Schenke nahe seinem Salon, ein Bein hatte er vor sich ausgestreckt, auf dem Tisch neben ihm stand ein Glas Bier. Missgelaunt und nicht zum Reden aufgelegt, trommelte er mit den Fingern auf die mit Kerben übersäte Tischplatte. Christien hatte ihm gegenüber auf einem Hocker Platz genommen. Männer aller Couleur füllten dieses Lokal, unterhielten sich lautstark, tranken und rauchten Stumpen oder selbst gedrehte Zigaretten, deren Qualm die Luft noch stickiger machte. Kerr nahm von alledem kaum Notiz. Stattdessen machte er eine verdrießliche Miene. Er vernahm nur zu deutlich die leisen Walzerklänge aus dem Hotel, wo der Ball noch bis zum Morgengrauen weitergehen würde. Sie beide hatten den Ball vor einer Stunde verlassen. Nun

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