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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jennifer Blake
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Kinnbart und Stehkragen, der sich in hochtrabendem Gebaren mit einem recht sportlichen jungen Gentleman unterhielt, der einen flachen Strohhut und eine Jacke in schwarzem und grünem Hahnentrittmuster trug.
    »Noch nicht allzu viele Passagiere«, stellte Tante Lily fest.
    Sonia murmelte eine Erwiderung, doch ihre eigentliche Aufmerksamkeit galt der Laufplanke, die offenbar nur von einem einzigen Offizier in dunkler Uniform bewacht wurde. Seine Aufgabe schien es zu sein, Personen am Betreten des Schiffs zu hindern, die dort nichts zu suchen hatten. Was würde er wohl machen, überlegte sie, wenn sie einfach an ihm vorbeiging und das Schiff verließ?
    »Ich vermute, der junge Bursche mit dem Strohhut ist ein rechter Draufgänger«, flüsterte ihre Tante ihr zu. »Er erweckt den Anschein, findest du nicht auch? Recht kühn, aber zugleich abgestumpft und viel zu attraktiv.«
    »Wie?« Sonia hatte von dem fraglichen Gentleman kaum Notiz genommen, aber nun bemerkte sie seine dunkle Hautfarbe, den beherzten Gesichtsausdruck und einen gepflegten Schnauzbart. Bei seiner durchschnittlichen Größe wirkte sein schlanker Körper fast schon unterernährt. Vor einer
    Woche hätte sie ihn noch als breitschultrig bezeichnet, doch da hatte sie noch nicht Monsieur Wallace kennengelernt.
    »Auf diesen Schiffen sind üblicherweise ein paar Spieler unterwegs«, redete ihre Tante weiter und nickte wissend. »Der Captain sieht meist darüber hinweg, weil bestimmte Passagiere so etwas gegen ihre Langeweile an Bord tun können.«
    »Das kann ich mir vorstellen.«
    Sonia fiel es schwer, das gemächliche Tempo ihrer Tante zu wahren. Ihr Blick wanderte über die Stadt hin zum Place d´Armes mit den abbröckelnden spanischen Türmen der Kirche, über die Dächer der Stadthäuser entlang der Rue Royale und der Rue Chartres bis hin zur Glaskuppel des Hotel Saint Louis, die man zwischen den Baumwipfeln hindurch erkennen konnte. Sie gab vor, die Aussicht zu genießen, da sie befürchtete, Tante Lily könnte ansonsten ihre wahren Absichten durchschauen. Zwar würde sie nicht versuchen, Sonia aufzuhalten, doch sie würde protestieren, ihr hinterherrufen und die Umstehenden auf ihre Flucht aufmerksam machen. Genau das musste sie aber vermeiden, wenn sie eine Chance haben wollte, um zu entkommen.
    Über dem Place dArmes kreisten im gelblich grauen Kohlenqualm über der Stadt Tauben — die Nachfahren jener Tiere, die den Käfigen entwischt waren, aus denen Gentlemen holten, was den Tisch zum Abendessen zieren sollte. Händler priesen laut durcheinanderrufend auf den Stufen vor der Kirche und in den Arkaden des Cabildo Gemüse und Beeren, Blumen und Pralinen an. Drehorgeln wurden gespielt, Kinder tanzten zu den Klängen und hofften, sich so ein paar Picayunes zu verdienen. Besucher strömten in das Verwaltungsgebäude, um dort geschäftliche Angelegenheiten zu erledigen, anderswo standen Männer in kleinen Grüppchen zusammen,-redeten und gestikulierten dabei wild. Auf dem freien Paradeplatz mit seinen Geschützständen schien irgendeine Versammlung stattzufinden, da die
    Männer aus den flussabwärts gelegenen Baracken strömten und sich in Reih und Glied aufstellten.
    Sollte sich Kerr Wallace irgendwo in der Menge aufhalten, so konnte sie diesen hochgewachsenen Gentleman jedoch nirgends entdecken.
    »Vielleicht ist er nur ein Plantagenbesitzer von weiter flussaufwärts«, sagte ihre Tante und berührte leicht ihren Arm. »Wir müssen unvoreingenommen sein, auch wenn ich zugeben muss, dass er sehr nach einem Schuft aussieht. Vermutlich werden wir bald seine Bekanntschaft machen, da er unablässig zu dir schaut, chere .«
    Sonia wurde klar, dass ihre Tante noch immer den sportlichen Gentleman zum Thema hatte. Einen Moment lang war sie der festen Meinung gewesen, sie meine den Kaintuck. »Tatsächlich?«
    Wieder tippte Tante Lily ihr auf den Arm. »Du musst mehr auf deine Umgebung achten, vor allem in der Gegenwart von Gentlemen. Man weiß nie, wann einer von ihnen versucht, sich dir zu nähern. Das habe ich dir schon tausendmal gesagt.«
    »Ja, Tante Lily.«
    Die Antwort war rein mechanisch, da ihre Aufmerksamkeit längst einem recht großen Mann galt, der nahe der Lautplanke in einem Liegestuhl saß und dessen Gesicht von einem Nachrichtenblatt verdeckt wurde. Noch bevor er die Zeitung herunternahm, stutzte sie.
    »Ah, da ist Monsieur Wallace.« Ihre Tante begann zu lächeln. »Wir hätten wissen müssen, dass er nicht weit weg sein kann.«
    Es handelte

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