Duell der Liebe
zugehört. Warum also einen zweiten Versuch unternehmen?
»Das ist seltsam; Miss Honey redet Sie nur mit Maddie an, und Ihre Koffer tragen die Initialen >MW<. «
»Wenn Sie es schon genau wissen wollen: LaReina ist mein Mittelname. Ich heiße Madelyn LaReina… « Sie grübelte, um sich einen passenden »lankonischen« Nachnamen einfallen zu lassen.
»Kein Nachname? Ist das in Königshäusern nicht üblich? Oder in Fürstenhäusern? Sind Sie mit dem König verwandt? «
»Er ist ein Vetter dritten Grades«, sagte sie, ohne mit der Wimper zu zucken. Es war verblüffend, daß ihr die Lügen immer leichter über die Lippen kamen.
»Mütter-oder väterlicherseits? «
Sie öffnete den Mund, um zu antworten, aber er fuhr, ohne auf sie zu achten, fort: »Das war eine dumme Frage. Er müßte ja väterlicherseits mit Ihnen verwandt sein, weil sich sonst der Titel nicht in Ihrer Familie vererben würde. « Seine Augen funkelten. »Falls in Lanconia nicht die mütterliche Erbfolge gilt oder Ihre Mutter einen von diesen seltenen Titeln besitzt, den eine Frau erben kann. In diesem Fall dürfte Ihr Vater wiederum den Titel seiner Frau gar nicht annehmen. « Er schwieg, als die Kutsche einen Satz machte. »Aber wenn Sie inzwischen den Titel geerbt haben, sind vermutlich Ihre beiden Eltern tot, und es gilt die matriarchalische Erbfolge. «
»Schauen Sie nur«, sagte Maddie, »dort draußen ist ein Elch. Vielleicht kann ich mir morgen abend nach der Vorstellung die Gegend ein wenig ansehen. Hier ist alles so anders als in meiner Heimat. «
»Was ist es nun? «
»Was ist nun was? « fragte sie, obwohl sie genau wußte, wonach er sie gefragt hatte.
»Geht Ihr Titel auf eine matriarchalische Erbfolge zurück? «
Sie knirschte mit den Zähnen. Wenn dieser Mann auch keine Vorzüge besaß - hartnäckig war er bestimmt. »Wir sind hier in Amerika. Solange ich in diesem Land bin, möchte ich so amerikanisch wie möglich sein. Das Dasein einer Herzogin ist so… so… «
»So voller Verpflichtungen? «
»Richtig. Sie haben es erfaßt. Das Leben im Palast war sehr langweilig. Ich habe mich schon immer nur für den Gesang interessiert und den ganzen Tag mit Madame Branchini verbracht. Nur mein Musikunterricht war mir wichtig. « Endlich war etwas Wahrheit an dem, was sie ihm erzählte. Sie rückte ihren Hut zurecht. Vielleicht würde er endlich still sein, wenn sie ihm eine Geschichte erzählte. »Nachdem ich einmal außerhalb von Paris drei Abende hintereinander I Puritani gesungen hatte, lud mich ein russischer Fürst zu einer Dinnergesellschaft in sein Haus ein. An jenem Abend saßen ungefähr ein halbes Dutzend Frauen an der Tafel - Damen aus dem englischen und französischen Hochadel und eine schöne, traurig aussehende russische Prinzessin. Der erste Gang war eine herrliche dicke Cremesuppe mit ein bißchen Sherry, und als wir die Suppe gegessen hatten, fand jede Dame eine Perle auf dem Grund der Tasse. Eine schöne, große Perle. «
’Ring musterte sie eine Weile nachdenklich. »Nach einer Kindheit in einem Herzogspalast und Dinners mit Perlen in den Suppentellern sind Sie nach Amerika gekommen. Dieses Land muß doch für Sie ein Abstieg sein nach der glanzvollen Zeit an Opernhäusern und Fürstenhöfen. «
»Es ist nicht so übel. Ich meine, Amerika und die Amerikaner haben eine Menge für sich. «
»Es ist sehr gütig von Ihnen, so etwas zu sagen, aber eine Lady wie Sie… Sie sind doch an Champagner gewöhnt, an Rosen und Kavaliere, die Ihnen Juwelen schenken. «
»Nicht eigentlich«, sagte sie. »Mir ist es lieber, wenn es nicht so ist. Schließlich habe ich das alles mein Leben lang gehabt. Als Kind mußte ich sogar eine kleine Krone tragen, wenn ich in der Öffentlichkeit erschien. « Es ist ein Wunder, daß Gott mich nicht mit einem Blitz erschlägt, dachte sie.
Er sah sie lächelnd an. »Und welche Titel haben Ihre Schwestern? «
Sie wußte, daß das eine Falle war. Obwohl sie wenig von aristokratischen Titeln wußte, so war ihr doch eines klar: Es gab immer nur eine Herzogin in einer Familie. »Ich habe schreckliche Kopfschmerzen, Captain. «
»Soll ich Ihnen wieder den Kopf massieren? «
»Ebensogut könnte ich mit einer Klapperschlange spielen«, antwortete sie, legte den Kopf zurück und schloß die Augen. Sie öffnete sie nicht einmal, als sie sein leises Lachen hörte. Sie war sich nicht sicher, was für ein Spiel er mit ihr veranstaltet hatte, aber irgendwie hatte sie das Gefühl, daß sie als
Weitere Kostenlose Bücher