Duell der Leidenschaft
quälten ihn Bedenken, deren Ursache sich nicht näher bestimmen lassen wollte. Bedenken, die Mademoiselle Bonneval betrafen.
Sonia war an diesem Abend viel zu ruhig und zu beherrscht gewesen. Über ihren Augen hatte eine Art Schleier gelegen, und ihr Lächeln hatte er als zu einstudiert empfunden. Die bei ihrer ersten Begegnung zur Schau gestellte Abneigung hatte sie aufgegeben, zumindest vermittelte sie diesen Eindruck. Aber er war sich sicher, dass sie sich noch längst nicht in ihr Schicksal gefügt hatte.
Diese Lady plante etwas, darauf hätte er schwören können.
Beinahe hätte er sie um einen Tanz gebeten. Sie ein paar Minuten lang in seinen Armen halten zu können, während sie sich im intimen Kontakt des Walzers über die Tanzfläche bewegten, war eine Vorstellung, die in ihm diesen Wunsch geweckt hatte. Was ihn jedoch davon abhielt, ihn in die Tat umzusetzen, war ihre undurchschaubare Miene. Es wäre durchaus möglich gewesen, dass sie ihm, ohne zu zögern, einen Korb gegeben hätte, und ihm hatte der Sinn nicht nach einer öffentlichen Demütigung gestanden.
»Hast du schon gepackt? Und hast du alles für diese Reise nach Mexiko arrangiert?«
Christien blinzelte und betrachtete sein Gegenüber genau, wie Kerr feststellen musste. Christien war ein guter Freund, aber ein unangenehmer Gegner. Ganz in der Art derjenigen, die in den Wäldern aufgewachsen waren, entging ihm nur wenig von dem, was sich um ihn herum abspielte, und er spürte verdammt gut, woher der Wind wehte. Es kam ihm vor, als hätte sein Freund wahrgenommen, was ihm durch den Kopf ging. Am besten wäre es wohl, ihn von dem Thema wegzulotsen.
»Nur noch ein paar Kleinigkeiten«, bestätigte er nickend. »Habe ich mich eigentlich schon bei dir bedankt, dass du während meiner Abwesenheit auf meinen Salon aufpasst?«
»Mindestens ein halbes Dutzend Mal. Mach dir darüber nicht weiter Gedanken, sorg lieber dafür, dass du heil zurückkommst.«
»Das ist meine Absicht, das garantiere ich dir.«
»Und ich werde dich daran erinnern. Ich kann mit meiner Zeit Besseres anfangen, als deine Habseligkeiten zu verkaufen, um deine Miete zu bezahlen.«
»Dazu sollte es gar nicht erst kommen, aber falls doch ...« Kerr ließ den Satz unvollendet und zuckte fatalistisch mit den Schultern.
»Dann ist es eine Sache von Leben und Tod.«
»So kann man das sagen.«
Kerr war nicht der Typ, der über sich oder sein Geschäft redete. Je weniger Menschen wussten, was er wusste, desto besser. Diese wortkarge Einstellung lag in der Familie. Sein Vater war so gewesen, sein Großvater ebenso bis zurück zum Clan der Wallace’ aus den schottischen Highlands. Als starrsinnigen Stolz und als das Bedürfnis, die Zügel in der Hand halten zu wollen, hatte seine Mutter es immer bezeichnet. Vielleicht hatte sie damit ja recht gehabt.
»Die Lady schien nicht übermäßig erfreut, als sie erfuhr, dass die Lime Rock bald auslaufen wird.«
Das Licht der vom Ruß matten Laternen glitt über Christiens schwarzes Haar, als er den Kopf neigte.
»Das ist mir auch aufgefallen.«
»Ich kann nicht sagen, dass ich dich darum beneide, mit ihr diese Reise zu unternehmen.«
Kerr sah seinen Freund skeptisch an. »Wenn du meinst, ich glaube, dass ...«
»Gott bewahre, ich schwöre es dir. Ich bevorzuge meine Frauen sanfter und fügsamer.«
»Vorsicht, mein Freund. Den alten Göttern macht es Spaß, einem Mann seine eigenen Worte zum Nachtisch zu servieren und mit einer gehörigen Portion Problemen zu versalzen.«
»Das erfährst du gerade am eigenen Leib, nicht wahr?«
»Wie meinst du das?«
»Warst du nicht der Mann, der jedem Versuch der Ehefrauen seiner Freunde aus dem Weg ging, für ihn eine Frau zu finden? Der unerschrockene Fechtmeister, der mit einer verwöhnten Kreolen-Schönheit nichts anfangen konnte und keine Zeit für solche Spielereien hatte? Und nun sieh dich an, was aus dir geworden ist.«
»Ich habe mich verpflichtet, eine Lady zu ihrer Hochzeit zu begleiten, weiter nichts.«
»Aber du wirst auf sie aufpassen, nicht aus den Augen lassen und dafür sorgen, dass ihr nichts zustößt. Ehe du es dich versiehst, wirst du ihr wie ein kranker Welpe hinterherlaufen.«
Kerr sah ihm in die Augen und hielt dem Blick seines Gegenübers stand. »Ich würde darauf kein Geld wetten.«
Christien redete ungerührt weiter. »Oder du rennst hin und her und fluchst, während du dich fragst, wohin sie verschwunden sein kann, als du ihr einen Moment lang den Rücken zugedreht
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