Duell der Liebe
entwischen. Und wenn Sie sich krümmen wie ein Wurm, gefällt mir das sogar. Sie sollten mir endlich die Wahrheit sagen. «
Sie öffnete den Mund, um ihm zu antworten, hielt dann plötzlich den Kopf still und flüsterte: »Er ist hier. Er wartet auf mich. «
»Er ist schon eine ganze Weile hier. Macht mehr Lärm als La … «
Sie sah ihn mit flehenden Augen an. »Bitte, lassen Sie mich los. Bitte. Aus dem Grunde meines Herzens flehe ich Sie an… «
»Vielleicht ist dieser Mann tatsächlich Ihr Liebhaber. Vielleicht haben Sie sich nur heimlich hierhergeschlichen, damit General Yovington nichts davon erfährt. «
»Tragen Sie Ihren ganzen Verstand in der Hose mit sich herum? « zischte sie. »Regt sich bei Ihnen nur das? « Sie deutete auf seinen Körper.
Er sah sie überrascht an. »Es gibt vieles, was mir mehr bedeutet als… das da. «
»Er geht wieder fort. O mein Gott, er geht wieder. « Maddie versuchte mit aller Macht, sich zu befreien.
Er ließ sie eine Weile gewähren, fasziniert von der Tatsache, daß sie ihm so heftig Widerstand leistete. Er konnte sie mühelos festhalten, aber die Begegnung mit diesem Fremden mußte für sie sehr, sehr wichtig sein.
»Alles«, sagte sie mit einer von Tränen, Verzweiflung und Wut erstickten Stimme. »Ich gebe Ihnen alles , wenn Sie mich jetzt allein zu ihm gehen lassen. Geld. Juwelen. Ich werde… werde… « Sie schaute ihm in die Augen. »Ich gehe auch mit Ihnen ins Bett, wenn Sie mich eine halbe Stunde mit ihm alleinlassen. «
Er gab sie frei und setzte sich hin. »Gehen Sie«, sagte er leise. »Ich gebe Ihnen eine halbe Stunde Zeit. Dann komme ich nach. Verstanden? «
Tränen schossen ihr in die Augen. »Danke«, murmelte sie und lief den steilen Hang hinauf, stolperte dabei über abgebrochene Äste, fiel gegen einen Stein und verletzte sich an beiden Händen, aber sie kletterte unbeirrt weiter.
Er sah ihr nach, bis sie aus seinem Blickfeld verschwand, lehnte sich dann an einen Baum und lauschte. Er hörte, wie sie mit dem Unbekannten zusammentraf, und lächelte. Irgendwie war es für ihn eine kleine Genugtuung, zu wissen, daß sie bekommen hatte, wonach sie so sehr verlangte.
Aber was war für diese Frau so ungemein wichtig? Und warum tummelten sich so viele Leute in ihrer Nähe? Je länger er sie kannte, um so mehr kam sie ihm wie das Auge eines Taifuns vor, der Menschen und Ereignisse anzog und im Kreis herumwirbelte. Er fragte sich, ob sie über die Männer, die sie heimlich beobachteten, und über den Indianer und den einzelnen Mann, der ihr in noch größerem Abstand folgte, Bescheid wußte.
Er lauschte und vernahm, daß der Unbekannte, mit dem sie sich getroffen hatte, die Stimme erhob. Im Nu war er auf den Beinen. Wer auch immer dieser Unbekannte war - Verwandter, Freund oder Feind - ’Ring würde nicht zulassen, daß er ihr etwas antat.
’Ring war noch keine zehn Schritte gegangen, als sich ein Pfeil in den Baum vor ihm bohrte. Sofort ließ er sich auf den Boden fallen und tastete nach seinem Revolver. Plötzlich erinnerte er sich, daß er ihn gar nicht bei sich trug.
Er schaute sich um, konnte jedoch niemanden sehen oder hören. Der Pfeil war eine Warnung, das wußte er, sonst hätte er ihn nicht verfehlt. Aber eine Warnung wovor? Daß er sich von dieser Frau fernhalten sollte? Und falls ja, warum hatte der Indianer keinen Pfeil abgeschossen, als er mit ihr am Boden gerungen hatte? War der Pfeil eine Aufforderung, die Frau mit dem Unbekannten alleinzulassen?
Langsam und vorsichtig, während er mit Blicken die Bäume ringsum nach dem Indianer absuchte, stand er auf, legte die Hand auf den Pfeil und zog ihn aus dem Stamm. Ein Crow, dachte er. Seltsam, denn die Crows waren keine gewalttätigen Indianer. Tatsächlich nahmen sie die Weißen meistens freundlich auf. ’Ring wußte, warum. Die Weißen brachten herrliche Sachen mit, die die Crows stehlen konnten - und die Crows waren Diebe allerersten Ranges. ’Ring hatte gehört, daß sie einem Reiter das Pferd unter dem Hintern wegstehlen konnten, ohne ihn erst aus dem Sattel zu bemühen.
Er betrachtete den Pfeil mit der kleinen Stahlspitze. Die Indianer bevorzugten inzwischen Feuerwaffen, benützten aber noch häufig Pfeile, wenn sie keinen Lärm machen wollten. Diesen Indianer schien es nicht zu stören, daß ’Ring von seiner Anwesenheit wußte, aber entweder wollte er nicht, daß die Frau davon erfuhr, oder sie war informiert. Und der Indianer wünschte offenbar nicht, daß ’Ring das
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