Duell der Liebe
Augen und betete, daß Gott ihr Kraft geben möge. Vielleicht sollte sie vernünftig mit ihm reden und ihm versichern, daß ihr niemand etwas zuleide tun wollte. Aber sie konnte ihn nicht davon überzeugen, ohne ihm mehr zu verraten, als sie eigentlich wollte. Schließlich traten sie zusammen den Weg durch die Stadt an. Maddie versuchte ihren Begleiter zu ignorieren, aber es war gar nicht so leicht, einen Mann zu übersehen, der fast einsneunzig groß war und ihrer Schätzung nach zweihundert Pfund wiegen mußte.
Da man in Denver City nur selten einer Frau begegnete, die nicht verkäuflich war, erregte sie ein beträchtliches Aufsehen, als sie über die breiten Lehmpfade ging, die hier als Straßen dienten. Sie blieb an den primitiven Tischen stehen, die vor einigen Zelten aufgebaut waren und auf denen Waren von der Ostküste lagen. Oft verkauften Leute im Osten ihre ganze Habe, um sich ein Gespann und die nötige Ausrüstung für die Reise zu den Goldfeldern besorgen zu können. Und wenn sie hier eintrafen, verkauften sie ihren Wagen und ihre Ausrüstung für ein paar Siebe und Schaufeln und vielleicht für ein Stück Land an einem Fluß.
Maddie betrachtete einige Laternen und nahm dann einen hübschen Spitzenkragen in die Hand. Als sie ihn begutachtete, blieben drei Goldschürfer bei ihr stehen, die Hüte gegen die Brust gepreßt, und starrten sie an. Sie drehte sich um und lächelte ihnen zu. »Guten Morgen. «
Die Männer gaben ihren Gruß mit einem Nicken zurück.
»Haben Sie schon Gold gefunden? «
Einer der drei Männer griff in seine Tasche, aber als er die Hand wieder herausziehen wollte, war Captain Montgomery bei ihm und legte seine große Hand auf den Arm des Mannes.
Maddie war dieser Vorfall nicht nur peinlich, sondern er empörte sie auch. Sie faßte nach dem Handgelenk des Captain, sagte: »Entschuldigen Sie, meine Herren«, und wandte sich ab.
»Er hätte einen Revolver in der Tasche tragen können«, sagte ’Ring hinter ihr. »Ich wollte Sie nur vor Gefahren bewahren… «
»Gefahren? Das sind doch nur ein paar einsame Goldgräber! « Sie wirbelte herum. »Gehen Sie, Captain Montgomery! Lassen Sie mich gefälligst in Ruhe! «
»Ich werde Sie beschützen, egal was ich dafür tun muß oder wie unangenehm es für uns beide auch sein mag. «
Das war der Gipfel der Unverschämtheit. Jetzt tat er so, als wäre es für ihn eine Last, seine Zeit in ihrer Gesellschaft zu verbringen. Sie ging vor ihm, die Hände an den Seiten zu Fäusten geballt. Viele Menschen blieben stehen und betrachteten neugierig die hochgewachsene, elegante Frau, der ein noch größerer Mann folgte. Die Männer grinsten und stießen sich gegenseitig an, denn sie konnten unschwer erkennen, daß die Frau sehr wütend war.
Jetzt werde ich auch noch zum Gespött der Leute, dachte Maddie. Womit habe ich das verdient? Warum mußte mein Leben eine so unglückliche Wendung nehmen?
In diesem Augenblick faßte sie den Entschluß, die blamable Komödie ein für allemal zu beenden. Sie drehte sich um und sagte mit ihrem süßesten Lächeln: »Captain Montgomery, ich habe Hunger. «
»Aber Sie haben doch gerade gegessen! «
Wo waren nur die Männer geblieben, die Frauen jeden Wunsch von den Augen ablasen? »Richtig, aber jetzt bin ich wieder hungrig. Könnten wir nicht irgendwo einkehren? «
Er blickte über ihren Scheitel hinweg. Tatsächlich war er selbst hungrig wie ein Wolf. Er hatte die ganzen letzten Tage von Dörrfleisch und hartem Armeezwieback gelebt, während sich Maddie an Frischfleisch und - was noch besser war - frischem Gemüse delektiert hatte. Aber nachdem sie ihn mit dem Opium in ihrem Whisky außer Gefecht gesetzt hatte, wagte er nicht mehr, etwas zu sich zu nehmen, was sie ihm anbot. »Dort drüben ist eine Garküche auf Rädern, wo man auch Lebensmittel kaufen kann. «
In wenigen Sekunden kam er mit Tellern und einem frischen Brotlaib, den er bei Edith abliefern sollte, zurück. Sie lächelte ihn an. »Könnten Sie das bitte so lange für mich halten, während ich mal kurz auf die… Sie wissen schon… gehe? «
Er schaute auf die mit Roastbeef, Kartoffeln, Maisbrot und Erbsen beladenen Teller. Er hörte kaum, was sie sagte, nickte und setzte sich auf eine Bank neben dem Wagen. Er war so hungrig, daß er seinen Teller bereits leer gegessen und ihren Teller schon zur Hälfte abgeräumt hatte, bevor ihm auffiel, daß sie schon ziemlich lange weg war.
»Zum Henker mit ihr«, murmelte er. »Zum Henker mit mir,
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