Duell der Liebe
Opium betäubt hatte. Sie versuchte, sich seiner Umarmung zu entziehen. Die Situation war ihr schrecklich peinlich. Sie richtete sich auf. »Tut mir leid, Captain. Ich tue so etwas gewöhnlich nicht. «
Er schob eine Haarsträhne hinter ihr Ohr und reichte ihr sein Taschentuch. Maddie war froh, daß man in der Dunkelheit nicht sah, wie rot sie wurde. Sein Hemd war bis zum Gürtel naß, und auch auf seinem Jackett waren feuchte Flecken.
Sie schneuzte sich, und dieses so wenig damenhafte Geräusch brachte sie noch mehr in Verlegenheit. »Ich kann mich sonst wirklich besser beherrschen. Ich… «Ihre Stimme verebbte, da sie nicht wußte, wie sie den Satz beenden wollte. ’Ring zog sie wortlos in seine Arme und legte ihren Kopf an seine Brust.
Sie versuchte von ihm abzurücken, aber diesmal war es kein ernsthafter Versuch, und er mußte sich nicht besonders anstrengen, sie festzuhalten.
»Ich schätze, es haben sich nicht viele Frauen an ihrer Brust ausgeweint, nicht wahr, Captain? Ich denke, daß die meisten Frauen bemüht sind, sich Ihnen von ihrer besten Seite zu zeigen«, sagte sie spöttisch, um ihre Verlegenheit zu verbergen.
Er schwieg so lange, daß ihr jetzt diese Grobheit peinlich wurde. Sie lag regungslos an seiner Brust, lauschte seinem Herzschlag und verdrängte den Gedanken an Laurel.
»Tatsächlich«, sagte er bedächtig, »hielt ich meine Schwester Ardis so in den Armen, nachdem Davy gestorben war. Sie weinte damals. «
Maddie gab ihm Zeit, um die Geschichte zu erzählen, wenn er es wünschte. Sie wollte nicht von ihm wegrücken und war froh, sich mit Problemen anderer beschäftigen zu können.
»Wer war Davy? «
»Davy war der Sohn einer Frau, die für uns arbeitete. Ihr Mann starb noch vor Davys Geburt, und so wurden wir zu ihrer Familie. In unserer Familie gab es so viele Kinder, daß immer viel zu tun war. Meine Schwester Ardis wurde zwei Tage vor Davy geboren, und die beiden wuchsen zusammen auf. Sie spielten zusammen, schliefen in einem Zimmer und lernten ihre ersten Gehschritte, indem sie sich gegenseitig stützten. « Er blickte ins Dunkle und lächelte. »Ich meine, es war schon ein bißchen ungewöhnlich, wie sehr die beiden
sich selbst überlassen blieben, aber meine Mutter brachte fast jedes Jahr ein Kind zur Welt, und da war wohl jeder froh, daß Ardis nicht ständig beaufsichtigt werden mußte. Ich war der Älteste, und die Kleinen hingen mir ständig am Rockzipfel -nur Ardis ließ mich in Ruhe. « Er holte tief Luft und strich über Maddies Haar. »Vor drei Jahren, als Ardis siebzehn wurde, erhielt ich einen Brief von ihr, in dem sie mich bat, zu ihrer Hochzeit mit Davy nach Hause zu kommen. « Er lächelte. »Sie hätten die beiden sehen sollen. Sie waren wie eine Welt für sich. Sie redeten ständig miteinander, aber wenn sich ein anderer mit ihnen unterhalten wollte, hatten sie nichts zu sagen. Ich freute mich sehr, daß Ardis mich zu ihrer Hochzeit einlud. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich bezweifelt, daß für sie neben Davy noch ein anderer Mensch auf der Welt existierte. «
»Sie sind also nach Hause gefahren? «
»Natürlich. Ich traf drei Tage vor der Hochzeit in Warbrook ein. Meine Mutter war außer sich vor Nervosität. Ardis war das erste ihrer Kinder, das in den Ehestand trat. Ardis war die gefaßteste Person von allen. Sie war nur ein bißchen aufgeregt, als meine Mutter ihr sagte, daß sie Davy die letzten vierundzwanzig Stunden vor der Hochzeit nicht sehen dürfe. Ich glaube nicht, daß Ardis auch nur eine Stunde ihres Lebens ohne Davy an ihrer Seite verbracht hatte, und der Gedanke, daß sie einen Tag ohne ihn verbringen sollte, gefiel ihr ganz und gar nicht. Wenn es nach ihr gegangen wäre, denke ich, hätte sie lieber die Hochzeit abgeblasen, als einen ganzen Tag auf Davys Gesellschaft zu verzichten. « ’Ring schwieg einen Moment. »Davy gefiel dieser Gedanke ebensowenig. Er sagte nicht viel - das tat er nie -, aber wir glauben, daß er deshalb ganz allein zur Geisterinsel gerudert ist. «
»Geisterinsel? «
»Warbrooke liegt an der Spitze einer Halbinsel, und ihr sind eine Reihe von Inseln vorgelagert. Die Geisterinsel wird angeblich von einigen Gespenstern heimgesucht, von denen eines eine schwarze Maske trägt. Die Jungs bringen oft Mädchen dorthin, um sie zu erschrecken. «
»Haben Sie das getan? «
»Nein. «
»Was geschah mit Davy? «
»Wir wissen es nicht. Er kam nicht mehr von der Insel zurück. Als er nicht zur Trauung erschien, wußten wir,
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