Duell der Liebe
haßte die Männer und ihr dummes Gerede von Krieg und Kampf-die Männer, die ein Kind in ihre Gewalt gebracht hatten, um es als Instrument für den Krieg zu benützen, den sie anzetteln wollten. Sie haßte die Goldgräber, die zwar ihre Stimme mochten, aber ihr genauso gern in den Ausschnitt sahen. Und am allermeisten haßte sie ’Ring Montgomery, weil er…
Sie wußte zwar nicht, aus welchem Grund sie ihn haßte, aber daß sie ihn haßte, war klar. Ein Teil von ihr verabscheute sogar ihren Vater, weil er ihr so nahe war, ihr aber nicht zur Hilfe kam.
Sie war so sehr in ihre Gedanken vertieft, daß sie zu Tode erschrak, als ein kräftiger Arm sie um die Taille faßte und eine Hand sich gleichzeitig auf ihren Mund legte. Diese Aktion rief sogleich eine Gegenreaktion bei ihr hervor. Es war so, als wäre sie ein Pulverfaß, und jemand hätte die Lunte angezündet. Plötzlich wurde sie zu einem Bündel geballter Energie, das zu treten, zu schlagen, zu kratzen und zu beißen anfing. Und es gelang ihr, die Zähne in die Handfläche zu schlagen, die ihren Mund verdeckte.
»Ich bin es«, hörte sie Captain Montgomery sagen. »Ich bin es nur. «
Das besänftigte sie keineswegs. Kaum hatte er die Hand, in die sie gebissen hatte, von ihrem Mund genommen, schrie sie. »Ich will Sie hier nicht haben! Ich hasse Sie! Verschwinden Sie! « Und sie fuhr fort, ihn zu treten und zu kratzen.
Er umschlang sie und preßte ihre Arme an ihren Oberkörper. Das hinderte sie jedoch nicht daran, ihm gegen die Schienbeine zu treten. Und deshalb warf er sie zu Boden und drückte ein Bein über ihre Beine.
»Ruhig«, redete er behutsam auf sie ein und streichelte ihr das schweißnasse Gesicht. »Es ist ja alles gut. Sie sind jetzt in Sicherheit. «
»In Sicherheit? « schrie sie ihm ins Ohr. »Ich war viel sicherer in der Gesellschaft von Berglöwen. Warum schlafen Sie eigentlich nicht mehr? Ich dachte, ich hätte Ihnen so viel Opium gegeben, daß Sie nie mehr aufwachen. «
»Dafür reichte es nicht. Lassen Sie das jetzt«, sagte er, als sie ihn wieder beißen wollte. Er legte seine mit Stoppeln bedeckte Wange an ihr Gesicht. »Ich bin jetzt bei Ihnen, und Sie sind in Sicherheit. «
Maddie hörte auf, sich gegen ihn zu wehren. Sie mußte aufgeben, weil er sie so fest umklammert hielt, daß sie sich nicht mehr bewegen konnte. Aber der Zorn wütete noch immer in ihr. »Lassen Sie mich los! Gehen Sie, und lassen Sie mich allein. Ich brauche Sie nicht. «
Er bewegte sich keinen Millimeter und hielt sie so fest wie zuvor. »Natürlich brauchen Sie mich. Sagen Sie mir, was passiert ist. Sagen Sie mir, was Sie getan haben und wo Sie gewesen sind. «
Sie war sich im klaren, daß sie ihm nichts verraten durfte. Niemandem konnte sie das sagen. Und wenn Hears Good vor ihr erschienen wäre, hätte sie es ihm nicht anvertrauen können. »Ich kann es Ihnen nicht sagen«, schimpfte sie, mußte aber zu ihrem Schrecken feststellen, daß sich ein Schluchzen in ihre Stimme mischte. »Selbst mit meinem Vater kann ich nicht darüber reden. «
Er bewegte den Kopf und sah sie an. »Mir können Sie vertrauen«, flüsterte er.
Diese Worte trieben ihr die Tränen in die Augen. Sie versuchte sie hinunterzuschlucken, aber es gelang ihr nicht. Sie bemühte sich, ihren Zorn wieder anzufachen, aber auch damit hatte sie keinen Erfolg - im Gegenteil, sie war froh, ein menschliches Wesen neben sich zu spüren. Sie hatte das Alleinsein satt. »Ich kann mein Geheimnis niemandem preisgeben. « Und dann gab es kein Halten mehr - die Tränen flossen in Strömen über ihre Wangen.
’Ring lockerte seinen Griff und umarmte sie behutsam. Er lehnte sich an einen Baum und wiegte sie wie ein kleines Kind. »Wein dich aus, mein Herz. Du hast es verdient, dich auszuweinen. «
Seit Laurels Entführung hatte Maddie es sich nicht gestattet, zu weinen. Sie war sehr tapfer und stark gewesen, als sie sich sagte, daß sie tat, was getan werden mußte. Aber sie hatte vielleicht nur tapfer sein können, weil sie hoffte, daß ihr Laurel zurückgegeben und dieser Alptraum enden würde. Doch nach der letzten Begegnung mit diesem Mann war ihre Hoffnung fast erloschen.
’Ring strich über ihr Haar und hielt sie fest und sicher in seinen Armen, während sie schluchzte. Er hatte gesagt, daß sie nun in Sicherheit sei, und tatsächlich fühlte sie sich viel besser. Und als ihr Kopf etwas klarer wurde, war sie ihm dankbar, daß er ihr keine Vorwürfe machte, weil sie ihn zum zweitenmal mit
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