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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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schicken. Welchen Mut er doch bewiesen hat, zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu uns zu kommen und zu gestehen, was er getan hatte. Ich rechnete bereits damit, er würde dafür im Gefängnis landen. Aber nichts dergleichen. Dein Papa lobte ihn stattdessen und sagte, er habe genau das getan, was er auch tun soll, um zu verhindern, dass du wegläufst. Natürlich wurde ich umgehend losgeschickt, um dieser Eskapade Achtbarkeit zu verleihen.«
    Sonia wurde bewusst, dass Tante Lilys Wortschwall zum einen für Kerr Wallace' Beihilfe bestimmt waren, zum anderen dem Zweck dienten, sie wissen zu lassen, wie viel ans Tageslicht gekommen war. Ihre Tante konnte nicht wissen, wie ausführlich er ihren gemeinsamen Plan bereits erfasst hatte. Sein ironisches Verstehen, das in den grauen Schatten seiner Augen lauerten, machten ihr klar, dass der Mann aus Kentucky ihre Tante längst durchschaut hatte.
    Dieser Scharfsinn brachte sie innerlich zur Raserei, da ihr Zweifel an ihrer Fähigkeit kamen, ihn zu täuschen, wenn es darauf ankam. Begleitet wurde ihre Wut jedoch auch von unterschwelliger Traurigkeit. Ihr Vater hatte sich kein bisschen um ihr Wohl besorgt gezeigt, ansonsten hätte Tante Lily das zweifellos erwähnt — allein schon, weil es höchst selten einmal vorkam, dass er sich um sie sorgte. Ihm war offenbar nicht einmal in den Sinn gekommen, dass sie einen guten Grund für ihr Vorgehen haben könnte. Die Schilderungen des Fechtmeisters über die Ereignisse, die dazu geführt hatten, dass sie an Bord des Dampfschiffs eingesperrt wurde, waren von ihm nicht angezweifelt worden, und er erkundigte sich auch nicht nach ihrer Sicherheit und ihrem Wohlergehen. Von ihm kam allem Anschein nach nichts anderes außer Tadel und Sorge um die Schicklichkeit ihres Betragens. Eigentlich hatte sie auch kaum mehr als das von ihm erwartet, dennoch überraschte sie seine Gefühllosigkeit.
    Sie erholte sich jedoch gleich wieder von dieser schockierenden Erkenntnis, reckte trotzig das Kinn und atmete tief durch. Tränen, die sie nicht vergießen wollte, behinderten ihre Sicht auf die grauen Augen von Kerr Wallace. Ob er sich als Sieger fühlte, war ihm nicht anzusehen, aber ihr entging nicht, wie sein Gesicht einen ernsten Ausdruck annahm und er die Mundwinkel nach unten zog.
    Ihre Tante ließ sie los, holte ein Taschentuch hervor und tupfte sich die Augen. »Aber du wirst dir nichts aus dem Temperamentsausbruch deines Papas machen. Du weißt ja, wie er ist. Und ich bin überzeugt, er wird herkommen, um sich von dir zu verabschieden. Bis dahin müssen wir unbedingt etwas wegen deiner Kleidung unternehmen, ma chere. Wie konntest du dich nur in einem solchen Ensemble in die Öffentlichkeit wagen? Für eine Zwölfjährige ist das ja alles schön und gut, auch wenn ich es nie gemocht habe. Aber du bist zweiundzwanzig, also praktisch schon eine alte Jungfer. Ich dachte, solche Indiskretionen hättest du schon lange abgelegt.«
    Sonia kannte ihre Tante ebenso gut wie ihren Vater, daher wusste sie, dass diese Moralpredigt eigentlich nur ein nervöses Geplapper war, um ihre Unruhe und Sorge zu überspielen. »Ja, natürlich«, erwiderte sie ohne Betonung. »Vorausgesetzt, Monsieur Wallace gestattet uns die nötige Privatsphäre.«
    Ihre Tante fuhr herum und sah den Fechtmeister entrüstet an. »Sind Sie immer noch hier? M on Dieu, Monsieur, seh-en Sie denn nicht, dass Sie nicht länger gebraucht werden? Das hier ist die Kabine einer Lady, ohne deren Erlaubnis Sie nicht eintreten werden. Sonias Vater würde vielleicht über eine solche Vertrautheit hinwegsehen, die Sie sich angemaßt haben, aber ich tue das nicht. Stellen Sie das Gepäck ab und machen Sie, dass Sie wegkommen. Los, los, raus mit Ihnen!«
    Der Riese von Mann wurde rot — ein Phänomen, das zu beobachten ausgesprochen faszinierend war. Der Grund mochte zwar Verärgerung darüber sein, so zurechtgewiesen zu werden, doch alles sprach für Verlegenheit. Er nickte knapp, stellte das Gepäck in einer Ecke ab und zog sich zurück.
    »Augenblick noch!« Tante Lily folgte ihm mit wirbelnden Röcken und hielt ihm die ausgestreckte Hand hin. »Den Schlüssel, wenn ich bitten darf!«
    Wortlos überließ er ihn ihr. Sonia sah mit an, wie ihre Tante den Schlüssel entgegennahm und dann Kerr Wallace die Tür vor der Nase zuschlug. Es war ein Vergnügen, mit anzusehen, wie er weggeschickt wurde, doch es verschaffte ihr nicht ganz die Befriedigung, die sie sich davon versprochen hatte.
    »So, und nun erzähl

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